Frage an Christian Carstensen von Joerg C. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Carstensen,
als 33jähriger Ehemann und Vater einer spitzensteuersatzzahlenden, PKV-versicherten, doppelverdienenden, atheistischen, liberalen, jungen Familie in Hamburg frage ich Sie, wie Ihre Partei den immer schärfer werdenden Generationenkonflikt durch eine echte Renten- und Steuerreform (auf die ich schon warte, seit ich das Wahlrecht besitze) zu lösen gedenkt? Wie ist Ihre Meinung (wir sind eine Generation!) zum Aussetzen des Rentenfaktors, den die große Koalition beschlossen hat? Ist eine andere Bezeichnung außer "Wahlgeschenk" bei ehrlicher Betrachtungsweise moralisch vertretbar? Lässt sich ein Klassenkampf der Generationen vermeiden? Wie könnte eine partnerschaftliche Lösung für beide Seiten aussehen? Ein erster Schritt wäre z.B. die Änderung des Wahlrechts, um ein Wahlrecht von der Geburt an einzuführen. Würden Sie es wagen, sich gegen die Machtkonstellation der Älteren in der SPD zu stellen und damit Ihre politische Karriere gefährden?
Sagen Sie mir bitte in einem Satz, wie Sie mich und meine Familie am 27.09.2009 gewinnen könnten.
Beste Grüße aus Groß Borstel,
Jörg Christoffers
Sehr geehrter Herr Christoffers,
erstmal vielen Dank für Ihre Mail, die ja ein ganzes Bündel von Fragen enthält und auch gleich wieder zu Rückfragen anregt. So warten Sie auf eine „echte“ Renten- und Steuerreform. Natürlich würde mich interessieren, was Sie darunter verstehen.
Insgesamt bin ich davon überzeugt, dass wir alle zu einem weiterhin partnerschaftlichen Zusammengehen der Generationen beitragen können. Dazu gehört, auch die Sichtweise des Anderen anzuhören und auch verstehen zu wollen.
Sie haben ja schon darauf hingewiesen, dass wir beide einer Generation angehören und beide Familienväter sind. Natürlich ergeben sich daraus viele Wünsche und Forderungen an die Gesellschaft. Das fängt ja nur an bei Themen wie Bildung oder einer ausreichenden Kinderbetreuung.
Allerdings bin ich auch häufig mit Senioren im Gespräch. Dort sind die Anforderungen und das Gefühl, die Erfüllung dieser Anforderungen durch lebenslanges Arbeiten auch verdient zu haben, verständlicherweise ganz andere.
Es muss daher auch in diesem Bereich um einen Ausgleich der Interessen gehen. Aus meiner Sicht ist das der Hintergrund für das zweimalige Aussetzen des Rentenfaktors. Mit einem Wahlgeschenk hatte diese Entscheidung, zumal in einem Nicht-Bundestagswahljahr, nichts zu tun.
In Ihrem letzten Satz bitten Sie mich, Sie und Ihre Familie in einem Satz von mir und meiner Partei zu überzeugen. Ich könnte jetzt den Versuch machen, in umständlichem Politikerdeutsch eine allgemeine und am Ende sicherlich unbefriedigende Antwort zu formulieren. Um das zu vermeiden, lautet meine Antwort:
Liebe Familie Christoffers, wählen Sie den Kandidaten, der Ihren Interessen am Besten gerecht wird. Wenn für Sie z.B. Familienpolitik, soziale Gerechtigkeit, der Umwelt- und Klimaschutz, eine solide Finanzpolitik (derzeit auch verbunden mit einem seriösen Krisenmanagement) aber auch lokale Themen, wie der Lärmschutz an der Güterumgehungsbahn Hamburg-Nord wichtig sind, dann lohnt sich ein genauerer Blick auf die SPD.
Herzliche Grüße zurück aus Langenhorn
Christian Carstensen