Frage an Carola Reimann von Natascha G. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrte Frau Dr. Carola Reimann,
Warum ist es eigentlich in ordnung, dass wir angehende Jungköche (meist zwischen 16 und 21 Jahren) mehr Stunden im Betrieb ableisten müssen, als die ausgelernten Gesellen. Dafür bekommen wir auch noch ein hunger Lohn, der zwischen 350-450€ liegt. Die Gehälter der Auszubildende sind von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich, dass sollte auch nicht sein. Die Gehälter der Azubis sollten in der Gastronomie Gleichgestellt sein.
Von der Ausbildungsvergütung bleibt am Ende des Monats nicht viel über, da viele noch Essensgeld (60-70€) bezahlen müssen, aber maximal 1x in der Woche zum Essen auf der Arbeit bleiben. Da die Pausenzeiten eh zu kurz angelegt sind, wenn sie überhaupt vorhanden sind (Was ist Pause?).
Wie sollen wir eigentlich zur Arbeit kommen? Ein Auto bei dem Gehalt, zu halten ist nicht möglich ohne die unterstützung von der Familie. Die Bus- und Bahnverbindungen zu unseren Arbeitszeiten sind nicht gewährleistet, da zu so frühen oder so späten Zeiten keine Verbindungen bestehen.
Bei so einem Arbeitsleben ist kein planbarer Tagesablauf möglich.
Der Beruf macht Spaß, aber es läuft in vielen Betrieben einiges falsch.
Wir heißen nicht mehr Auszubildende sondern Auszubeutende (billige Arbeitskräfte).
Nebenbei bemerkt wird das Jugendschutzgesetz in der Gastronomie komischerweise außer Kraft gesetzt.
Mit freundlichen Grüßen
Natascha Göbel und H. R.
BBS Johannes Selenka Schule
Sehr geehrte Frau Göbel,
vielen Dank für Ihre Anfrage auf abgeordnetenwatch.de. Ich stimme Ihnen zu, dass die von Ihnen beschriebenen Umstände nicht tragbar sind. Es ist inzwischen leider nicht mehr selbstverständlich, dass man für harte Arbeit in Vollzeit am Ende des Monats auch so viel Lohn erhält, dass man davon leben kann. Für viele heißt das leider auch, dass Arbeit nicht vor Armut schützt. Gerade in der Gastronomie, wo besonders niedrige Löhne an der Tagesordnung sind, muss sich etwas ändern. Die SPD-Bundestagsfraktion unterstützt deshalb den DGB in seiner Forderung nach einem Mindestlohn von 8,50 Euro. Auch was den Jugendarbeitsschutz angeht, bin ich mit Ihnen einer Meinung. Die SPD hat eine Aufweichung der gesetzlichen Regelungen zulasten von jungen Menschen in den vergangenen Jahren verhindert und setzt sich auch weiterhin gegen die Aushöhlungspläne des Jugendarbeitsschutzes der Regierungsfraktionen ein. Dass die Ausbildungsbedingungen besonders im Hotel- und Gaststättengewerbe nicht befriedigend sind, zeigt einmal mehr der Ausbildungsreport 2011 des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Die Arbeitszeiten im Gastronomiegewerbe schneiden im Vergleich immer noch sehr schlecht ab. Fast jeder fünfte der unter 18-jährigen Auszubildenden muss regelmäßig länger arbeiten als die gesetzlich erlaubten 40 Stunden in der Woche. Es muss vor allem berücksichtigt werden, dass Jugendliche regelmäßig nach Beendigung des Arbeitstages um 23.00 Uhr im Nor¬malfall den Nachhauseweg antreten und öffentliche Verkehrs¬mittel vielfach nicht zur Verfügung stehen. Die SPD fordert deshalb von der Bundesregierung das 2009 beschlossene Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Standards in Aus- und Weiterbildung umsetzen. Die Ausbeutung in der Gastronomie muss ein Ende haben, damit junge und motivierte Menschen wie Sie nicht die Lust an Ihrer Arbeit verlieren.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Carola Reimann, MdB