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Frage von Klaus K. •

Frage an Brigitte Zypries von Klaus K. bezüglich Recht

Guten Tag Frau Ministerin,
Warum gibt es in Berlin, München und Heidelberg noch immer
eine Heinrich von Treitschke Strasse?

Dieser Mann wird mit Straßennamen in Berlin, Steglitz, München und Heidelberg mit einem Straasennamen geehrt.

Heinrich von Treitschke ein im 19.Jahrhundert angesehener Historiker, der in seinen Jahrbuch von November 1879 in seinem Artikel „Unsere Aussichten“ veröffentlicht, das die germanische Rasse den der Juden überlegen ist. Hier wird zum ersten Mal öffentlich von einer jüdischen und germanischen Rasse gesprochen.

Seine Aussage "Die Juden sind unser Unglück" wurde als Schlusswort sogar im Parteiorgan der NSDAP, dem Stürmer zitierte.

Da werden schwachsinnige Denkmäler zur Erinnerung an die Verbrechen im Deutsche Reich von 1933 -1945 für Milionen von Euro errichtet, aber Strassennamen von bekannten Judenhassern bleiben angeblich wegen zu hohen Kostenaufwand erhalten. Wie bigott wollen sich Parteien und Politiker noch präsentieren.
Auf die Anwort bin ich gespannt.

Klaus Kröger

Portrait von Brigitte Zypries
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Kröger,

es stimmt, dass Treitschke in besagtem Aufsatz Juden öffentlich diskriminierte. Es besteht aber ein qualitativer Unterschied zwischen den Aussagen Treitschkes und der späteren Ideologie der Nationalsozialisten. Eine Vernichtungspolitik lag Treitschke fern - ohne seine Aussagen verharmlosen zu wollen. Nichtsdestotrotz war Treitschke unbestreitbar Wegbereiter antisemitischer Ideologie. Insbesondere seine - im Verhältnis zu anderen antijüdischen Stimmen dieser Zeit "gemäßigten" Aussagen - waren dafür verantwortlich, dass Antisemitismus auch im gut gebildeten Bürgertum salonfähig wurde.

Eine öffentliche Diskussion darüber, ob es angemessen ist, diesen Mann, wenngleich berühmter Historiker, mit Straßennamen zu ehren, wäre in meinen Augen nur zu begrüßen. Daher freue ich mich über Hinweise wie diese - denn auch eine Bundesjustizministerin kennt nicht alle Straßennamen Deutschlands.

Ich verwehre mich allerdings dagegen, die Errichtung von Denkmälern als schwachsinnig zu bezeichnen. Zu dem praktischen Aspekt Ihrer Frage: Für die Vergabe von Straßennamen sind die jeweiligen kommunalen Behörden zuständig. Dort könnten Sie also Anregungen zur Veränderung von Straßennamen abgeben.

Mit freundlichen Grüßen
Brigitte Zypries