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Brigitte Zypries
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Frage von Andrea P. •

Frage an Brigitte Zypries von Andrea P. bezüglich Familie

Sehr geehrte Frau Zypries,

mit grossem Interesse verfolge ich als Ex-Frau die Reformen des Unterhaltsrechts. Gern wird dabei vergessen, dass es natürlich Teilzeitmodelle für Frauen mit Kindern gibt, um ihren eigenen Unterhalt zu sichern, aber dennoch ist die Betreuung nicht gewährleistet. Ich habe 2 Kinder von 13 und 8 Jahren und bin in einem Beruf tätig, wo die immer länger werdenden Öffnungszeiten mir sehr große Probleme bereiten. Ohne gute Oma geht da nix! Ich arbeite 3 Tage um den Rest der Woche den Kindern noch etwas Normalität zu bieten. Dazu muss man sagen, dass viele Ex-Männer gern bei Geburt des Kindes dazu drängen, dass die Mütter zuhause bleiben sollen und nach der Scheidung aber die Frau im Besten Fall ganztägig ihrem Beruf nachgehen soll. Noch zahlt mein Ex-Mann für mich Unterhalt und für die beiden Kinder. Eine reine Halbtagstätigkeit, in Form von nur "Frühschicht" gibt es für die wenigsten Frauen. Dazu muss noch gesagt werden dass es durch die 400Euro Jobs auch immer schwieriger geworden ist überhaupt noch einen sozialversicherungs-pflichtigen Job zu bekommen. Mehr als häufig werden FLEXIBLE 400 Euro-Kräfte gesucht und wo bitte soll eine Mutter dann ihre Kinder ABSTELLEN? Ich denke, dass die Regierung dann wieder vor einem neuen Problem steht. Wer schützt unsere Kinder davor, auf der Strasse aufzuwachsen und wieviel Erziehungsarbeit wollen wir noch in andere Hände geben? Übrigens ist in meinem derzeitigen Beruf ein Bruttolohn in Vollzeittätigkeit von etwa 1100 Euro zu erwarten. Mein Unterhalt wäre damit gesichert aber innerhalb der Woche um halb neun heimzukommen um die Kinder dann ins Bett zu stecken, das darf es ja dann auch nicht sein. Warum redet man immer mehr von dem Schutz der neuen Familie? Wo bleibt die Verantwortung der Väter sich auch in gleichem Maße dann um ihre Kinder kümmern zu können? Ich denke die Mütter haben es da sehr schwer Kinder und Beruf unter einen Hut zu bekommen und nicht alle haben eine Oma die unterstützen kann.

MfG

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Peter,

ich finde es toll, dass Sie Ihre derzeitige Lebenssituation mit Ihrer Arbeit und Ihren Kindern so gut meistern und sich auch von Widrigkeiten nicht aus der Bahn bringen lassen.

Genau aus den von Ihnen angesprochenen Gründen ist es ein erklärtes Ziel der SPD, Mindestlöhne einzuführen. Arbeit muss sich lohnen. Wir wollen gerechte Löhne für gute Arbeit. Wir wollen, dass alle Bürgerinnen und Bürger von ihren Erwerbseinkommen auch leben können. Da kann es nicht akzeptiert werden, wenn für einen Vollzeitjob 1100,00 € brutto gezahlt werden. Wer Vollzeit arbeitet, soll mit dem Lohn auch seinen Lebensunterhalt und den seiner Kinder bestreiten können.

Neben existenzsichernder Entlohnung geht es uns aber auch darum, die Bedingungen für zusätzliche Beschäftigung zu verbessern. Es kann nicht angehen, dass Arbeitgeber sich nur noch darauf beschränken, wie Sie es nennen, „flexible 400 €-Kräfte“ einzustellen. Hier setzen wir auch an, mit unseren Initiativen für mehr dauerhafte Beschäftigung. Wir wollen Arbeit, die gerecht entlohnt wird, die Teilhabe an den sozialen Sicherungssystemen voll ermöglicht, Anerkennung bietet, nicht krank macht, die erworbene Qualifikationen nutzt und ausbaut und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglicht. Wir setzen daher die aktive Arbeitsförderung, die unter dem Leitgedanken des „Förderns und Forderns" steht, fort.
Jeder Mensch soll immer wieder neu die Chance auf gute Arbeit und die dafür nötige Qualifikation erhalten. Der vorsorgende Sozialstaat, wie wir Sozialdemokraten ihn uns vorstellen, unterstützt die Menschen durch koordinierte Arbeitsmarkt-, Bildungs-, Gleichstellungs- und Familienpolitik dabei, Übergänge und Unterbrechungen in ihren Erwerbsbiografien zu meistern und ihre Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten.

Insbesondere die Vereinbarkeit von Beruf und Familie spielt dabei für uns eine entscheidende Rolle. Wir wollen eine Gesellschaft, die Familien mit Kindern beste Bedingungen bietet, und ein Klima der Aufgeschlossenheit gegenüber den Bedürfnissen von Kindern. Es kann nicht angehen, dass die Bedürfnisse der Kinder zu kurz kommen, weil die Eltern zur Sicherung der finanziellen Existenz ihrer Familie neben ihrem Vollzeitjob noch eine Nebentätigkeit aufnehmen müssen. Hier setzen wir mit unserer Forderung nach einem Mindestlohn an, der eine eigenständige Existenzsicherung ermöglicht.
Gute Bildung und ein unbeschwertes Aufwachsen dürfen nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen. Ein wichtiger Schritt bei der Umsetzung dieser Zielsetzung war das 2005 in Kraft getretene Tagesbetreuungsausbaugesetz. Mit diesem Gesetz ist eine erste rechtliche Grundlage für die notwendige und nachhaltige Verbesserung der Betreuungssituation von Kindern unter drei Jahren geschaffen worden. Es ist nunmehr gesetzlich ein Mindestversorgungsniveau vorgeschrieben. Im Rahmen der Umsetzung dieses Gesetzes ist geplant, die Betreuungsangebote für Kinder unter drei Jahren bis 2013 auf 750.000 Plätze in Kindertagespflege oder in Tageseinrichtungen zu erhöhen. Auch wenn Sie und Ihre Kinder davon nicht mehr unmittelbar profitieren werden, hoffe ich, dass ich Ihnen deutlich machen konnte, dass Situationen wie Ihre von der Politik ernst genommen werden und Lösungsansätze gesucht und teilweise bereits umgesetzt werden.

Mit freundlichen Grüßen
Ihre Brigitte Zypries