Ich bitte Sie um Ihre Meinung zum Thema Anbindehaltung
„Warum haben Sie nach dem Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung für Milchkühe und Mastrinder im Jahr 2016 den Bäuerinnen und Bauern nicht umgehend starke finanzielle Hilfen (keine Almosen) für Stallumbauten und Weideeinzäunungen angeboten, um das Verbot zeitnah umsetzen zu können? Wie konnten Sie beschließen, die leidenden Tiere, die Bäuerinnen und Bauern und die vielen Verbraucher*innen, die nicht wollen, dass die Tiere für ihre Nahrungsmittel leiden müssen noch für 12 weitere Jahre im Stich zu lassen?"
Sehr geehrte Frau P.,
entgegen Ihrer Frage habe ich im Jahr 2016 im Bereich der Anbindehaltung nichts beschlossen - da war ich noch nicht im Landtag. Auch hätte ich gar nichts beschließen können, denn im Jahr 2016 hat der Bundesrat (dem ich auch heute nicht angehöre, dort sind nur die Regierungsfraktionen der Bundesländer vertreten, damals aus Bayern also die CSU) die ganzjährige Anbindehaltung als tierschutzwidrig eingestuft, zum einem Verbot kam es wegen des Widerstands der damaligen Bundesregierung jedoch nicht.
Selbstverständlich müssen bei einer Abschaffung der Anbindehaltung die Bäuerinnen und Bauern finanzielle Hilfen für Stallumbauten und Weidezäune bekommen. Dem stimme ich absolut zu und dafür werde ich mich einsetzen. Wir Grüne haben im letzten Jahr dazu auch einen Antrag gestellt, in dem wir die Staatsregierung auffordern, die Förderung im Bayerischen Sonderprogramm Landwirtschaft (BaySL) zur Umstellung von Anbindehaltung auf Laufstall und sonstige Formen der Rinderhaltung für kleine Betriebe drastisch zu erhöhen. Der Antrag wurde mit den Stimmen der Regierungsfraktionen CSU und FW abgelehnt.
Derzeit wird sowohl die generelle als auch die ganzjährige Abschaffung der Anbindehaltung besprochen. Meine Position ist: Beendigung der ganzjährigen Anbindehaltung. Wichtig ist mir das Wort "ganzjährig". Denn eine totale Abschaffung der Anbindehaltung würde insbesondere im bayerischen Alpenraum zur Aufgabe vieler kleiner und mittlerer rinderhaltender landwirtschaftlicher Betriebe führen, die ihre Rinder zu einem guten Teil des Jahres auf der Weide oder Alm halten und den Rest des Jahres im Stall, oft in Anbindehaltung. Diese Betriebe haben oftmals keinerlei Möglichkeiten (vor allem räumlich, aber wegen der oft geringen Anzahl an Rindern pro Betrieb auch finanziell), für den Zeitraum der Stallhaltung große Laufställe zu bauen und müssten aufgeben. Diese Betriebe will ich erhalten, denn sie bieten im Gegensatz zu vielen anderen Betrieben, die ihre Tiere ganzjährig angebunden halten, den Auslauf auf der Weide und der Alm. Deren Aufgabe hätte also auch negative Auswirkungen auf die Almbewirtschaftung. Erfreulicherweise halten in Deutschland nur noch knapp über 10% der Betriebe ihre Rinder in Anbindehaltung (2010 waren es noch über 20%). In der Milchviehhaltung in Bayern sind es aktuell allerdings noch mehr (ca. 26%). Die ganzjährige Anbindehaltung zu beenden werde ich mich weiter einsetzen.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Hierneis