Frage an Burkard Dregger von Friederike P. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Lieber Herr Dregger,
vielen Dank für Ihre Antwort. Ich habe zwei Nachfragen:
1. Wie stehen Sie dazu, dass Deutschland bei PISA weit hinter Ländern wie Finnland stehen, die eine Gemeinschaftsschule haben?
2. Die Gremien der Schulen wollen eine Gemeinschaftsschule, die SIE Ihnen verweigern. Wie verträgt sich das mit folgendem Zitat aus Ihrem Wahlprogramm:
"Nur wenn die Schulen endlich mehr selbst entscheiden dürfen, kann es besser werden"
Ja was denn nun? Da will eine Schule selber entscheiden, und Sie verwehren es ihr. Gelten diese schönen Worte nur, solange die Entscheidung Ihnen ideologisch in den Kram passt?
Liebe Frau Preuß,
vielen Dank für Ihre Nachfrage.
1.
Ihr Hinweis zu Finnland trifft zu. Es ist auch richtig, die Erfahrungen aus anderen Ländern auszuwerten.
Doch glaube ich nicht, dass Deutschland gut beraten wäre, sein ganz anders gewachsenes Schulsystem unreflektiert über Bord zu werfen oder einzelne Bausteine aus anderen Ländern unüberlegt zu übernehmen. Da sollte man etwas genauer nachdenken. Auch Deutschland hat erfolgreiche Schultypen. Das deutsche Gymnasium kann weltweit konkurrieren. Daher bin ich dafür, das Beste nicht zu zerschlagen, sondern das Beste bedarfsgerecht auszubauen. Wir brauchen mehr gute Gymnasien. Daher begrüße ich es außerordentlich, dass der Bezirk Reinickendorf die Thomas-Mann-Oberschule zu einem Gymnasium ausbaut.
Neben dem Gymnasium soll es weitere Schulen geben, die unsere Kinder ihren Talenten entsprechend bestmöglich fördern. Dabei ist mir wichtig, dass die Durchlässigkeit der Schultypen erhöht wird. Anstatt wie der rote Senat einen Wechsel zwischen Sekundarschule und Gymnasium nach dem ersten Jahr zu untersagen, plädiere ich dafür, den Wechsel ins Gymnasium zu ermöglichen. Denn wir wissen, dass bei manchem Schüler "der Knoten später platzt". Warum soll ihm der Wechsel auf das Gymnasium dann verwehrt sein?
2.
Die Eigenständigkeit und Eigenverantwortlichkeit der Schulen zu stärken ist richtig. Aus diesem Grunde schlagen wir einen Modellversuch vor, bei dem dem Schulleiter ein Verwaltungsdirektor zur Seite gestellt wird. Kleine Schulen könnten sich einen solchen Verwaltungsdirektor teilen. Der könnte dafür sorgen, dass die Schule in einem ordentlichen baulichen Zustand ist und ausreichend personell ausgestattet ist. Dazu sind der Schule ausreichende Mittel in Eigenverantwortung zur Verfügung zu stellen. Die Schule kann das viel besser als eine bürokratische Schul- und Baubehörde ohne ausreichende Kenntnisse der Verhältnisse vor Ort.
Die Frage der Schulform hingegen ist eine Frage, die eine Schule selbst nicht entscheiden kann. Denn dabei sind übergeordnete Kriterien in Erwägung zu ziehen, z. B. die Entwicklung der Schülerzahlen im Bezirk, der Erhalt der schulischen Angebotsvielfalt im Bezirk etc. Diese übergeordneten Fragen kann keine Schule, sondern nur Parlament und Regierung entscheiden. Diese tragen dafür die Gesamtverantwortung.
Mit freundlichen Grüßen
Burkard Dregger