Frage an Christine Haderthauer von Wolf Michael K. bezüglich Familie
Sehr geehrte Frau Haderthauer,
da Ihre Kollegin Schröder aus dem Bundes-Familienministerium nach wie vor sehr zugeknöpft auf Fragen über dieses Portal reagiert, muss ich leider wieder Ihre Zeit in Anspruch nehmen:
Ihre Kollegin beharrt laut aktuellem Bericht in der FAZ (www.faz.net, "Regierung will Hoffnungen nicht enttäuschen") auf die Durchsetzung eines Rechtsanspruches der Familien auf Krippenplätze, obwohl laut aktuellem Familienbericht Familien lieber mehr Zeit für ihre Kinder hätten. Wie erklärt sich der Widerspruch in der Aussage Ihrer Parteifreundin, Familien wollten nicht mehr Geld, sondern mehr Zeit für ihre Kinder, wenn die Familien aufgrund der ungerechten Steuer- und damit Familienpolitik in die Doppelerwerbstätigkeit getrieben werden, oder - siehe den rückläufigen Trend in der Geburtenstatistik autochthoner Deutscher - gleich keine Kinder mehr bekommen?
Mit resignierten Grüßen aus Würzburg,
Wolf Michael Kröger
Sehr geehrter Herr Kröger,
vielen Dank für Ihre Frage.
Sie nehmen Bezug auf Äußerungen von Frau Bundesfamilienministerin Dr. Kristina Schröder zum Rechtsanspruch der Familien auf Krippenplätze, wie sie im Artikel „Regierung will Hoffnungen nicht enttäuschen“ vom 28. Oktober 2011 in der FAZ dargestellt sind. Sie sehen einen Widerspruch zwischen dem dort wiedergegebenen Wunsch von Eltern für „mehr Zeit für Kinder“ und der Durchsetzung des Anspruchs auf Krippenplätze ab August 2013 bzw. dem Druck zur Doppelerwerbstätigkeit.
Sehr geehrter Herr Kröger,
gerne stelle ich Ihnen kurz die Sicht der bayerischen Familienpolitik zu Ihrer Frage dar. Die Beweggründe der Bundesregierung bitte ich aber bei den Bundesministerien zu erfragen.
Familienleben ist vielfältig, Partnerschafts- und Erwerbssituationen sind unterschiedlich, Bedürfnisse von Eltern und Kindern individuell. Ziel einer ausgewogenen Familienpolitik und damit der bayerischen Familienpolitik muss es sein, Familien einen verlässlichen und guten Rahmen zu bieten, innerhalb dessen sie ihr Familienleben möglichst nach ihren Vorstellungen und nach den von ihnen zu treffenden Entscheidungen gestalten können. Nicht zuletzt ist dies eine entscheidende Voraussetzung, damit junge Menschen den Wunsch nach Gründung einer Familie auch Wirklichkeit werden lassen.
Zeit ist für Familien ein entscheidender Faktor. Familienleben ist nicht nur tägliche Organisation, also Zeitmanagement, sondern es bedarf ausreichender gemeinsamer und möglichst unverplanter Zeit, um Familie tatsächlich zu leben. Mehr Zeit für Kinder ist im von Ihnen erwähnten Beitrag in der FAZ für alle Familien, nicht nur mit Blick auf Familien mit Kindern im Krippenalter angesprochen. Beim Thema „Zeit für Familie“ ist der Staat einer unter mehreren Akteuren neben Unternehmen, Kommunen und den Familien selbst. Mehr Zeit für Familie bedeutet beispielsweise, dass die Unternehmen und die Arbeitswelt ihren Beitrag zu familienfreundlichen Arbeitsbedingungen und damit zu „Familienzeit“ erbringen müssen.
Umfragen spiegeln, dass das Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ von Familien mit einer hohen Wertigkeit versehen wird und ein wesentlicher Baustein für den Entschluss zur Familiengründung sein kann. Neben einer familienfreundlichen Arbeitswelt sind ausreichende Angebote bedarfsgerechter, qualitativ hochwertiger Kinderbetreuung für Kinder aller Altersgruppen vor Ort daher unverzichtbar.
Betreuungsgeld, Familienzeitpolitik und Ausbau der Kinderbetreuung schließen sich nicht aus, sondern sind Teile einer umfassenden Familienpolitik. Es gilt, die einzelnen Elemente der Familienpolitik nicht gegeneinander auszuspielen, sondern auszubalancieren.
Das Betreuungsgeld ist in diesem Sinne eine notwendige Ergänzung zur Einführung eines Rechtsanspruchs auf einen Krippenplatz ab dem 2. Lebensjahr. Es schafft zusätzlichen Freiraum für Familien.
Mit freundlichen Grüßen
Christine Haderthauer