Portrait von Brigitte Zypries
Brigitte Zypries
SPD
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Brigitte Zypries zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Heike S. •

Frage an Brigitte Zypries von Heike S. bezüglich Jugend

Sehr geehrte Frau Zypries!

Ich war 21 Jahre im Krieg.
Mit Krieg meine ich die chronischen Gewaltanwendungen meines Vaters gegenüber meiner Person und meiner Familienmitglieder von 1970 bis 1991, deren wir schutzlos ausgeliefert waren.
Von 1980-1991 haben sich viele Rechtsanwälte, Polizisten und Staatsanwälte mit unserem Fall "beschäftigt", aber uns Kindern hat niemand geholfen. Damit meine ich, daß wir als Kinder der vollen Wucht der ganzen Streiterei immer ausgesetzt waren und niemand dafür Sorge getragen hat, daß wir gewaltfrei erzogen wurden. Uns hat man nicht geglaubt und wir wurden immer wie "Überlebende" (da hat man glücklich zu sein) und nicht wie Opfer behandelt.
Jetzt mit 37 Jahren bin ich schwer daran erkrankt (wie meine anderen Familienangehörigen auch) und möchte meine Selbstachtung und Selbstwertschätzung und damit meine Würde wiederherstellen.
Aber wie kann es sein, da wir doch alle wissen, daß diese Taten..."immer Langzeitfolgen nachsichziehen" (entnommen aus der Broschüre:"So schützen Sie ihr Kind, Wohin gehst du?" der Polizei, Programm Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes), daß dieses strafrechtlich nicht mehr verfolgt werden kann? Warum gibt es in diesen Fällen eine Verjährungsfrist?
In meinem Fall lagen auch sexuelle Übergriffe vor, an deren Folgen ich nicht bis zum 28. Lebensjahr offensichtlich erkrankt bin, sondern erst danach. Wieso spricht man mir das Recht ab, mich dagegen zu wehren und den Täter zur Rechenschaft zu ziehen?
Meint die Justiz allen Ernstes, daß ein Opfer sich nach einem schier unendlichen Martyrium mit Gewaltherrschaft, sich in einem von außen definierten Zeitraum zu melden hat und plötzlich wieder selbstbewußt und stark auftritt ? Glaubt die Justiz, daß sich ein Stalkingopfer nach 10jähriger Bedrohung nun mal eben wieder meldet, damit Fristen eingehalten werden können, deren Wichtigkeit in diesem Moment noch garnicht überschaubar ist? Glaubt die Justiz, daß die Folgen in einem bestimmten Zeitraum auftreten?

Portrait von Brigitte Zypries
Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Schnittker,

eine ausführliche Antwort zu Ihren Fragen ist Ihnen bereits auf dem Postweg zugegangen.

Mit freundlichen Grüßen
Brigitte Zypries