Frage an Carola Reimann von Florian F. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Damen und Herren,
als leitender Mitarbeiter im Bereich der ambulanten Pflege möchte ich ihnen folgende Fragen stellen.
Wie werden die Rahmenbedingungen für Pflege nach Ihren politischen Zielen in 5 Jahren aussehen?
Wie hoch schätzen sie den Overhead ein welcher im Bereich der ambulanten Pflege aktuell notwendig ist um die gesetzlichen Voraussetzungen zu erfüllen?
Wie sehen Sie die Entwicklung in der Pflegebranche und wie sehen sie im Vergleich die Entwicklung im Bereich der ambulanten Pflege?
Wie sehen sie den Aspekt dass Patienten welche einen höheren Pflegebedarf haben als ihre Pflegestufe vorsieht, für eine Höherstufung der Zeitwert jedoch nicht ausreicht, Rechnungen aus ihrer privaten Kasse begleichen müssen und tlw. Hierdurch Abhängig von der Sozialhilfe werden?
Welche Verbesserungen möchten sie in den Bereich der ambulanten Pflege einbringen?
Vielen Dank für ihre Antwort.
Sehr geehrter Herr Franke,
vielen Dank für Ihre Fragen auf abgeordnetenwatch.de!
Verbesserungen und Reformen in der Pflege stellen immer wieder für alle Beteiligten eine Mammutaufgabe dar, welche die Gesellschaft als Ganzes und jede politische Ebene (Bund, Land, Kommunen) betrifft. Die Rahmenbedingungen für die Pflege der Zukunft machen jedoch deutlich, dass wir uns dieser Aufgabe kontinuierlich stellen müssen:
- Die demographische Entwicklung verursacht einen steigenden Bedarf an professionellen Pflegekräften in der Alten- und Krankenpflege: Bei konstanten Pflegewahrscheinlichkeiten wird voraussichtlich die Zahl der gegenwärtig 2,1 Millionen pflegebedürftigen Menschen bis zum Jahr 2030 auf 3,3 Millionen ansteigen.
- Die gestiegenen Anforderungen an die Qualität der Pflege führen zu einer stärkeren Professionalisierung in der Pflege. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Altenpflege erfahren hohe physische und psychische Belastungen, und sie werden schlechter bezahlt als Menschen mit vergleichbaren Berufen. Auch die Aufstiegsmöglichkeiten sind oftmals begrenzt. Eine Besonderheit bildet sowohl im ambulanten wie im stationären Sektor der hohe Anteil an Teilzeitbeschäftigten, zumeist Frauen.
- Schon heute zeichnet sich in Deutschland zudem ein Fachkräftemangel im Pflegebereich ab. Es ist daher notwendig, den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten, um eine ausreichende Zahl an qualifizierten Fachkräften dauerhaft sicherzustellen und mehr Nachwuchs für die Pflegeberufe zu gewinnen.
- Bislang messen wir Pflegebedürftigkeit nur danach, wie viele Minuten Unterstützung am Tag benötigt werden. Die derzeitige Definition der Pflegebedürftigkeit ist zu eng, zu verrichtungsbezogen und zu wenig orientiert an Kommunikation und sozialer Teilhabe. Zudem werden allgemeine Betreuung, Beaufsichtigung und Anleitung bei Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz zu wenig berücksichtigt.
- Die Handlungsfelder reichen des Weiteren von der Finanzierung der Pflegeversicherung über die Schaffung wohnortnaher Infrastruktur bis hin zur Prävention und Rehabilitation vor Pflege.
Die SPD hat Anfang dieses Jahres ihre Position in dem Papier zur Verbesserung der Pflege „Zwei-Klassen-Pflege verhindern“ festgelegt. Dieses Positionspapier ist auch die Grundlage für unsere Arbeit in der SPD-Bundestagsfraktion und meine Arbeit im Gesundheitsausschuss.
Das Papier können Sie auf der Website der SPD einsehen: www.spd.de.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Carola Reimann, MdB