Frage an Christa Goetsch von Lutz W. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Sehr geehrte Frau Goetsch,
vielen Dank für Ihre Antwort. Wir lernen also, dass eine Grünfläche, die zu bebauen ein Tabu sein soll, nur dann diesen Schutz genießt, wenn sie eine "ausgewiesene" Grünfläche ist.
Ich gebe Ihnen recht: Die Wiese am Vorhornweg/Elbgaustr. ist nicht als Naturfläche ausgewiesen, sondern lt. aktuellem Flächennutzungsplan als Wohngebiet ( http://www.hamburg.de/bebauungsplaene-online ).
Das heißt aber nicht, dass man die Wiese nun beliebig mit viergeschossigen Häuserriegeln zupflastern darf. Auf eben dieser Hamburg.de-Seite können Sie auch nachlesen, wie die Art des "Wohngebietes" näher spezifiziert ist. Im "Landschaftsprogramm" ist klar geregelt, dass für die Wiese sowie die umliegenden Grundstücke ein "gartenbezogenes Wohnen" vorgegeben ist ( http://www.hamburg-uptown.de/Vorhornweg_LaPro.jpg ).
Abzulehnen ist deshalb die Bebauung mit Etagenbauten ohne jeden Gartenbezug.
Zudem verstößt der vorliegende Planentwurf "Lurup 65" mit seiner viergeschossigen Massivbauweise gegen das Gebot der Umgebungs-Verträglichkeit, das Ihre Partei sich selbst gegeben hat:
Ich zitiere Ihre bereits erwähnte Koalitions-Vereinbarung (Seite 3):
"Das Spannungsverhältnis zwischen Bebauung und ökologischen Belangen muss aufgelöst werden. Hierzu gehört auch die Berücksichtigung ortstypischer Siedlungsstrukturen."
Die Siedlungsstruktur der umliegenden Wohngebiete ist geprägt durch Ein-/Zweifamilienhäuser sowie Kleingärten. Selbst die jenseits der Elbgaustr. befindlichen Gewerbebauten nehmen durch ihre begrenzte Bauhöhe Rücksicht auf die umliegenden max. dreigeschossigen Häuserstrukturen (2+Dachgeschoß).
Dem wollen Sie nun ein Ende bereiten. "Lurup 65" in der vorliegenden Form wird den Landschaftscharakter von Lurup-Süd dauerhaft verändern.
Deswegen meine Frage:
Ist es Ihr politischer Wille, dem Postulat der Wachsenden Stadt bedingungslos Opfer zu bringen, sich über Planvorgaben hinwegzusetzen und auch über die eigenen politischen Bekenntnisse?
Mit freundlichem Gruß,
Lutz Wagner
Sehr geehrter Herr Wagner,
wie ich Ihnen in meiner ersten Antwort mitgeteilt hatte, handelt es hierbei um ein laufendes Bebauungsplanverfahren, das in der Verantwortung des Bezirkes umgesetzt wird. In diesem Verfahren werden alle Aspekte sachlich und rechtlich abgewogen. Die öffentliche Plandiskussion fand im Februar statt. Hier hätten Sie Gelegenheit gehabt Ihre Einwendungen dem Bezirk und der Politik mitzuteilen. Rechtlich gesehen ist diese Fläche mit einer Krankenhausnutzung belegt. Der Wille des Bezirks ist es, hier nun Wohnungsbau umzusetzen, wobei ein nicht unerheblicher Anteil geförderter Wohnungsbau sein wird.
Hamburg braucht dringend Wohnungsbau und dies hat nichts damit zu tun, dass die Grünen "dem Postulat der Wachsenden Stadt bedingungslos Opfer bringen wollen" - wie Sie es formuliert haben. Hamburg ist eine der Metropolen mit der geringsten Einwohnerdichte (bezogen auf die Fläche), aber mit dem stärksten Einwohnerwachstum. Die Menschen brauchen dringend bezahlbaren Wohnraum und der muss auf Flächen umgesetzt werden, die nicht mehr für ihre ursprüngliche Nutzung gebraucht werden. Lurup und Bahrenfeld werden sich in den nächsten zwanzig Jahren sehr stark verändern und dichter bebaut werden. Die Schule wird verlagert, die Sportflächen ebenso, die Trabrennbahn und viele andere Flächen werden mit Wohnungsbau belegt. Der A7-Deckel wird einen neuen Lärmschutz für 100.000 Menschen schaffen. Die Grünen wollen, wie ich schon ausgeführt hatte, die Naturräume, wie die Osdorfer und Rissener Feldmark, die Rissener Wälder, Klövensteen, und die vielen Parks schützen. Dementsprechend müssen wir an vielen Stellen dichter bauen als vielleicht vor dreißig Jahren vorgesehen. Meine persönliche Meinung ist es, dass mit dem Wettbewerbsergebniss von dreigeschossigem (plus Staffel) gartenbezogenem Wohnungsbau ein guter qualitätsvoller Kompromiss gelungen ist.
Hamburg erwartet eine Zuwachs von 100.000 - 200.000 neuen Bürgern und Bürgerinnen. Wir können nicht sagen, die Stadt ist voll und wir machen die Tür zu. Hamburg zeichnet sich durch seine Solidarität und sein gemischtes Sozialgefüge aus. Ich finde es schade, dass wir unsere Probleme nicht gemeinsam in Angriff nehmen und solche Kompromisse auch zusammen tragen können. Lurup ist und wird in der Zukunft ein prosperierender wachsender Stadtteil werden. Im Kerngebiet sind nur noch wenig Flächen verfügbar. Lassen sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass dies qualitätsvoll und gut gemischt geschieht, wobei wir die wichtigen Naturräume erhalten.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Christa Goetsch