Christian Kroll
PIRATEN
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Frage von Manfried K. •

Frage an Christian Kroll von Manfried K. bezüglich Verkehr

Guten Tag Herr Kroll,

ich wohne in Nordkirchen und die beiden nächsterreichbare Bahnanschlüsse sind in Selm und Capelle. Leider kann man diese Anschlüsse nicht durchgängig nutzen, da am Wochenende und abends gar keine Verbindung weiterführt von den Haltepunkten nach Nordkirchen.
Ich bin zum Glück nicht auf den ÖPNV angewiesen (beruflich wäre das das k.o.), würde ihn aber gerne mehr nutzen. Jugendliche und älterer Bürger sind darauf angewiesen oder auf Taxifahrten von Verwandten.

Diese schlechten Anbindungen im ÖPNV halte ich für einen Skandal, denn nichtmotorisierte Bürger werden "stehen gelassen" im wahren Sinn des Wortes. Und ausser Worthülsen, besonders vor Wahlen, ist politisch bisher kaum etwas geschehen für einen attraktiven ÖPNV oder kreative andere Angebote zur Mobilität. Man kann nachts nur noch vom Bahnhof aus laufen (6 oder 8 KM oder "trampen" mit sehr sehr viel Glück).
Wenn tagsüber der Taxibus angebunden ist, wartet man z. B. in Selm mitunter deutlich viel mehr als 30 Minuten , bis der vorher persönlich zu bestellende Bus (!) von Werne (!) nach Selm kommt, um die lange wartenden Reisenden aufzunehmen.

Warum ist es so schwer, für jeden ankommenden und abfahrenden Zug (!) einen Anschluss nach Nordkirchen (Fläche) zu organiseren - wie kreativ und individuell auch immer.
Einfach stehen lassen ist eine Lösung gegen die Bürger. In den viel zu vielen Verkehrsverbünden arbeiten sehr viele Bürokraten. Aber ist dieses Geld gut ausgegeben, wenn die einfachsten Lösungen (jeder Zug hat Anschluss) nicht funktionieren?

Ausserdem muss man sich als Kunde in Nordkirchen schon im kleinen Umkreis mit vier Verkehrsunternehmen und deren "Regionalprinzipien) auseinandersetzen (Münsterland, Unna, Dortmund, DB und dann noch Taxibus - Bürgerbus per Telefon).
Die Landespolitik wäre hier sehr gefordert für die Infrastruktur im ländichen Raum. Sonst veröden unsere Landgemeinden bald vollends.

Was werden Sie konkret tun?

Mit freundlichen Grüßen

Manfried G. Kuliga

Antwort von
PIRATEN

Sehr geehrter Herr Kuliga,

danke für Ihre Anfrage. Sie schildern, wie viele andere Bürger im Kreis, den unhaltbaren Zustand des ÖPNV. Leider gibt es bei dem ÖPNV das klassische "Henne-Ei" Problem: Kein Angebot - keine Fahrgäste - keine Kostendeckung - kein Angebot - .... Die Privatisierung des ÖPNV und unterschiedliche Tarifmodelle sind weitere ungünstige Faktoren für den Bürger.

Zudem werden bisher Lösungen mit höherer Akzeptanz des ÖPNV nur aus dem Blickwinkel von Ballungszentren angestrebt. Aber gerade der Bedarf in der Fläche wird daher eher stiefmütterlich behandelt. Von der Lokalpolitik wird der zukünftige Bedarf an einem funktionierendem ÖPNV in größeren Kommunen eher herunter gespielt oder mit Verweis auf die Finanzen vom Tisch gefegt. In meinen Augen, angesichts steigender Energiekosten, steigender Entfernung zum Arbeitsplatz und zur Schule sowie der bereits existierender Landflucht, eine unhaltbare Entwicklung.

Die Piraten in NRW fordern den "fahrscheinlosen ÖPNV", der im Modellversuch zunächst getestet werden soll. Erfolgreiche Versuche gibt es bereits, z. B. in Hasselt, Belgien:
https://de.wikipedia.org/wiki/Personennahverkehr_in_Hasselt
http://www.zeit.de/1997/48/Stadt_ohne_Fahrschein

Zudem fordern die Piraten eine Einschränkung der Flächenversiegelung, nicht nur zum Schutz der Umwelt, sondern auch um finanzielle Resourcen nicht für Bau und Unterhalt von Straßen sondern für den ÖPNV zu erschließen.
Die Piraten im Kreis Coesfeld haben das Thema ÖPNV fest im Blick, sind sich aber bewusst, das Problem nur über den Düsseldorfer Landtag lösen zu können. Dazu müssen die Fraktionen von der Notwendigkeit zur Änderung überzeugt werden, da letztendlich die Kommunen chronisch unterfinanziert sind.
Die Äußerungen von Frau Kraft und Frau Löhrmann in der "Elefantenrunde" im WDR-Fernsehen zeigen aber eher ein Festhalten am unbefriedigenden "Status Quo". Auch scheinen die "Grünen" offensichtlich eine Akzeptanzsteigerung des ÖPNV wohl eher in der Verteuerung des Individualverkehrs zu sehen - meiner Meinung nach wieder eine Maßnahme gegen die Interessen der Menschen in ländlichen Gebieten.

Die Piraten im Kreis Coesfeld arbeiten z. B. mit den Kreisen Unna und Borken zusammen, die Probleme und Erfahrungen sind dort gleich. So sollen die Landtagsabgeordneten immer wieder mit Informationen und Anregungen aus den betroffenen Regionen versorgt werden.

Sie sehen also, neben der Überwindung von Parteigrenzen und Idiologien ist in der durchaus komplizierten Sache ein langer Atem nötig.

Mit freundlichen Grüßen

Christian Kroll