Frage an Brigitte Zypries von Michael M. bezüglich Familie
Sehr geehrte Frau Zypries,
mir brennt schon seit geraumer Zeit eine Frage unter den Nägeln die Sie hoffentlich beantworten können.
Wie wir alle wissen gibt es die Lohnsteuerklasse 1 für "Singles"
Jetzt habe aber ich zum Beispiel, für den Unterhalt von 3 Kindern zu sorgen, bin also mitnichten ein Single. Ich habe also nach Abzug des Unterhaltes für meine 3 Kinder gerade mal 700€ zum Leben für alles andere. (Miete allein sind schon 400 €).
Warum werde ich gleichgestellt mit jemanden der allein lebt und sein Gehalt nur für sich hat?
Warum gibt es für Väter die Unterhalt zahlen, nicht die Klasse 3?
Mit der Klasse 3 könnte ich endlich wieder wie ein Mensch leben, mir sogar eine Lebensversicherung leisten und mich privat Rentenversichern, ja sogar meinen Kindern bei ihren Besuchen alle 14 Tage übers Wochenende und sämtliche hälftigen Ferien (ohne das ich von irgendwoher eine Unterszützung erhalte) etwas bieten.
Wo ist das Problem, auch mal die Menschen in Deutschland zu fördern, die es DRINGEND brauchen. Und ich rede nicht von denen die zig Tausend im Monat verdienen und nach Abzug Unterhalt noch einen haufen überhaben.
Die sogenannten "Mittelständer" werden ins Armenhaus geschoben mit dieser Denkweise. Ich gehe Arbeiten, 10 Stunden am Tag und Lebe schlechter als jeder Hartz4 Empfänger.
Muss das sein?
Vielen Dank
Michael Mazur
Sehr geehrter Herr Mazur,
die Steuerklasse III, als ein Teil des sog. „Ehegatten-Splittings“, ist nur für Verheiratete vorgesehen. Allerdings bleiben auch in der Steuerklasse I Unterhaltsverpflichtungen nicht unberücksichtigt. So wird Ihnen, um die unterhaltsbedingten Aufwendungen abzumildern, für jedes Kind ein Kinderfreibetrag und ein Unterhaltsfreibetrag gewährt. Jedes Kind wird mit einem Freibetrag von 1824,00, bzw. 1080,00 Euro bei der Lohnsteuer berücksichtigt.
Sie werden also steuerlich nicht wie ein kinderloser Single behandelt.
Für weitergehende Fragen und Anregungen bitte ich Sie, sich direkt an das Bundesfinanzministerium als zuständiges Fachministerium zu wenden.
Was Ihre Kritik an der schlechten tatsächlichen Einkommenssituation vieler Erwerbstätiger angeht, so kann ich Ihnen dabei nur zustimmen. Wir Sozialdemokraten wollen gerechte Löhne für gute Arbeit. Arbeit muss sich lohnen. Wir wollen, dass alle Bürgerinnen und Bürger von ihren Erwerbseinkommen auch leben können. Wir können nicht akzeptieren, dass einerseits der Wohlstand in Deutschland stark wächst, andererseits aber viele Menschen für Löhne arbeiten, von denen sie nicht leben können. Das ist unsozial und ungerecht. Wir haben deshalb die Initiative „Gute Arbeit“ ins Leben gerufen.
Auch den Mittelstand, das Rückgrat unserer Gesellschaft, haben wir dabei im Blick. In der Zeit der rot-grünen Bundesregierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder gab es starke Steuersenkungen die dem Mittelstand zu Gute kamen, so zum Beispiel die Reduzierung des Eingangs- und Höchststeuersatzes oder die Senkung der Körperschaftssteuer. Aber auch in der Großen Koalition hat sich die SPD weiter für Kostensenkungen für den Mittelstand eingesetzt. So hat die SPD 2006 und 2007 zwei Gesetze zur Entlastung des Mittelstandes beschlossen. Der Beseitigung von bürokratischen Lasten galt dabei ein wesentliches Augenmerk. Erfolgreich haben wir uns dafür eingesetzt unnötige Vorschriften abzuschaffen und notwendige Regelungen auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Die Abschaffung der Lohnsteuerkarte in Papierform (ab 2011) und die elektronische Steuererklärung seien hier als Beispiele aufgeführt. Dies führt zu einer nicht unerheblichen Kostenreduzierung für den Mittelstand.
Mit freundlichen Grüßen
Brigitte Zypries