Sehr geehrter Herr Körber, wie ist Ihr persönlicher Standpunkt in Sachen „Frauenquote“, unabhängig vom gesellschaftlichen oder politischen Kontext? Mit freundlichem Gruß Lars B.
Sehr geehrter Herr B.,
vielen Dank für Ihre Nachrichten und Anfrage vom 20. Dezember über das Portal Abgeordnetenwatch.de zu meiner Meinung bzgl. einer Frauenquote.
Ich persönlich bin der Meinung, dass wir grundsätzlich mehr Frauen in der Politik brauchen. Die Einführung einer festen Frauenquote sehe ich allerdings kritisch.
Eine berechtigte Kritik an der Frauenquote ist meiner Ansicht nach, dass sie als Verstoß gegen grundlegende demokratische Prinzipien angesehen werden kann. Sie widerspricht dem Leistungsprinzip, wonach Positionen nach Qualifikation und nicht nach Geschlecht besetzt werden sollten, zudem schränkt sie die Wahlfreiheit der Parteien ein, ihre Kandidaten frei zu wählen. Zudem handelt es sich bei der Quote, auch wenn sie mit den besten Absichten eingeführt wird, um eine Form der Diskriminierung, da sie möglicherweise besser qualifizierte männliche Bewerber benachteiligt.
Ich kenne zudem viele Frauen, auch aus meinem eigenen persönlichen Umfeld, die solche Quotenregelungen ablehnen, weil sie Stereotype verstärken, dass Frauen ihre Positionen nicht aufgrund von Leistung erhalten und so vermeintlich das Bild vermitteln, dass Frauen es nicht aus eigener Kraft schaffen und dass sie daher besonderen Schutzes bedürfen.
Nicht zuletzt gibt es auch praktische Schwierigkeiten bei der Umsetzung einer Quote, wenn es z.B. nicht genügend Frauen gibt, die sich für Ämter oder Wahlen zur Verfügung stellen wollen. Unternehmen und Parteien könnten gezwungen sein, weniger geeignete Kandidatinnen aufzustellen. Das hat sich aktuell am 14. Dezember bei der Aufstellung der Landesliste der CDU Sachsen für die Bundestagswahl am 23. Februar gezeigt. Auf den 26 Plätzen sind lediglich 10 Kandidatinnen zu finden, da sich nicht genug Frauen fanden, die bereit waren, sich auf einen Listenplatz zu bewerben, um hier eine paritätisch besetze Liste aufzustellen.
Statt einer Quote halte ich andere Maßnahmen zur Förderung von Frauen in der Politik wie auch in der Wirtschaft für zielführender. Grundsätzlich ist mein Eindruck, dass sich in den vergangenen Jahren bereits vieles zum besseren verändert hat. Wir müssen Frauen noch stärker dabei unterstützen, Familie und Beruf zu vereinbaren. Zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat der Bund etwa durch Einführung des Elterngeldes, den Ausbau der Kindertagesbetreuung und die Förderung von Beriebskitas einen erheblichen Beitrag geleistet. Diesen Weg müssen wir weitergehen! Ich halte nichts davon, eine Gesellschaft „von oben herab“ von heute auf morgen umzukrempeln. Das ist der falsche Weg.
Mit freundlichen Grüßen
Carsten Körber