Frage an Christine Raithel von Matthias H. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Guten Tag Fr. Raithel,
Wie stehen Sie zu dem Vorschlag für sterbende Dörfer einen Entschädigungsfond einzurichten, die es den Bewohnern ermöglicht in die nächste größere, infrastrukturell besser ausgestattete Ortschaft zu ziehen. Das alte Dorf würde aufgegeben werden und die Natur könnte sich dieses Gebiet zurück holen. Auf Dauer würden die Entschädigungen weniger Kosten verursachen, als eine komplette Infrastruktur für eine Hand voll Menschen zu unterhalten. Außerdem würde dies den Flächenfraß andernorts wieder ausgleichen.
Sollten Sie auch die kleinen, sterbenden Dörfer erhalten möchten:
Welche Maßnahmen wären ihrer Ansicht nach dazu zu ergreifen?
Mit schnellem Internet und einen Landarzt wird es nicht getan sein.
Mit freundlichen Grüßen,
M. H.
Guten Tag Herr H.,
Dass es in Bayern einer anderen Struktur- und Regionalpolitik bedarf, steht außer Frage.
Wir wollen Menschen nicht vorschreiben, wo sie leben sollen. Zudem würde eine solche Maßnahme auch nicht im Einklang mit dem Grundgesetz Artikel 2 – Freie Entfaltung der Persönlichkeit, Recht auf Leben, körperliche Unversehrtheit, Freiheit der Person und Artikel 11 – Freizügigkeit stehen.
Und Ja, sie haben Recht, mit schnellem Internet und dem (absolut notwendigen) Landarzt alleine ist es nicht getan.
Es bedarf einer Infrastruktur, die das Leben in den Dörfern ermöglicht. Dorfläden (auch als Genossenschaft der Dorfbewohner selbst), Gemeindehäuser und/oder ein Gasthaus als öffentlicher Raum, ein attraktiver ÖPNV und auch die Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe wären hier Dinge, die umgesetzt werden müssten.
Ausgehend von Finnland und Schweden hat sich in Europa eine Dorfbewegung als soziale Bewegung gegründet, die z. B. in Brandenburg aktiv ist. Mehr dazu finden Sie unter
http://www.lebendige-doerfer.de/seite/7104/europäische-erfahrungen.html
Sollte es solche Ansätze für Selbstorganisierung in Bayern bzw in unserer Region geben, so werde ich diese sowohl als MdL als auch außerparlamentarisch unterstützen.
Dass wir eine andere Art des Produzierens und Konsumierens in D benötigen, zu der auch die Minderung des Flächenfrasses gehört, das ist Konsens bei mut. Alleine schon deshalb, weil unsere Lebensweise auf Kosten des globalen Südens die bestehenden Krisen (Klimawandel und fehlende Lebensperspektiven in den Ländern des globalen Südens) verschärft.
Dafür werde ich mich entweder im bayerischen Landtag und auch als Parteimitglied von mut einsetzen.