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Christian Lange
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Frage von Carmen S. •

Frage an Christian Lange von Carmen S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Setzen Sie sich dafür ein, dass für Bildung mehr investiert wird?

Der Schulalltag meiner 3 Kinder zeigt deutliche Defizite: Klassengröße, Lehrmittel, Schulförderung, Raumausstattung etc..
M.E. würde unser Staat von einer echten Bildungsinitiative nur profitieren.
Was derzeit läuft, z.B. Nichtbesetzung von Lehrerstellen in Baden-Württemberg wird uns nicht weiterbringen. Der US-Ökonom Joseph Stiglitz vertritt die Auffassung, dass es sogar legitim wäre, für ein besseres Bildungswesen Schulden zu machen, da man durch Investitionen, auch in diesem Bereich, letztendlich reicher würde.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Schock,

vielen Dank für Ihre Anfrage vom Sonntag, den 7. Januar 2007, die ich mit großem Interesse gelesen habe.
Ich stimme Ihnen voll und ganz zu, dass im Bildungsbereich noch vieles getan werden muss. Wie Sie wissen, ist die Bildungspolitik Sache der Bundesländer. Daher sind mir als Bundestagsabgeordneter leider die Hände gebunden, was die Situation der Schulen in Baden-Württemberg angeht.

Meiner Meinung nach zählt die Bildungspolitik zu den wichtigsten Aufgabenbereichen der Politik. Insbesondere im Zeitalter der Globalisierung und der zunehmenden Konkurrenz, allen voran aus Asien, ist es wichtig, unsere Kinder und Jugendliche auf die globalisierte Welt vorzubereiten. Es gilt insbesondere für Deutschland, dass die Bildung mit die einzige Ressource darstellt, die wir haben.

Jedoch haben wir in den vergangenen Jahren bereits einiges getan: Mit dem Investitionsprogramm Zukunft Bildung und Betreuung legte die SPD-geführte Bundesregierung unter Gerhard Schröder den Grundstein für eine große Bildungsreform. Das Ziel: das deutsche Bildungssystem in zehn Jahren an die Weltspitze zu bringen. Dies kann nur mit einer gemeinsam von Bund und Ländern, von Lehrern, Schülern und Eltern getragenen Initiative gelingen. Der Bund hat den Ländern dafür bis 2007 vier Milliarden Euro für den Auf- und Ausbau von Ganztagsschulen zur Verfügung gestellt. Es muss endlich gelingen, die starke Koppelung zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg in Deutschland zu durchbrechen. Dafür müssen wir vor allem auf die frühe individuelle Förderung unserer Kinder setzen.

Ganztagsschulen sind nach internationalen Erfahrungen der geeignete Rahmen für qualitativ hochwertigen Unterricht und für eine bessere Verbindung von Bildung und Erziehung. Mit Ganztagsschulen können Bildungsbarrieren abgebaut und soziale Ausgrenzung verhindert werden. Und Ganztagsschulen ermöglichen den Durchbruch bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Mit zusätzlichen Ganztagsschulen verbessern wir das Lernumfeld an den Schulen und die Qualität des Unterrichts. Denn der Zugang zu Bildung und der Erwerb von Bildung werden immer noch in zu starkem Maße von der sozialen, ethnischen und finanziellen Situation von Familien beeinflusst. Mit dem Investitionsprogramm Zukunft Bildung und Betreuung unterstützte bereits die ehemalige Bundesregierung unter Gerhard Schröder deshalb den Aufbau von bis zu 10.000 Ganztagsschulen. Dafür sind insgesamt 4 Milliarden Euro im Bereich der Grundschulen und der Sekundarstufe I in den Jahren 2003 bis 2007 vorgesehen. Dies ist ein wichtiger Anstoß für die Schaffung eines bedarfsgerechten Ganztagsangebots in allen Regionen Deutschlands. Die Finanzhilfen für notwendige Renovierungs-, Umbau-, Ausbau- oder Neubaumaßnahmen einschließlich Erstausstattung werden auf Grundlage einer Verwaltungsvereinbarung mit den Ländern gewährt. Die Verteilung der Mittel erfolgt anhand eines transparenten Schlüssels, der den jeweiligen Bedarf der Länder berücksichtigt. Der Aus- und Aufbau von Ganztagsschulen ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung unseres Bildungssystems. Entscheidend für den Erfolg sind pädagogische Konzepte und eine entsprechende personelle Ausstattung seitens der zuständigen Länder.

Darüber hinaus bin ich fest davon überzeugt, dass es vor allem auch wichtig sein wird, die Kleinkindbetreuung weiter stark auszubauen, um nicht nur junge Mütter zu entlasten, sondern auch um die Kinder bereits im frühen Jahren zu fördern.

Sehr geehrte Frau Schock, ich stimme Ihnen zu, dass in Zukunft wesentlich mehr in die Bildungspolitik investiert werden muss: nicht nur, um unseren Kindern eine faire Zukunftschance zu bieten, sondern auch, weil sich Investitionen in den Bildungsbereich für uns alle und für das gesamte Land auszahlen.

Ich hoffe, ich habe Ihnen hiermit meinen Standpunkt deutlich machen können. Für Rückfragen stehe ich Ihnen selbstverständlich jederzeit zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Christian Lange