Frage an Carola Reimann von Sebastian G. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Dr.Reimann,
heute erhalte ich einen Brief meines Neurologen, in dem er mir mitteilt, daß er aufgrund der ständigen Gängeleien der gesetzlichen Krankenkassen und der Kassenärztlichen Vereinigung seinen Kassensitz an ein MVZ überträgt und nun nur noch auf private Rechnung behandelt, mich als Kassenpatienten mit dem Satz 1.0 GOÄ.
Wie kann so etwas sein?
Ist das das Ergebnis der Politik der letzten Jahre,daß es bald nur noch Ärzte für
Privatpatienten gibt?
Immer mehr Ärzte handeln so, und für den Patienten ist es so,daß er jedesmal wieder
ein neues Vetrauensverhältnis aufbauen muss.
Was kann die Politik tun, damit Ärzte weiterhin Kassenpatienten behandeln?
Mit freundlichen Grüssen
Sebastian Gerke
Sehr geehrter Herr Gerke,
vielen Dank für Ihr Schreiben vom 28.03.2010. Ich kann Ihre Verärgerung nachvollziehen.
Die Politik hat jedoch bereits auf die Forderungen der Ärzteschaft reagiert. Im Zuge der Honorarreform sind wir den Ärzten schon sehr weit entgegen gekommen. In der Folge konnten Neurologen bundesweit im 1. Halbjahr 2009 23,3 % mehr an Einnahmen verzeichnen. In Zeiten der Wirtschaftskrise, in denen viele Menschen ihren Job verloren haben, in Kurzarbeit sind oder auf Lohnsteigerungen verzichten müssen, ist dies eine ansehnliche Steigerung.
Die Politik hat jedoch keinen direkten Einfluss auf die Verteilung der Gelder vor Ort. Diese wird durch die jeweilige Kassenärztliche Vereinigung vorgenommen.
Sie bestimmt welche Fachärztegruppe wie viel erhält. Dies kann zu deutlichen Unterschieden in der Bezahlung führen und stellt damit häufig die Ursache der Unzufriedenheit dar.
Natürlich hat der Arzt das gute Recht aus freien Stücken seinen Kassensitz zurückzugeben. Häufig geschieht dies aufgrund einer persönlichen Interessenslage. Es liegt hierbei nicht im Aufgabenbereich des Gesetzgebers in diesem Fall einzugreifen. Der Gesetzgeber ist jedoch verpflichtet die Versorgungssicherheit sicherzustellen, diese Aufgabe hat er an die örtlichen Kassenärztlichen Vereinigungen delegiert. Die Versorgungssicherheit ist aber gerade in den Ballungsgebieten, wie z.B. München, sichergestellt.
Probleme gibt es hingegen bei der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum, sowohl in West- als auch in Ostdeutschland. Diese auch in Zukunft sicherzustellen, ist eine der größten Herausforderungen in der Gesundheitspolitik. Sie können sicher sein, dass sich der Ausschuss für Gesundheit unter meinem Vorsitz mit diesem Thema in den kommenden Jahren intensiv auseinandersetzen wird.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Carola Reimann MdB