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Christine Haderthauer
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Frage von Bernd E. •

Frage an Christine Haderthauer von Bernd E. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Ich beginne meine Frage mit Aussagen, die von Ihnen stammen:
"Den Lohnwettbewerb nach unten können wir auch nicht durch Mindestlöhne stoppen", sagte Haderthauer dem Blatt. Sie machte statt dessen die deutschen Verbraucher für die niedrigen Löhne verantwortlich. "Wenn wir alle immer nach dem Billigsten schauen, wird es immer Wege für die Anbieter geben, Löhne zu drücken", sagte Haderthauer. "Wer ordentliche Löhne will, soll eben auch dort einkaufen, wo sie gezahlt werden."
Frau Haderthauer, mal eine wirklich ernst gemeinte Frage: Was soll das? Haben Sie eigentlich überhaupt verstanden, was Sie da von sich gegeben haben? Wie darf man sich das Leben eines Deutschen, der Ihrem Ratschlag folgt, vorstellen, geht er einkaufen und recherchiert dann bevor er etwas kauft erstmal woher das Produkt kommt, welche Arbeitskräfte es dort gibt und wieviel dort so bezahlt wird? Nehmen wir mal an ich will eine Packung Milch, eine Tüte Hamburgerbrötchen, eine Tafel Schokolade, 500 g Tomaten und neue Schuhe kaufen. Bitte geben Sie mir eine Empfehlung ab, zu welchem Hersteller ich jeweils greifen soll. Soviel dazu. Jetzt zu etwas, das nicht mehr ganz so lustig ist. Mindestlöhne können Lohndumping nicht stoppen? Wie soll ein Lohn gedumpt werden, wenn gesetzlich festgeschrieben ist, wieviel pro Stunde bezahlt werden muss, und wenn wir dann eine wöchentliche Maximalarbeitszeit festlegen, die sich an der Lenkzeitverordnung für Berufskraftfahrer orientiert ermöglichen wir, dass bei Bedarf eine Woche lang Überstunden geschoben werden können, aber spätestens die Woche danach darf der Mitarbeiter nicht weiter ausgebeutet werden. Bitte erklären Sie mir diese beiden Punkte. Vor allen Dingen aber wie trotz gesetzlich geregeltem Mindestlohn von Unternehmern gedumpt werden kann. Mit freundlichen Grüßen B. Emrich.

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Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr Emrich,

vielen Dank für Ihre Email-Nachricht vom 07.08.2010 zum Thema Mindestlöhne.

Wer den Zusammenhang zwischen Konsumverhalten und Löhnen verneint, blendet die Realität aus. Zu welchem Endverbraucherpreis eine Ware oder eine Dienstleistung abgegeben werden kann, was zum Beispiel ein Haarschnitt beim Friseur kostet, hängt natürlich auch von der Lohnhöhe der Kassiererin des Geschäftes sowie der Lohnhöhe der Angestellten im Friseursalon ab.

Wer beim Discounter einkauft oder zu dem Friseur, der mit Dumpingpreisen wirbt, läuft, befördert die niedrigen Löhne, die dort bezahlt werden. Oder sind Sie der Meinung, dass der Kunde dort allen Ernstes erwarten kann, dass dort fürstliche Löhne gezahlt werden?

Ich bin mir sicher, dass es viele Kunden gibt, die gerne faire Löhne durch ihr Konsumverhalten stützen würden, wenn Firmen hiermit transparenter umgehen oder sogar werben würden. Derzeit ist das leider nicht der Fall, so dass der Kunde sich tatsächlich schwer tut, wenn er verantwortungsvoll einkaufen will.

Eine gute und anschauliche Parallele gibt es im Öko-Bereich, sicher kennen sie auch viele Menschen, die gerne bereit sind etwa mehr für ein Produkt mit Ökosiegel oder Fairtradesiegel zu bezahlen oder die ganz gezielt Lebensmittel aus der Region kaufen.

Warum sollen Unternehmen nicht auch mit fairem Lohn werben? Wer anständige Löhne will, kann diese dann mit seinem Konsumverhalten unterstützen. Das kann sicher nicht jeder, aber vielen Menschen ist es das wert. Schließlich kaufen nicht nur Menschen mit niedrigem Einkommen im Billig Discounter ein.

Ein flächendeckender gesetzlicher Mindestlohn würde zu einem mittelbaren Preisdiktat führen. Er treibt lediglich die Preise für alle nach oben, mit der Folge, dass die Bezieher dieses Lohns wieder nicht genug zum Leben haben.

Wer die Preise halten will, wird dagegen nicht umhin kommen, Arbeitsplätze abzubauen oder ins Ausland zu verlagern. Verlierer sind die geringqualifizierten Mitmenschen.

Mit freundlichen Grüßen

Christine Haderthauer