Frage an Carsten Preuß von Konrad T. bezüglich Jugend
Herr Preuß,
Auf Bäume klettern, Fußball spielen, sich verstecken - was Generationen von Kindern draußen gemacht haben, scheint heute in vielen Städten kaum mehr möglich. Wegen fehlendem Wohnraum wird immer mehr neu gebaut und in bereits bestehenden Wohngebieten nachverdichtet, also Freiflächen überbaut. Flächen für Kinderspielplätze werden in Bebauungspläne immer seltener ausgewiesen.
„Zukunft gestalten-ökologisch und sozial“ ist Ihnen ein wichtiges Anliegen. Sicherlich haben Sie hierbei auch unsere Kinder/Enkelkinder im Blick. Was schlagen Sie vor um unseren Jüngsten im öffentlichem Raum mehr Freiräume zum Spielen zu schaffen?
Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort
K. T.
Sehr geehrter Herr T.,
Ihre Frage beinhaltet zwei Aspekte. Das Thema Versieglung und das Thema Kinderspielplätze. Beide Themen lassen sich gut miteinander verbinden.
Die starken Regenfälle in den vergangenen Wochen haben vielerorts auch in Berlin und Brandenburg für überschwemmte Keller und Straßen gesorgt. Oft war die Ursache für die Folgen die zunehmende Flächenversiegelung.
Als Folge des Klimawandels werden Starkregenereignisse häufiger. Wie gut Städte und Gemeinden daran angepasst sind, hängt vor allem auch mit dem Anteil an versiegelten Flächen zusammen. Wenn auf Brachflächen und Wiesen Wohnungen Gewerbegebiete, Straßen oder Supermärkte entstehen, bleibt das bei Regen nicht ohne Folgen. Dort, wo der Boden durch Bebauung, Straßenbelag oder wasserundurchlässige Pflasterung versiegelt ist, kann das Niederschlagswasser nicht mehr ungehindert in den Untergrund versickern, sondern muss abgeleitet werden.
Hinsichtlich der zunehmenden Versieglung ist zunächst zu prüfen, ob eine Neuversieglung wirklich notwendig ist. Sollte eine Neuversieglung notwendig sein, ist zu prüfen, ob an anderer Stelle Entsiegelungen möglich sind. Bei einer Bebauung ist auf eine naturnahe Regenwasserbewirtschaftung zu achten. Sie unterstützt die Neubildung von Grundwasser und leistet einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Überschwemmungen und Kanalüberlastungen. Das heißt, dass in Bebauungsgebieten genug Freiflächen für die Regenwasserversickerung erhalten bleiben sollten. Bei geschickter Planung können diese Versickerungs- und Retentionsflächen auch Spielplätze beinhalten. Gute Beispiele hierfür gibt es im Potsdamer Stadtteil Bornstedter Feld.
Für immer mehr Kinder sind Bewegung und Naturerleben keine Selbstverständlichkeit mehr. Kindliche Bewegungsarmut hemmt die Entwicklung ihrer körperlichen und auch ihrer psychisch-emotionalen Fähigkeiten. Gute Spielplätze sind als kindgerechte Spiel- und Erfahrungsräume wichtig. Sie bieten die Räume für die motorische Entwicklung der Kinder. Hier können sie an unterschiedlichen Kletter- und Spielgeräten körperliche Grenzen erfahren und durch Ausprobieren ihre Bewegungsfertigkeiten steigern.
Aus meiner Sicht sollten Kinder so viel Zeit wie möglich in der freien Natur spielen. Natur ist der beste Spielraum für Kinder, weil er die Kinder herausfordert, etwas eigenständig zu machen und viele Möglichkeiten bietet, selber kreativ zu werden. Wenn Kinder in der Natur spielen, konsumieren sie nicht nur das, was ihnen angeboten wird. Sie müssen selbst aktiv werden, um die unendlich vielen Anregungen wahrnehmen und in ein eigenes kreatives Spiel umsetzen zu können. Ich bin mir sicher, eine Einstellung bzw. emotionale Nähe zur Natur kann nur über das Erleben von Natur hergestellt werden.
Hierfür müssen Naturflächen im urbanen Raum erhalten bleiben bzw. die Spielplätze entsprechend gestaltet und in ausreichender Zahl geplant werden. Dafür haben die Städte und Gemeinden auf der Basis der kommunalen Planungshoheit die notwendigen Instrumente.
Mit freundlichen Grüßen
Carsten Preuß