Frage an Brigitte Zypries von Manfred L. bezüglich Jugend
Sehr geehrte Frau Zypries,
ich würde Ihnen gerne einige Fragen zur geplanten Regelung der Beschneidung bei Jungen stellen.
In Ihrer Antwort an Herrn v. A. haben Sie argumentiert, dass die Entfernung der Klitorisvorhaut "praktisch nirgendwo üblich" sei und dass somit die Gefahr einer Ungleichbehandlung von Jungen und Mädchen durch ein zukünftiges Beschneidungsgesetz nicht bestehe.
Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass in Malaysia und Indonesien ca. 90% der Frauen beschnitten sind, wobei es sich meistens um die Entfernung eines Teils der Klitorisvorhaut handelt. Dies betrifft Millionen von Frauen! Informationen dazu finden Sie z.B. hier:
www.nytimes.com/2008/01/20/magazine/20circumcision-t.html?_r=1
www.aandes.blogspot.de/2010/04/circumcision.html
www.unhcr.org/refworld/topic,45a5fb512,46556aac2,46d57879c,0.html
www.irinnews.org/Report/90366/INDONESIA-Female-genital-mutilation-persists-despite-ban
Der Eingriff wird von manchen als harmlos erachtet, während andere ihn als Verstümmelung betrachten - ähnlich wie bei der Beschneidung von Jungen. Der Eingriff wird als "Zirkumzision" bezeichnet und ist in Indonesien verboten. Man kann den Berichten entnehmen, dass die Beschneidung der Mädchen als islamische Pflicht gesehen wird (obwohl nicht im Koran vorgeschrieben).
Es ist daher durchaus wahrscheinlich, dass eine malaiische oder indonesische Familie, die in Deutschland wohnt, sich fragen wird, ob die Zirkumzision einer Tochter legal ist.
Vor diesem Hintergrund, frage ich:
- Wollen Sie ein künftiges Gesetz zur Legalisierung der Beschneidung explizit auf Jungen beschränken? Wenn ja, wie wird begründet, dass Mädchen größeren Schutz erhalten?
- Im Fall eines Gesetzes zur Legalisierung der "Zirkumzision" ohne Einschränkung des Geschlechts: Soll damit auch die Vorhautbeschneidung bei Mädchen legalisiert werden?
Mit freundlichen Grüßen,
Manfred Lein
Sehr geehrter Herr Lein,
Sie zitieren die Antwort an Herrn A. selbst - ich kann mich nur wiederholen: Ja, die geplante gesetzliche Regelung, die jetzt diskutiert wird, beschränkt sich auf die Vorhautbeschneidung aus religiösen Gründen bei Jungen. Es wird selbstverständlich keine Legalisierung weiblicher Genitalverstümmelung geben. Diese ist in Deutschland verboten und wird es bleiben.
Mit freundlichen Grüßen
Brigitte Zypries