Frage an Carola Reimann von Ulrich P. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Dr. Reimann,
es dürfte unstrittig sein, daß bei Präventionsmaßnahmen im Gesundheitswesen ein kaum vorstellbares Einsparvolumen möglich ist. Diese Möglichkeit wird leider vorwiegend ungenutzt, da in der Öffentlichkeit keine großflächige Information stattfindet. Da dringend notwendige Präventionsgesetz schlummert auch schon viele Jahre seiner Verabschiedung. So werden Milliarden nicht genutzt, und die Möglichkeit z.B. zur Senkung der Lohnnebenkosten verpasst.
Ein Beispiel:
Jedes Jahr verletzen sich 4 - 5 Millionen Senioren durch Stürze. Darunter sind auch eine sehr große Zahl von Verletzungen (oftmals Brüche) welche einen sehr langen Krankenhausaufenthalt verursachen. Davon erleiden pro Jahr ca. 100 000 ältere Menschen einen Oberschenkelhalsbruch. Aufgrund dieser Veletzung müssen 19 % in ein Pflegeheim umsiedeln und 17 % versterben. Dies muß nicht sein. Bei einer Sturzprophylaxe, welche leider nur im sehr eingeschränkten Maße bei Senioren-Einrichtungen durchgeführt werden, sind Sturzvermeidungen um zumindest 30 % nachweis- bar. Bei großflächigen Studien werden sogar Reduzierungen von 80 % nachgewiesen. Diese Effekte leuchten jedem ein. Ein effektives Gesundheitstraining im Alter zeigt noch andere wunderbare Effekte. Die Wahrscheinlichkeit an Demenz, Depressionen, Herz- Kreislauferkrankungen , verschiedene Krebserkrankungen zu erkranken, wird um 50 % vermindert. Dies weisen Studien der Sportmediziner nach. Ist dies nicht wunderbar? Jetzt fehlt "nur" das Wollen der Politik. Geben Sie den Kassen die Vorgaben und Möglichkeiten, im Wettbewerb die besten Vorsorgeprogramme für die Versicherten auflegen zu können. Es ist dann zwangsläufig, daß die Beitragssätze erheblich sinken werden,da die furchtbare und teure Krankheiten erheblich zurückgehen werden. Ich habe Ihnen diese Idee bereits schon am 26.07.07 per E-Mail offeriert. Leider erhalte ich von Ihnen keine Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Parth
Sehr geehrter Herr Parth,
Ihre E-Mail vom 20. August habe ich erhalten. Darin weisen Sie auf die Notwendigkeit von Präventionsmaßnahmen im Gesundheitsbereich hin und fordern die Verabschiedung eines Präventionsgesetzes.
Gesundheitliche Prävention zielt auf die Vorbeugung, Vermeidung bzw. frühe Erkennung von Krankheiten und deren Folgen ab. Ihr Ziel ist es, Lebensqualität zu erhalten und Menschen in die Lage zu versetzen, möglichst lange ohne Beeinträchtigungen durch Krankheit und Pflegebedürftigkeit selbstbestimmt leben zu können.
Eine erfolgreiche Präventionspolitik soll in erster Linie zu einer Verbesserung der Gesundheit, Lebensqualität, Mobilität, zu mehr gesunden Lebensjahren und zu mehr Leistungsfähigkeit führen. Neben dieser zentralen persönlichen Dimension besitzt Prävention, wie Sie weiter anmerken, auch für andere Bereiche große Bedeutung. Unsere Gesellschaft steht vor großen sozialen und ökonomischen Herausforderungen. Ein Schlüssel zur deren Bewältigung liegt in der Gesundheit unser Bevölkerung. Veränderte Lebensweisen, demographischer Wandel und sozioökonomische Unterschiede bzw. Ausgrenzung im Zuge einer verstärkten Globalisierung fordern unser Gesundheitssystem heraus.
Ich stimme mit Ihnen weiter darin überein, dass eine alleinige Ausrichtung des Gesundheitssystems auf Kuration keine adäquate Antwort auf die aktuellen Veränderungen und Herausforderungen geben kann. Besonders im Hinblick auf eine älter werdende Gesellschaft ist eine vorausschauende Gesundheitspolitik gefordert.
Der Stellenwert von Prävention wird sich deshalb deutlich erhöhen müssen, wenn wir neben der Verbesserung der Lebensqualität, vor allem ein gesundes Altern ermöglichen und unsere bestehenden intergenerativen Sozialsysteme langfristig erhalten wollen, zumal in Zukunft ein demographisch bedingter zusätzlicher Versorgungsbedarf und damit auch ein erhöhter Bedarf an Geldmitteln zu erwarten sind. Aus diesen Gründen müssen präventive Ansätze in allen Altersstufen verstärkt ausgebaut werden. Dazu gehört auch die von Ihnen angeführte Sturzprophylaxe. Deshalb ist die Stärkung der Prävention und Gesundheitsförderung die zentrale Investition in die Zukunft.
Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag vereinbart, die Prävention zu einer eigenständigen Säule der gesundheitlichen Versorgung auszubauen. Mit einem Präventionsgesetz sollen die Kooperation und Koordination der Prävention sowie die Qualität der Maßnahmen der Sozialversicherungsträger und Sozialversicherungszweige übergreifend verbessert werden. Die derzeitige Planung sieht vor, nach der Umsetzung der Gesundheitsreform und der Reform der Pflegeversicherung mit der Formulierung eines Präventionsgesetzes zu beginnen.
Die Verabschiedung eines Präventionsgesetzes in dieser Legislaturperiode ist ein längst überfälliger wie auch wichtiger Schritt, um alle bisherigen Regelungen zur Prävention zielgerichtet zusammenzuführen und die Prävention, neben der Akutbehandlung, Rehabilitation und Pflege als eigenständige, als starke vierte Säule zu etablieren. Die Arbeiten daran beginnen unmittelbar nach der Sommerpause.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Carola Reimann