Frage an Christian Hirte von Uwe W. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Hirte,
die Berichte mehren sich wonach eine nicht unerhebliche Anzahl von Rindern in Deutschland an Botulismus erkrankt sind. Verschiedene Berichte zeigen erschreckende Bilder und die Untätigkeit der zuständigen Amtstierärzte. Die Bauern werden mit dieser Seuche weitestgehend sich selbst überlassen und indirekt gezwungen, kranke aber noch lauffähige Rinder zur Schlachtbank zu führen.
Das Fleisch wird ohne weitere Bedenken in die Lebensmittelkette eingeführt. Dem Verbraucher wird hier also wissentlich Fleisch kranker Tiere zum Verzehr angeboten.
Den Berichten und Expertenaussagen war weiter zu entnehmen, dass auch die Milch dieser kranken Tiere keinesfalls abgesondert (wie z.B. in den Niederlanden) und dem menschlichen Verzehr entzogen, sondern ebenfalls dem Verbraucher vorbehaltlos angeboten wird. Und das wohl wissend das selbst durch das Pastereusieren nicht alle enthaltenen Krankheitskeime hierdurch abgetötet werden.
Für eine Rückinformation, welche Ansätze bestehen um dieses Problem kurzfristig und nachhaltig anzugehen wäre ich Ihnen sehr dankbar.
Mit freundlichen Grüßen
Uwe Wapsa
Sehr geehrter Herr Wapsa,
> vielen Dank für Ihre Anfrage. Ich verstehe Ihre Sorgen als Verbraucher, bezüglich dieses Themas.
> Allgemein gilt: Der Begriff des „chronischen Botulismus“ ist zum heutigen Zeitpunkt eine Hypothese zur Erklärung unspezifischer Krankheitserscheinungen. Vermutungen, dass die Tiere das Bakterium Clostridium über die Nahrung aufnehmen und sich dieses dann im Darm vermehrt und dort Toxine freisetzt ist ebenso wenig wissenschaftlich bewiesen, wie das es sich um eine Faktorenerkrankung handeln könnte.
> Aus diesem Grund ist „Chronischer Botulismus“ nach § 1 Absatz 2 des Tierseuchengesetzes nicht als Seuche angesehen, darum wird die Tötung der Tiere durch zuständige Behörden nicht angeordnet. Zu Ihrer Angst, dass mit Bakterien belastetes Fleisch und belastete Milch in die Lebensmittelkette gebracht wird, lässt sich folgendes sagen: Zum heutigen Stand der Wissenschaft besteht durch den „chronischen Botulismus“ kein Gesundheitsrisiko für den Menschen. Zudem unterliegt Fleisch das für den menschlichen Verzehr bestimmt ist, in der ganzen EU strikten gemeinschaftsrechtlichen Vorschriften. Rinder die Krankheitserscheinungen aufzeigen werden ausgemustert und gelangen nicht in die Lebensmittelkette. Ob also Tiere, die aus Betrieben stammen, in denen „chronischer Botulismus“ vermutet wird, einem Schlachtverbot unterliegen oder nicht, hängt davon ab, ob die Tiere klinische Symptome (Auszehrung oder Abmagerung) aufweisen. Bei Tieren ohne diese Anzeichen besteht kein Schlachtverbot.
> Zu diesem Krankheitsbild gab und gibt es intensive Forschungsanstrengungen. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz setzt sich seit geraumer Zeit mit den Fragen rund um „chronischen Botulismus“ auseinander. Seit Anfang des Jahres wird an einer umfassenden Studie gearbeitet, in Kooperation mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover, mit einer Laufzeit von 24 Monaten. Ziel ist zu klären, inwieweit Clostridium und Toxine bei kranken und gesunden Beständen eine Rolle spielen. Auch soll die Diagnostik durch dieses Forschungsvorhaben verbessert werden. Ich hoffe, dass diese Studie hilft, neue Erkenntnisse im weiteren Umgang mit dem Thema zu gewinnen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Christian Hirte