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Brigitte Zypries
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Frage von Ingrid L. •

Frage an Brigitte Zypries von Ingrid L. bezüglich Recht

Sehr geehrte Frau Ministerin,

mit dem vorgelegten Gesetzentwurf zur "Verständigung" im Strafverfahren erklärt die Regierung ihre Kapitulation.
Statt für genügend Personal zu sorgen, um auch komplizierte und langwierige Verfahren bewältigen zu können, wird für solche Verfahren nun die Möglichkeit einer Absprache geschaffen.

Befürchten Sie nicht, dass dies der Weg in eine Zweiklassenjustiz ist? Es liegt doch auf der Hand, dass sich vor allem finanziell gut gestellte Personen (Beschuldigte) teure Anwälte leisten können, die entweder aufgrund ihres wohlklingenden Namens oder ihrer tatsächlich vorhandenen Finesse in der Lage sind, gute "Deals" für ihre Mandanten herauszuholen.
Wie wollen Sie sicherstellen, dass es nicht zu der von mir befürchteten Zweikassen- bzw. Zweiklassenjustiz kommt?

Glauben Sie wirklich, dass die Wahrheitsfindung nicht ebenfalls auf der Strecke bleibt?
Den Richter oder Staatsanwalt möchte ich sehen, der noch eine umfassende Sachaufklärung betreibt, wenn der Beschuldigte durch seinen Anwalt signalisiert, er sei, wenn über das Strafmaß verhandelt werden könne, zu einem UMFASSENDEN Geständnis bereit.

Bite haben Sie die Freundlichkeit, meine Frage zu beantworten und mir meine Befürchtungen ggf. zu nehmen.

Ingrid Linke

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Linke,

die personelle Ausstattung der Gerichte ist Ländersache. Ich teile Ihre Auffassung, dass deutlich mehr Richter und Staatsanwälte eingestellt werden müssen und setze mich seit langem dafür ein. In meinem Haus wird durch Verbesserungen in den Prozessordnungen und im materiellen Recht alles dafür getan, dass die Justiz leistungsfähig bleibt.

Zur Beantwortung Ihrer Frage über die Folgen der verfahrensrechtlichen Absprachen möchte ich Sie auf die Antwort zur Frage von Herrn Völler vom 12. Januar 2009 verweisen. Grund zur Befürchtung, dass die Wahrheitsfindung darunter leidet oder gar das Strafmaß durch finanzielle Leistungsstärke gesenkt werden kann, sehe ich danach nicht.

Mit freundlichen Grüßen
Brigitte Zypries