Frage an Christian Carstensen von Dieter Z. bezüglich Recht
Sehr geehrter Herr Carstensen ,wir sind jetzt im 20. Jahr nach der Wende.
Wäre es nicht an der Zeit, die Stasi-Geschichte langsam ruhen zu lassen ? Immer mal wieder : Gysi-Stasi -ja oder nein.
Kann nicht dieses ewige Hinterherspitzeln mal aufhören ? Und- was tat denn die Stasi nach der Wende Böses ? Mir ist kein Fall bekannt, in dem Stasi -Leute gegen unser neues Gesamtdeutschland aktiv geworden sind. Der Feind sitzt doch ganz wo anders: Islamisten, Rechte, Heuschrecken, Spekulanten.
Also bitte mal nachdenken : Bei der Wende fiel kein Schuß aus Stasi - Rohren. Sind wir so süchtig nach Rache, daß wir diesen Leuten auch heute noch Schwierigkeiten machen müssen? Es gibt in der Geschichte auch großzügige "Sieger". Wir sollten es werden !
Sehr geehrter Herr Zacher,
vielen Dank für Ihre Fragen zur Aufklärung der Verbrechen der Stasi.
Ich denke, dass die historische, politische, juristische und gesellschaftliche Aufarbeitung der SED-Diktatur auch heute nichts von ihrer Bedeutung verloren hat – dazu gehört natürlich auch die Rolle der Stasi.
Natürlich haben Sie Recht, dass im Jahr 1990 und in den folgenden Jahren keine Opfer mehr durch Stasi-Terror zu beklagen sind, aber die Machenschaften des „Ministerium für Staatssicherheit“ seit seiner Gründung im Februar 1950 müssen dokumentiert und beim Namen genannt werden – wenigstens dies sind wir den Opfern schuldig.
Daher hat meines Erachtens auch die Behörde für die Unterlagen des Staatsicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik („Birthler-Behörde“) als Archiv der Hinterlassenschaften der Stasi weiterhin eine wichtige Rolle. Denn auch 20 Jahre nach der Wiedervereinigung sollte die öffentliche Auseinandersetzung mit totalitären Ideen und Strukturen, wie sie von der Stasi praktiziert wurden, stattfinden.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Carstensen