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Charlotte Schmid
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Frage von Günther W. •

Sehr geehrte Frau Schmid, wie werden Sie sich im Landtag für eine Verkehrswende im Wahlkreis Ebersberg einsetzen (falls Sie gewählt werden)?

Konkrete Anliegen sind für mich:
Zulauf zum Brenner-Basistunnel
Rad(-schnell-)weg nach München
Reduktion des MIV, Parkraumbewirtschaftung, Klimaneutralität (wir haben ca. 680 PKW pro 1000 Einwohner)
Zweite S-Bahnstammstrecke und Auswirkungen auf Lkr. Ebersberg
Welche anderen Maßnahmen halten Sie für wichtig, zielführend und machbar?
Besten Dank G. W.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr W.

herzlichen Dank für diese Fragen. Wir reden gerne in der ÖDP über Mobilität, statt über Verkehr, da es uns ein großes Anliegen ist, letzteres zu reduzieren, um ersteres zu verbessern. Und die Lage im LK Ebersberg sehe ich sehr kritisch. Ich werde Ihre Fragen in der gegebenen Reihenfolge beantworten.

Mit freundlichen Grüßen
Charlotte Schmid

Zulauf zum Brenner-Basistunnel

Beim Brennerzulauf fordere ich den Ausbau der Bestandsstrecke nach Neubaustandard ohne weiteren Flächenverbrauch mit Optimierung des Lärmschutzes. Mit der damit möglichen Verdoppelung der Kapazität ist der Verkehr der Zukunft völlig ausreichend abzuwickeln. Der Umstieg von Güter von der Straße auf die Schiene sollte aus Klimaschutzgründen mit den schnellst  umzusetzenden Maßnahmen angegangen und erreicht werden.

Rad(-schnell-)weg nach München

Für manche sind bestehende Wege gut genug, aber meine KollegInnen in Ebersberg sind der Meinung, dass durch die Asphaltierung doch soviel Kraft eingespart wird, dass die Distanzen, die auch mit einem normalen Fahrrad zu schaffen sind substantiell steigen. Also ist die ÖDP für Radschnellwege. Garching (zur TUM auch viele Studenten) ist bestimmt ein guter Anfang. Eine Verbindung Richtung Ebersberg wäre natürlich auch schön.

Mein Kollege Martin Störkle hat sich die Lage in Kopenhagen angeschaut, und ich mir die Lage in Utrecht. Wir sehen beide, dass eine gute Radinfrastruktur ganz viel dazu beitragen kann, dass das Verhältnis Rad:Auto besser wird!

Die ÖDP gehört natürlich zu den Unterstützern des Radentscheides.

Reduktion des MIV, Parkraumbewirtschaftung, Klimaneutralität (wir haben ca. 680 PKW pro 1000 Einwohner)

Ich bevorzuge auf alle Fälle Maßnahmen die das MIV reduzieren. Ich bin gegen Maßnahmen, die „Verkehrskomfort“ erhöhen, wie zum Beispiel Ortsumfahrungen. Es muss angenehmer, günstiger und attraktiver sein, nicht mit dem Auto zu fahren. D. h., das ÖPNV Angebot muss deutlich verbessert werden. Es muss mehr Straßen geben, wo Fahrräder Vorrang haben. Und das muss auch kontrolliert werden. Die Seerosenstraße in Poing ist zwar eine Fahrradstraße, aber das würde man nicht wissen, wenn man das Verkehr beobachten würde. Es muss auch deutlich schwieriger sein für LKWs durch unsere Ortschaften zu fahren. Güterverkehr gehört auf die Schiene verlagert, aber im Zwischenschritt sollen LKWs auf den Autobahnen bleiben.

Das immer steigende Parkraumangebot zeigt deutlich, dass eine sehr ungesunde Abhängigkeit aufs Auto besteht. Ich bin für möglichst kurze Wege, damit das Auto für die meisten Menschen unnötig wird. Es hat mich vor 30 Jahren in den USA erschrocken, dass dort alles nur mit dem Auto erreichbar war. Und nun läuft Deutschland Gefahr, genau den gleichen Fehler zu machen. Das ruiniert unser Land. Die ÖDP bevorzugt auf Bundesebene ein Tempolimit. Das ist die einfachste aller Maßnahmen, um eine sofortige positive Wirkung auf unser CO2 Fußabdruck zu schaffen. Und noch dazu wird der Anreiz reduziert, ein übergroßes Auto mit irrsinnig großem Motor zu kaufen.

Kosten fürs Parken schließe ich keineswegs aus. Der Anreiz, nicht mit dem Auto etwas zu erledigen, muss gegeben werden. Wer aufs Auto angewiesen ist (durch Behinderung oder hohen Alter) kann anders behandelt werden, das ist klar. Ich bin für kreative Lösungsvorschläge in diesem Bereich sehr offen.

Und es ist absolut grundsätzlich für die ÖDP, dass die Anstrengungen Richtung Klimaneutralität deutlich verschärft werden müssen. Klimaneutralität und die Versorgung Bayern mit 100 % erneuerbarer Energie unter Nutzung von Speicher- und Einsparungsmöglichkeiten bis 2030.

Zweite S-Bahnstammstrecke und Auswirkungen auf Lkr. Ebersberg

Über eine zweite Stammstrecke wird gesprochen seitdem ich in Poing lebe. Das sind mehr als 20 Jahre. Die ÖDP fordert die dringend notwendigen Lückenschlüsse und Engpässe im S-Bahn-, U-Bahn- und Tram-Netz zu priorisieren und kostspielige Prestige-Projekte wie den zweiten Stammstreckentunnel und Autobahnanschlüsse zu unterlassen bzw. einzustellen.

Die 20-Minuten Takt auf unseren zwei S-Bahn Linien muss mindestens beibehalten werden. Ein 10 Minuten Takt zu Stoßzeiten wäre mir lieber. Zudem braucht es Richtung Erding ein besseres Angebot, und die Verbindungen nord-süd im LK gehören ausgebaut. Busverbindungen ohne Regelmäßigkeit sind m.E. nutzlos; Fahrgäste brauchen Flexibilität und die Gewissheit, dass Busse regelmäßig fahren. Auch das ist dringend notwendig, um die Attraktivität des ÖPNVs zu erhöhen.

Welche anderen Maßnahmen halten Sie für wichtig, zielführend und machbar?

Sie haben die wichtigsten Sachen im Bereich „Mobilität“ bereits angesprochen.

Nur eines möchte ich noch sagen: Ich bin eine begeisterte Fußgängerin. Ich betrachte es als einen großen Segen, dass ich zwei gesunde Beine habe, die mich von A bis B tragen können. Daher ist es ein persönliches Anliegen für mich, für alle Fußgänger in unserem Landkreis zu kämpfen. Allein im Poing ist es erbärmlich, wie wenig Rücksicht auf Fußgänger genommen wird. Für mich bedeutet Wohlstand u.a., dass alles, was ich mir wünschen könnte (Bahn, Arzt, Zahnarzt, Lebensmittelgeschäfte, Bücherei, Rathaus) einen Fußmarsch entfernt ist.