Frage an Carola Reimann von Thomas S. bezüglich Jugend
Sehr geehrte Frau Dr. Reimann,
Herr Guntram Seiss fragt Sie, ob Sie eine "stärkere männliche Beteiligung an der öffentlichen (und privaten) Kindererziehung befürworten würden und sich z.B. für eine Männerquote in staatlichen Erziehungseinrichtungen stark machen würden?"
Sie antworten darauf, Zutat Frau Dr Carola Reimann:
"Ich bin gegen eine grundsätzliche Männerquote in staatlichen Erziehungseinrichtungen.
Es wäre aber durchaus wünschenswert, dass mehr Männer den Beruf des Erziehers, des Tagesvaters oder des Grundschullehrers ergreifen würden.
Diese Berufsfelder sind sehr von Frauen dominiert"
http://www.abgeordnetenwatch.de/dr_carola_reimann-575-37889--f370580.html#q370580
Als angehender Grundschullehrer stütze ich Ihren Wunsch, dass mehr Männer den Beruf des Erziehers, des Tagesvaters oder des Grundschullehrers ergreifen.
Ich vermisse jedoch in Ihrer Antwort einen schlüssigen Hinweis, ob ein solch gesellschaftlicher Vorgang (mehr Männer als Erzieher, Tagesvaters oder Grundschullehrer) politisch unterstützt werden sollte und wenn ja, wie diese politische Unterstützung aussehen könnte.
Wunschdenken ist für mich noch lange keine gute Politik.
Frage 1:
Was könnte das Phänomen erklären, dass die benannten Berufsfelder sehr von Frauen dominiert sind und dass nur relativ wenige Männer sich dort beruflich engagieren?
Frage 2:
Sehen Sie für die Politik Möglichkeiten, sich für eine ausgeglichenere Beteiligung von Männern und Frauen einzusetzten?
Frage 3:
Würden Sie sich für solche Möglichkeiten einsetzen - auch wenn das den Staat mehr Geld kosten würde?
Mit freundlichen Grüßen, Thomas Schüller
Sehr geehrter Herr Schüller,
Sie haben mich erneut mit Bezug auf die Frage von Herrn Guntram Seiss zum Thema „Kinder und Jugend“ angeschrieben.
Natürlich müssen die Bemühungen, Berufe wie Erzieher, Tagesvater und Grundschullehrer für Männer attraktiver zu gestalten, politisch unterstützt werden. Die Hauptgründe für die geringe Männerquote in diesen Berufen sind die bis zu 5 Jahre dauernde Ausbildung, schlechte Bezahlung und Aufstiegschancen sowie fehlende Vollzeitstellen. Gerade Quereinsteiger haben oftmals ein großes Interesse am Erzieherberuf, verlieren dieses aber schnell, nachdem sie sich über die Rahmenbedingungen informiert haben. Diese Probleme betreffen allerdings nicht nur Männer, sondern auch Frauen in Erzieherberufen. Speziell bei Männern muss außerdem leider festgestellt werden, dass eine gesellschaftliche Akzeptanz für Männer in diesen Berufen immer noch nicht besteht.
Auch gibt es bereits Versuche der Politik, den männlichen Erzieheranteil zu stärken, z.B. durch das vom Familienministerium initiierte Programm „Männer in Kitas“. Im Rahmen dieses Programms werden Schüler-Praktika, Schnuppertage, Freiwilligendienste, Runde Tische und Mentoren-Programme für Männer in Erzieherberufen gefördert. Am 27.03.2013 fand außerdem der Aktionstag „Männer in Kitas“ statt. Der Erfolg der Initiativen ist leider überschaubar. Gelder, die für das Programm eingeplant sind, müssten direkt in Personal und Rahmenbedingungen investiert werden, um wirkliche Anreize zu schaffen. Wirksam wäre auch eine bundesweite Fachkräfteoffensive mit der Bundesagentur für Arbeit, Gewerkschaften und Berufsverbänden. Leider weigert sich die Familienministerin, eine solche Offensive zu unterstützen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Carola Reimann, MdB