Frage an Christoph Lehmann von Angela G. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Lehmann,
dem Tagesspiegel vom 15.8.06 ist zu entnehmen, dass die CDU etliche rot-rot Bildungsreformen - im Falle eines Wahlsieges - "zurückdrehen" will. Besonders hervorgehoben werden die "Lernmittelfreiheit" und die "Vorklassen".
Meine Fragen:
Welche Summen würden alleine für den Bezik Wilmersdorf für diese Änderungen aufgebracht werden müssen?
Welche Summen für ganz Berlin? Wie soll das finanziert werden, d.h. in welchen anderen Bereichen würden Kürzungen vorgenommen werden?
Welche weiteren - im Artikel steht "etliche" - Änderungen der rot-roten Bildungsreformen werden (falls die Wahl gewonnen wird) von der CDU vorgenommen?
Weiterhin wird in diesem Artikel aus Ihren Reihen erklärt, dass man den Stundenausfall durch bessere Behandlung der Lehrer/Lehrerinnen entgegenwirkt. Da ich Lehrerin bin, interessiert es mich natürlich sehr, wie diese "bessere Behandlung" aussehen soll.
Mit freundlichen Grüßen
Angela Garling
Sehr geehrte Frau Garling,
ich danke Ihnen zunächst für Ihre sehr detaillierte Frage, auf die sich leider nicht in zwei Sätzen antworten lässt. Ich werde es dennoch in aller Kürze versuchen.
1. Zu den Kosten
Wir planen eine Pflicht zum Besuch von Vorklassen bei fehlenden Deutschkenntnissen. Ich persönlich würde generell die Wiedereinführung von Vorklassen begrüßen, die sich meines Erachtens bewährt haben. Zusätzliche Kosten dürften dafür nicht entstehen, da die Kinder in den Kindertagesstätten ebenfalls betreut werden und der Kostenbeitrag der Eltern für dieses Jahr ebenfalls entfällt.
Wir wollen ferner die Lehr- und Lernmittelfreiheit wieder einführen. Die kostet ungefähr 7,5 Mio. Euro im Jahr. Nach unseren Schätzungen dürfte der Verwaltungsaufwand in den Schulen für das gegenwärtige System einen wesentlich höheren Betrag verschlingen. Außerdem werden durch die gegenwärtige Praxis gerade Familien mit mehreren Kindern erheblich belastet.
Wer - wie der Regierende Bürgermeister - populistisch über die Beitragsfreiheit der Kindertagesstätten nachdenkt, sollte vielleicht erst einmal über die Rücknahme von unnötigen zusätzlichen Belastungen im Kleinen nachdenken.
Gestatten Sie mir zu den Kosten auch noch eine persönliche Bemerkung: Für mich ist Schule nicht einfach ein Verwaltungsbereich wie jeder andere. In der Schule geht es um die Zukunftschancen unserer Kinder. Kein noch so großer Sparzwang darf dazu führen, dass wir unsere Kinder ihrer Zukunftschancen berauben.
2. Weitere geplante Maßnahmen
Im Falle eines Wahlsieges werden wir die Einführung der flexiblen Eingangsstufe rückgängig machen, Deutschförder- und Sprachkurse vor Eintritt in die Schule einführen, den für alle verpflichtenden Ethikunterricht zu einem Wahlpflichtfach Ethik/Religion umgestalten und in jedem Fall das gegenwärtige mehrgliedrige Schulsystem erhalten.
3. Förderung der Lehrerschaft
In der Tat sind wir der Auffassung, dass die Lehrerschaft insgesamt besser behandelt werden muss. Wir haben die Einstellung von 800 neuen Lehrern gefordert, um dem Unterrichtsausfall entgegenzuwirken. Ferner soll die Unterrichtsverpflichtung an die tatsächliche Arbeitsbelastung der Lehrer angepasst werden, was zu einer differenzierten Pflichtstundenregelung führt. Wir wollen mehr Referendarstellen schaffen, um der Pensionierungswelle in den nächsten Jahren entgegenwirken zu können. Ferner fordern wir mehr Verwaltungspersonal für die Schulen, damit sich die Lehrer ihren eigentlichen Aufgaben widmen können.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Christoph Lehmann