Frage an Christina Schwarzer von Peter N. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Frau Schwarzer,
von 240.000 neuen Arbeitsplätzen in Deutschland sollen 2014 nur 40.000 an
Arbeitslose gehen, der Rest an Zuwanderer, wenn man der Prognose in diesem
Bericht glauben kann:
Eine bessere Ausbildung von Problemgruppen ist dringend erforderlich. Die Arbeitgeberverbände schieben das meines Wissens oft auf die mangelnde Sozialkompetenz von Schulabgängern.
2012 gab es ein Minus bei den Ausbildungsplätzen.
Wie Sie anhand dieses Links sehen können:
www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2013/04/PD13_136_212.html
Ist es für die Betriebe nicht günstiger, ausgebildete Menschen
einzustellen? Verursacht das in anderen Ländern nicht einen Mangel an
Fachkräften?
Ich bin 35 Jahre alt, bekomme 410 Euro von einer privaten BU, weil ich krank bin und weil ich eine Berufskrankheit habe. Daher bekomme ich vom Amt nur geringfügig Geld. Als ich für 2013 eine Lehrstelle hatte, hat das Amt mir diese nicht bewilligt, da man Hartz IV angeblich nur bei einer Erstausbildung bekommt. Warum ist das so?
Sollte die Politik nicht nur darauf schauen, dass Deutschland
wettbewerbsfähig bleibt, sondern auch darauf, dass die ArbeitnehmerInnen
es werden?
Stimmt es, dass ausländische Auszubildende Fahrkosten bekommen, um nach Hause zu fahren? Das steht heute auf Seite 6 im Südkurier im Bericht " Grünes Licht für den Arbeitsmarkt". Und wer bezahlt das? Ich kann mir nämlich nicht mehr mal Fahrten zu Fachärzten leisten und bekomme aufgrund eines Patientenstopps hier keinen Hausarzt. Ich wäre auf solche Hilfen dringend angewiesen. Mir werden Steine in den Weg gelegt, anstatt mir- mit meiner schweren Schmerzkrankheit- zu helfen.
Statt Kehrjobs vom Amt und m.E. unsinnigen Kursen, brauchen Arbeitslose m.E. eine richtige Hilfe, um wieder arbeiten zu dürfen. Stimmen Sie dem zu?
Mit freundlichen Grüßen
Peter Nobel
Sehr geehrter Herr Nobel,
herzlichen Dank für Ihre Anfrage zu zahlreichen Facetten unseres Arbeitsmarkts. Gern beantworte ich Ihnen Ihre Fragen und lege Ihnen meine Ansichten zu den angesprochenen Themen dar.
Die von Ihnen angesprochene Quelle zum Rückgang der abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Jahr 2012 im Vergleich zu 2011 sagt auch, dass dieser maßgeblich auf die demografische Entwicklung in der für die duale Ausbildung typischen Altersgruppe zurückzuführen ist, sowie darauf, dass Schulabsolventen mit Hochschulreife sich häufiger für ein Studium entscheiden. Beispielsweise erreichte die Zahl der Erstsemester im Jahr 2012 den historisch zweithöchsten Stand (nach 2011). 2013 ist die Zahl der Erstsemester im Vergleich zu 2012 nochmal um 2% gestiegen. Eine weitere interessante Zahl in diesem Zusammenhang: Ende September 2012 – die Erhebung kurz nach Beginn der meisten Ausbildungsverhältnisse – waren mehr unbesetzte Stellen als unvermittelte Bewerber gemeldet. In vielen Branchen und Regionen konnten Betriebe keine passenden Bewerber finden.
Ebenso ist die vergleichsweise geringe Zahl der 40.000 Stellen, um die die Arbeitslosigkeit der Inländer, laut Prognose der Bundesagentur für Arbeit im von Ihnen zitierten Bericht aus der Bild-Zeitung, in 2014 sinken soll, keine politische Quote, sondern Produkt einer Entwicklung. Der Grund wird im Bericht direkt mitgeliefert: Häufig fehlt es im Inland an qualifizierten Bewerbern.
Aus den von Ihnen angesprochenen Problemen und den von mir angeführten Zahlen und Fakten ergibt sich ein Bild: Deutschland leidet bereits heute unter einem Fachkräftemangel, der in vielen Branchen bereits deutlich zu spüren ist. Manche Unternehmen finden schlicht keine adäquaten Auszubildenden und Facharbeiter. Ein bedeutender Weg zur Lösung dieser Problematik ist natürlich die Qualifizierung. Hier wurde bereits viel angestoßen und getan. Als Beispiel ist u.a. die Qualifizierungsoffensive Altenpflege zu nennen. Noch umfassender ist der Ausbildungspakt, der beweist, dass die Bundesregierung sich stark für das Thema Qualifizierung und Ausbildung unserer Jugendlichen und jungen Erwachsenen verantwortlich zeigt. Natürlich müssen wir auf diesem Weg strikt weitergehen. Die gute Qualifizierung unserer Bürger ist das A und O des erfolgreichen Wirtschaftsstandortes Deutschland. Daran werden wir weiter arbeiten.
Damit allein ist es jedoch meiner Ansicht nach nicht getan. Der Fachkräftemangel ist in manchen Branchen bereits heute gravierend, die Prognosen für die kommenden Jahre sagen eine wachsende Problematik voraus. Wir brauchen also zusätzlich gut ausgebildete Fachkräfte aus dem Ausland. Wichtigste Voraussetzung ist, dass die ausländische Berufsausbildung der deutschen gleichwertig ist. Das ist eine hohe Hürde. Hochqualifizierte aus Staaten außerhalb der EU benötigen die "Blaue Karte" für den deutschen Arbeitsmarkt. Außerdem muss der angestrebte Beruf ein so genannter „Mangelberuf“ sein. All diese Instrumente werden stetig evaluiert und notfalls angepasst.
Das Anwerben von in Deutschland fehlenden Fachkräften muss Hand in Hand mit der Aus- und Weiterbildung unserer Deutschen Auszubildenden und Arbeitnehmer gehen. Ganz ohne Fachkräfte aus dem Ausland können wir unsere Wirtschaftskraft jedoch langfristig nicht mehr halten.
Wenn Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit steigt, steigt auch die seiner Arbeitnehmer. Eine erfolgreiche Wirtschaft ist Garant für einen fluorierenden Arbeitsmarkt. Die Politik muss hier Rahmenbedingungen schaffen. Die Entwicklungen der letzten 6-8 Jahre zeigen, dass ihr das bereits gut gelungen ist. Ich freue mich, nun an einer weiteren positiven Entwicklung mitarbeiten zu können, damit die durchaus noch bestehenden Defizite weiter abgebaut werden können.
Ich hoffe, Ihnen mit meiner Antwort weitergeholfen zu haben und wünsche Ihnen alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen
Christina Schwarzer MdB