Frage an Cem Özdemir von Markus S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Özdemir,
in einer Focusausgabe von 1998 ( http://www.focus.de/politik/deutschland/deutschtuerken-abfuhr-fuer-die-koalition_aid_175053.html ) werden Sie wie folgt zitiert:„Was unsere Urväter“ 1683 mit Feuer und Schwert „vor den Toren Wiens nicht geschafft haben, werden wir mit unserem Verstand schaffen.“
1. Ist dieses Zitat sinngemäß korrekt? Falls ja:
2. Wie dürfen wir diese Aussage verstehen?
3. In jüngster Zeit machen Sie in der Öffentlichkeit einen recht säkularen und aufgeklärten Eindruck. Für mich hört sich das eher islamistisch-radikal an. Ich bitte Sie daher, sich diesbezüglich zu erklären.
MfG
Schindler
Sehr geehrter Herr Schindler,
hier mein Leserbrief, der damals im Focus erschien:
FOCUS, 26.09.1998; Ausgabe:40; Seite:312-312
"Zuviel der Ehre
(Ausgabe 38/1998) Deutschtürken: Abfuhr für die Koalition
Leider greifen Sie in Ihrem Beitrag auf ein angebliches Zitat aus der
türkischsprachigen "Hürriyet" von mir zurück, das prompt per Pressemitteilung der CDU/CSU-Fraktion kommentiert wurde. Richtiger wurde es dadurch nicht. Wie Sie wissen, werde ich öfter zur Zielperson der "Hürriyet", gerade weil ich mich nicht vor deren nationalistischen Karren spannen lasse. Nachdem ich in dieser Zeitung als PKK-Anhänger, grüne Spinne und Vaterlandsverräter dargestellt wurde, erhielt ich kürzlich noch das Prädikat islamistisch. Mich nun auf eine Stufe mit Kara Mustafa, der das Abendland vor Wien in Angst und Schrecken versetzte, zu stellen ist zuviel der Ehre. Dazu mussten meine Äußerungen im Pressegespräch in München schon erheblich zusammengebastelt werden. Ich kann Ihnen versichern, dass ich auch in Wahlkampfzeiten keinen nationalistischen Neigungen anzuhängen pflege.
Cem Özdemir"
Ich gehe davon aus, dass dieser Brief Ihre Frage beantwortet.
Mit freundlichen Grüßen
Cem Özdemir