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Carola Reimann
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Frage von Wolfgang B. •

Frage an Carola Reimann von Wolfgang B. bezüglich Senioren

Sehr geehrte Frau Reimann,

finden Sie es gerecht das man nach 48 Berufsjahren bei einer
vorzeitigen Inanspruchnahme der Rente mit 63 Jahren, eine Kürzung von 7,2 % hinnehmen muss ?
Glaubt man tatsächlich das wegen zwei Jahren eine so hohe Kürzung
gerechtfertigt ist ?

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Baumgart

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Baumgart,

vielen Dank für Ihr Schreiben vom 1. Mai 2008, indem Sie sich zu den Abschlägen aufgrund vorzeitigen Renteneintritts äußern.

Zunächst einmal möchte ich Ihnen meine Anerkennung für Ihre langjährige Berufstätigkeit aussprechen. Ihre geleisteten 48 Berufsjahre verdienen Respekt und Bewunderung. Es ist keine Frage, dass älteren Menschen nach einem arbeitsreichen Leben ein entsprechender Rentenanspruch zusteht, um das Seniorenleben in Wohlstand und Würde zu genießen.

Gleichzeitig müssen natürlich auch die Belastungen, die die jüngere Generation zunehmend tragen muss, bei unseren Entscheidungen in der Rentenpolitik berücksichtigt werden. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird sich langfristig das Verhältnis von Beitragszahlern und Beitragsempfängern in Deutschland dramatisch ändern. Weniger Geburten und eine steigende Lebenserwartung ändern das Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentnern auf 2:1 im Jahr. Zum Vergleich: 1960 betrug das Verhältnis noch 5:1.

Mit diesen schwierigen Bedingungen gehen Finanzierungsprobleme in der gesetzlichen Rentenversicherung einher. Längere Rentenlaufzeiten, die von einem immer kleiner werden Teil von Arbeitenden finanziert werden müssen, führen zu steigenden Beiträge – wenn man dieser Entwicklung nicht mit langfristigen Maßnahmen begegnet. Unser Ziel ist es, die Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung langfristig zu stabilisieren. Dabei setzt sich die SPD für den Grundsatz der Generationengerechtigkeit ein. Das bedeutet die Jüngeren nicht durch zu hohe Beiträge zu überfordern, aber auch das Vertrauen der Älteren in das Funktionieren der Gesetzlichen Rentenversicherung zu erhalten.

Um also die nachhaltige Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung zu gewährleisten und die Belastungen aus den Rentenbeiträgen der Arbeitenden zu begrenzen, müssen wir länger arbeiten. Deshalb wurde bereits das Renteneintrittsalter ab 2012 von 65 auf 67 Jahre angehoben. Allerdings gibt es hier eine wichtige Ausnahme: Wer 45 Jahre Pflichtbeiträge aus Beschäftigung, Erwerbstätigkeit und Pflege sowie aus Kindererziehungs- oder Berücksichtigungszeiten nachweist, kann wie bisher mit 65 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen.

Damit eine längere Erwerbstätigkeit auch möglich wird, müssen wir die Anreize zur Frühverrentung abbauen. Daher haben wir uns u.a. dazu entschieden, Abschläge bei vorzeitigem Renteneintritt einzuführen. Stattdessen setzt sich die SPD dafür ein, die Anreize zur Beschäftigung und Weiterbildung Älterer zu verstärken und die Bedingungen für gute und alter(n)sgerechte Arbeitsplätze zu verbessern.

In Ihrem Beitrag auf www.abgeordnetenwatch.de haben Sie keine genaueren Angaben zu Ihrem individuellen Fall gemacht. Insofern fällt es mir schwer, ohne Hintergrundwissen Ihre konkrete Situation zu beurteilen. Jedoch möchte ich bei Ihnen um Verständnis für die Abschläge bei vorzeitigem Renteneintritt werben, auch wenn ich verstehen kann, dass Sie darüber verärgert sind. Im Hinblick auf die demografische Entwicklung müssen wir aber bei der Gestaltung der zukünftigen Rentenpolitik und ihrer Finanzierung beide Perspektiven beachten: die der Renterinnen und Rentner und die der Beitragszahlenden. Nach Ansicht der SPD dürfen beide Seiten dabei nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern sollen solidarisch für den Erhalt des Generationenvertrag zusammenstehen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Carola Reimann