Frage an Christa Goetsch von Lutz W. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Sehr geehrte Frau Goetsch,
im Koalitionsvertrag für die 19. Wahlperiode zwischen GAL und der SPD lese ich auf Seite 6 folgendes Bekenntnis:
"Grünflächen und die Feldmarken sind jedoch für Bebauung tabu."
Wieso wird dann eine anderthalb ha große Naturwiese, seit Jahrzehnten beliebtes Ziel von Anwohnern für Erholung, Spaziergänge und Hundeauslauf, nicht zu reden von der Population zahlreicher Tier- und Pflanzengattungen, jetzt mit einem 4-geschossigen Ensemble aus mehreren Gebäuderiegeln zubetoniert?
Genau das ist geplant mit dem Bebauungsplan-Entwurf "Lurup 65" an der Luruper Elbgaustr./Vorhornweg, auch mit expliziter Zustimmung der GAL-Fraktion.
Stimmen Sie mir zu, wenn ich durch diesen Vorgang die Glaubwürdigkeit Ihrer Partei als stark beschädigt ansehe?
Viele Grüße,
Lutz Wagner
Sehr geehrter Herr Wagner,
vielen Dank für Ihre Frage. Sie beziehen sich auf eine Passage des Koalitionsvertrages der Bezirksfraktionen der Grünen und der SPD, welche in diesen Angelegenheiten autonom handeln. Nichts desto trotz möchte ich Ihnen folgende Informationen zukommen lassen. Bei dem von Ihnen erwähnten Bebauungsplanverfahren handelt es sich zwar aktuell um eine Brachfläche, aber nicht um eine Grünfläche in dem von Ihnen angeführten Sinne. Das geltende Baurecht sieht an dieser Stelle eine 5 (!) geschossige Krankenhausbebauung vor. Da wir an dieser Stelle kein Krankenhaus mehr benötigen, wurde ein Bebauungsplanverfahren eingeleitet, um das Planrecht in Wohnungsbau zu ändern. Dies wurde mittels eines Wettbewerb- und Bebauungsplanverfahren sehr breit kommuniziert, bei dem die Bürger und Bürgerinnen viele Gelegenheiten hatten ihre Ansichten und Wünsche der Politik mitzuteilen. Hamburg befindet sich in der schwierigen Lage in den nächsten Jahren pro Jahr mindestens 6000 Wohnungen bauen zu müssen, damit der Wohnungsmarkt und damit auch die Mietensituation für alle Hamburger nicht völlig „aus dem Ruder läuft“. Die Fläche nördlich der nun zu verlagernden Schule eignet sich für den Wohnungsbau, da nord-östlich hier schon Bebauung vorhanden ist und süd-westlich davon ein Technologiepark angestrebt wird. Die Grünen sowohl in der Bürgerschaft als auch in Bezirk setzen sich sehr wohl für den Erhalt der Feldmarken und der Naturräume ein. Mittels mehrerer B-Planverfahren werden in Kürze die Osdorfer und Rissener Feldmark endgültig gesichert. Den Bestrebungen zur Errichtung einer Golfplatzanlage im Rissener Wald erteilen wir eine klare Absage und der Bezirk wird hierfür keine Genehmigung aussprechen. Bezüglich der Luruper Feldmark ist vereinbart, dass mindestens 5 ha Grünflächen erhalten, naturräumlich renaturiert und gesichert werden. Die Fläche der Schule, außer der neuen Halle, wird zurückgebaut. Die Wünsche der Bürger und Bürgerinnen nach einer Hundeauslauffläche ist aufgenommen worden und soll umgesetzt werden. Die südlichen Schulerweiterungsflächen, die nun nicht mehr nötig sind, sollen ebenfalls als Ausgleichsmaßnahme umgestaltet werden. Es wird angestrebt südlich des neuen Technologieparks einen neuen Parkzugang mit einer 30m breiten Naturachse zu schaffen. Der Parkplatz soll zurückgebaut werden und die neuen Sportflächen naturverträglich errichtet werden. Der Technologiepark soll nach ökologischen Kriterien errichtet werden. Hierzu hat die Grüne Bürgerschaftsfraktion in der 19. Legislatur einen umfassenden Antrag beschlossen, welcher dann umgesetzt werden soll (s. https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/ Nummer 1113 in der 19. Lgst.). Das alles befindet sich aber zur Zeit noch im Verfahren und Ende April ist außerdem noch die zweite Veranstaltung im Rahmen des Bürgerbeteiligungsverfahrens vorgesehen.
Hamburg verändert sich. Mehr als 200.000 zusätzliche Einwohner und Einwohnerinnen sind prognostiziert und die Mieten steigen in starkem Maße. Für die Grünen gilt, da zu bauen wo es möglich ist und die Naturräume wie Osdorfer & Rissener Feldmark sowie beschrieben die Luruper Feldmark, am Hemmingstedter Weg, aber auch die die Vier- und Marschlande und die Hamburger Wälder u.v.m. zu sichern. Das Wachstum von Hamburg ist ein Prozess der nur gemeinsam gestaltet werden kann, der aber nicht dazu führen kann, dass wir sagen, es darf gar nicht gebaut werden.
Ich hoffe Ihnen damit auskömmlich geantwortet zu haben, Sie können sich aber jederzeit mit weiteren Fragen an mich wenden.
Mit freundlichen Grüßen
Christa Goetsch