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Christoph Lehmann
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Frage von Tim W. •

Frage an Christoph Lehmann von Tim W. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Dr. Lehmann,

als jemand der seit den 80er Jahren CDU-Mitgliedin Berlin ist habe ich vor allem 2 Fragen an Sie:

1) Wie bewerten Sie die Tatsache, daß es unsere Partei bei diesen Wahlen fertiggebracht hat, mit einem Spitzenkandidaten anzutreten der WEDER für die deutsche Wiedervereinigung NOCH für Berlin als Hauptstadt bzw. Regierungssitz gewesen ist? Wie bewerten Sie die Tatsache, daß wir einen Mann zum Regierenden Bürgermeister wählen sollen der in der wichtigsten Stunde die diese Stadt seit dem Zweiten Weltkrieg erlebt hat, in der entscheidenden Abstimmung einer der entschiedensten Bonn-Befürworter gewesen ist? Friedbert Pflüger als Spitzenkandidat ist wohl das größte Eigentor in der Geschichte unserer Partei.

2) Wie bewerten Sie die Tatsache, daß die CDU-Fraktion zusammen mit den übrigen Parteien des Abgeordnetenhauses, darunter die umbenannte SED, eine Erklärung gegen die Rechtsparteien verabschiedet hat, mit der sie sich in die altbekannte "Einheitsfront gegen Rechts"-Taktik der Post-Kommunisten einbinden läßt? In einer Erklärung zumal, die sich ausschließlich gegen Rechtsextremismus richtet, in der die SED/PDS/Linkspartei aber wie selbstverständlich zu den demokratischen Parteien gezählt wird? Ist der Union ein "antifaschistischer" Aktionismus wichtiger als die Abgrenzung zu der Partei der Stasispitzel die immer unverhohlener SED-Verbrechen verharmlost und Opfer verhöhnt?

Mit freundlichen Grüßen
Tim Warnholz

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Warnholz,

richtigerweise weisen Sie darauf hin, dass Herr Pflüger gegen den Hauptstadtbeschluss gestimmt hat, wenn auch meines Wissens nicht gegen die Wiedervereinigung. Mich persönlich interessiert die Frage, was jemand vor vielen Jahren gedacht hat, nur am Rande. In den letzten Jahren jedenfalls - lange vor seiner Nominierung zum Spitzenkandidaten - hat Pflüger klar zu erkennen gegeben, wie er zu Berlin heute steht, und allein das ist wirklich wichtig für mich. Auch Politiker haben das Recht, aus Erfahrung klug zu werden.

Als Partei wenden wir uns gegen jede Form von Rechtsradikalismus. Sie wissen sicherlich, dass die Ursprünge der Union ihre Wurzeln auch im Widerstand und der klaren Abwendung vom Nationalsozialismus liegen. Selbstverständlich gab und gibt es nicht nur politische Verbrechen mit rechtsradikalem Hintergrund. Auch das SED-Regime war verbrecherisch und menschenverachtend. Ich teile Ihre Meinung, dass wir uns auch vor der Verharmlosung der Gefahr des Linksradikalismus hüten müssen.

Ob diese Klassifizierung heute noch für alle Teile der PDS gilt, daran kann man zweifeln. Allerdings kann es auch nicht richtig sein, eine gute Sache (hier das Eintreten gegen Rechtsradikalismus) nicht mitzumachen, nur weil bestimmte andere aus welchen Gründen auch immer diese Ziele teilen.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Christoph Lehmann