Frage an Christiane Boruzs von Eva-Maria S. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Boruzs,
Sie sind mit mir sicher einer Meinung, dass alles was wir essen gesundheitlich unbedenklich sein soll. Viele Bürger zweifeln aber an dieser Unbedenklichkeit, wenn es um Lebensmittel aus gentechnisch veränderten Pflanzen geht.
Sind Sie der Meinung, dass gentechnisch veränderte Pflanzen zur Herstellung von Lebensmitteln verwendet werden sollen ?
Mit freundlichen Grüßen
Eva-Maria Susanka
Sehr geehrte Frau Susanka,
herzlichen Dank für Ihre Frage.
Ernährung ist im Zeitalter der im großen Stil industriell hergestellten Lebensmittel ein sensibles Thema geworden. Heute wandern Lebensmittel nicht mehr direkt vom Bauernmarkt in die Küche, sondern über viele Umwege und Verarbeitungsverfahren zum Menschen. Ernährung ist heute ein kompliziertes Geschäft. Die Lebensmittelindustrie muss heute weltweit 7,1 Milliarden Menschen ernähren. In vielen Gegenden der Welt wird die Ernte durch widrige klimatische Bedingungen, zunehmende Überbevölkerung oder Schädlingsbefall gefährdet. In Deutschland und vielen Teilen der Welt wird heute ein beträchtlicher Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche nicht mehr für die Lebensmittelherstellung, sondern für die Herstellung von hochsubventionierten Biokraftstoffen genutzt. Damit steigen die Lebensmittelpreise weltweit an. In manchen Ländern werden für die ärmeren Schichten der Bevölkerung Lebensmittel schier unerschwinglich teuer.
Konzerne der Lebensmittelindustrie versprechen uns durch neue Methoden der Gentechnik ertragreichere Ernten und weniger Umweltschäden. Gentechnisch veränderte Nutzpflanzen sollen weniger Dünger und weniger Schädlingsbekämpfungsmittel benötigen. Der Ertrag soll gleichzeitig gesteigert werden können. Die Lebensmittelkonzerne betreiben dazu weltweit riesige Forschungsprogramme und investieren Milliardensummen. Die Frage, die sich die Bürger insbesondere in den wohlhabenden westlichen Staaten stellen, sind:
1. Ist der Eingriff in die Schöpfung durch genveränderte Pflanzen und Tiere ethisch vertretbar?
2. Sind genveränderte Lebensmittel für den Genuss durch den Menschen schädlich?
3. Können genveränderte Pflanzen durch ungewollte Ausbringung in die Natur das Gleichgewicht in der Natur stören?
Ethisch gesehen ist Genveränderung nichts weiter als eine moderne Form der Züchtung. Was früher über Generationen gezüchtet werden musste, meist durch ein erratisches Verfahren durch Probieren und Selektieren, ist heute durch die Genveränderung schneller und gezielter möglich. Ich halte das für ethisch verantwortbar, wenn es darum geht, die Landwirtschaft effektiver zu machen. Das spart landwirtschaftliche Nutzflächen, die dann naturbelassen werden können, was der Umwelt insgesamt hilft.
Es zeichnet sich ab, dass unsere Partei die Gentechnik dort nicht ablehnt, wo sie dem Menschen nützlich sein kann und der Natur nicht schadet. Für Deutschland sehen wir derzeit keine Notwendigkeit, gentechnisch veränderte Pflanzen zur Lebensmittelherstellung zu verwenden. Doch es gilt zu bedenken: viele Lebensmittel enthalten heute genveränderte Grundstoffe. Nutztiere wurden mit genveränderten Pflanzen gefüttert. In Kosmetika werden zunehmend genveränderte Grundstoffe verwendet oder auch in importierten Lebensmitteln. Bis heute gibt es keinen Nachweis dafür, dass es zu Gesundheitsschäden durch genveränderte Nahrungsmittel gekommen ist. Trotzdem will ich sicher sein und befürworte eine weitere Forschung dazu. Nahrungsmittel sollen nach meiner Meinung so beschaffen sein, dass gesundheitliche Bedenken ausgeschlossen werden können. Dieser Nachweis ist meiner Ansicht nach durch die Lebensmittelindustrie noch nicht umfassend erfüllt.
Gentechnisch veränderte Pflanzen können so beschaffen sein, dass sie sich nicht weiter vermehren können. Damit ist eine Kontamination der Umwelt auf eine Generation beschränkt. Deshalb halte ich nichts von dem Argument, gentechnisch veränderte Pflanzen würden die Umwelt kontaminieren. Allerdings muss das "Ein-Generationen-Prinzip" sichergestellt sein. Das kann gesetzlich geregelt werden.
Gentechnik ist ein schwieriges Thema und ich gebe zu, dass ich darin keine Fachfrau bin. Ich habe mich vor Beantwortung Ihrer Frage bei unseren Fachleuten erkundigt und gebe das so gesammelte Wissen hier weiter. Vom Gefühl her bin ich eher gegen gentechnisch veränderte Grundstoffe zur Lebensmittelherstellung. Aber das Gefühl ist ja sehr subjektiv und deshalb bemühe ich mich um Objektivität. Als Ihre Bundestagsabgeordnete werde ich ebenso verfahren, allerdings werde ich vor einer Entscheidung über Gesetze zur Gentechnik immer auch die Bürger meines Wahlkreises fragen. Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass über das Thema Nutzung der Gentechnik eine Volksbefragung wichtig wäre. Die Regierung soll wissen, wie die Bevölkerung über das Thema denkt und was der mehrheitliche Wunsch der Bürger in dieser Frage ist.
Ich bitte Sie herzlich um Ihre Erst- und Zweitstimme zur Bundestagswahl.
Mit freundlichen Grüßen,
Christiane Boruzs