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Christian Dörfler
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Frage von Felix S. •

Frage an Christian Dörfler von Felix S. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Dörfler!

Seit Jahren schwadronieren unzählige Politiker, dass der Verkehr auf die Bahn verlagert werden sollte. Aber es scheint fast nichts zu geschehen. Wo sehen Sie die Gründe, dass bisher die Bahn im wahrsten Sinne des Wortes nicht zum Zuge kommt und welchen Lösungsvorschlag haben Sie für dieses Problem? Kann die Bahn überhaupt so attraktiv sein, dass diese mehr Güter und Personen befördert?

MfG. Felix Staratschek

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Antwort von
ÖDP

Sehr geehrter Herr Staratschek,

für die rationale Wahl eines bestimmten Verkehrsmittels ist für die meisten Menschen ausschlaggebend, wie lange die Reise im Vergleich zu alternativen Verkehrsmittelangeboten dauert und wie hoch der Preis ist. Daneben spielen Umweltfreundlichkeit, Komfort,Barrierefreiheit und Sicherheit weitere Rollen. Auf EU-Ebene ist zu beachten, daß die einzelnen Staaten unterschiedliche Raumstrukturen aufweisen. In Zentralstaaten wie Frankreich mit einer Riesenhauptstadt, ein paar Großstädten und viel Land ist der überwiegend sternförmig auf Paris zugeschnittene TGV vernünftig, im föderativen  Deutschland, das aus sehr vielen kleineren und mittleren Oberzentren sowie kleinen Metropolregionen mit geringerer Entfernung zwischen 2 Oberzentren besteht ( und auch im grenzüberschreitenden Verkehr z.B. nach Straßburg) braucht es mehr schnelle Regionalverbindungen (RE,IRE,IC u.ä.). Nur  inAusnahmefällen  sind hier  auch schnelle Neubaustrecken sinnvoll (die Strecke Köln-Frankfurt(Main) ist durch das Rheintal zwar landschaftlich reiz voll, aber zu langsam gewesen). Wichtiger für eine kurze Reisezeit ist der Abbau von Langsamfahrstrecken. In Ostmitteleuropa sind wiederum mehr Hochgeschwindigkeitstrassen erforderlich, da die Entfernungen wieder zwischen z.B. Berlin, Warschau,Minsk oder auch nach Lemberg-Kiew sehr groß sind. Die Mittel f ür die transeruropäischen Netze sind statt dem Autoverkehr dem  Eisenbahnnetz zuzuführen. Bisher werden sie aber dem umweltschädlichen Pkw-Net z  zuviel   zugeführt. Außerdem wird das Auto - siehe Abwrackprämie- sogar direkt gefördert. Nötig wäre aber eine vollständige Internalisierung der externen Kosten,d.h., der Autofahrer zahlt für die von ihm verursachten Umweltschäden. Mit Mitteln aus Mineralölsteuererhöhung (aus Klimaschutzgründen nötig) und einer entfernungsabhängigen Maut (aus Gründen des Flächenverbrauchs nötig) können zusätzliche Investitionen in das System Eisenbahn getätigt werden und die Fahrpreise gesenkt werden(z.B. durch Abschaffung der Mwst. auf Fahrkarten und moderne Züge). DieVerkehrsforschung (z.B. TH Darmstadt oder auch HOLM-Projekt) ist auf den Öffentlichen Verkehr zu konzentrieren. Ein Beispiel: Die Entwicklung automatisch sich gegenseitig erkennender  und automatisch aufeinander reagierender Züge(ETCS-Weiterentwicklung), damit Mischverkehre (Güterzüge,ICE, RE u.ä. auf einer Strecke) problemlos und ohne neue, teure= Fahrkartenverteuernde, flächenfressende Strecken zu bauen, ablaufen, AuchdieZugfolge  kann so in den Cityröhren verdichtet werden statt Blöcke von 2-3 Min.zu haben. Auch läßt sich dann das Flügeln von Zügen automatisch ohne schleichendes Auffahren des Sekundärzugs abwickeln- eben ohne Zeitverlust.

Mit freundlichen Grüßen,
Christian Dörfler