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Cem Özdemir
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Taner D. •

Hallo Herr Özdemir, Gibt es Ihrerseits ernsthafte (wissenschaftliche) Konzepte um die Integration voranzutreiben und an die Community Impulse zu geben oder Brücken zu bauen zur Gesellschaft!

Ich sehe große Probleme auf beiden Seiten. Zum einen finde ich große Verbände von Migranten wichtig, aber zum anderen finde ich, dass hier eine professionelle Mediation zwischen den Verbänden und anderen Political-Playern fehlt. Häufig sind meiner Ansicht nach blinde Flecken in der Wahrnehmung der Akteure vorhanden. Das größte Problem sehe ich hier in den alten Denkmustern aus den Herkunftsländern. Dies führt zu einer Realitätsferne. Folglich werden leider die wahren Probleme nicht bemerkt. Leider ist in der Migranten-Community öfters kein Demokratieverständnis vorhanden. Häufig werden Andersenkende bzw. Keinerlei Opposition innerhalb einer Organisation geduldet. Dies hemmt den ganzen Integrationsprozess meines Erachtens. Ich finde, dass es sehr ruhig geworden ist in Sachen Integrationspolitik. Es gab hier leider auch kein Themenauswahl unter Integration, daher habe ich bewusst Innere Angelegenheit gewählt. Für ein Austausch wäre ich Ihnen sehr verbunden.

Besten Gruß
T. D.

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Sehr geehrter Herr D.,

vielen Dank für Ihre Nachricht.

Das Thema Integration liegt mir als Kind anatolischer Gastarbeiter persönlich sehr am Herzen. Heute bewegt dieses Thema das ganze Land. Schließlich bringt etwa jeder vierte Deutsche eine Einwanderungsgeschichte mit.

Wir brauchen eine nachhaltige Integrationspolitik. Wenn wir im Jahr 2030 zurückblicken, sollten wir sagen können: Die Menschen, die nach Deutschland eingewandert sind, sind ein aktiver Teil der Gesellschaft. Dazu müssen wir vieles anders und besser machen, als in den vergangenen Jahren.

Die Ampel-Regierung, der ich als Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft angehöre, hat im Koalitionsvertrag eine Reihe von Vorhaben festgelegt.

Wir möchten den Menschen, die nach Deutschland kommen, von Anfang an Integrationskurse anbieten - unkompliziert und vor allem maßgeschneidert auf ihren (kulturellen) Hintergrund. Das mag bislang kaum eine Rolle gespielt haben, aber auch Migrant*innensind bunt und unterschiedlich. Die Teilnehmenden ebenso wie Lehrenden müssen wir stärker unterstützen, damit diese Kurse gut funktionieren.

Zwar setzt die Bundespolitik die Leitplanken, aber Integration geschieht immer im Konkreten. Deshalb wird der Bund die Länder und Kommunen zukünftig dauerhaft bei den Kosten der Integration unterstützen und zusätzlich dabei helfen, regionenübergreifende Netzwerke zu schaffen.

Schließlich ist es wichtig, die Menschen selbst stärker in die Politik miteinzubeziehen. Das bedeutet: wir werden sowohl Migrant*innenorganisationen, als auch die Migrationsberatung des Bundes fördern.

Es gibt noch viel zu tun. Meine Überzeugung ist, dass wir ein neues, inklusives Narrativ schaffen können: Migrant*innen müssen spüren, dass sie im besten republikanischen Sinne dazugehören, dass aus „Ausländern“ „Inländer“ werden können, es egal ist wo man herkommt, sondern es darauf ankommt, wo man hin will und es einen echten „German Dream“ gibt. Integration geht allerdings über einzelne politische Schritte hinaus und ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Mit freundlichen Grüßen

Cem Özdemir

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