Frage an Brigitte Hofmeyer von Rüdiger L. bezüglich Umwelt
Ich nahm letztes Jahr an einer Veranstaltung der SMA mit Herrn Dr.-Ing. Dipl.-Phys. Czisch in Kassel teil. Er hielt den Vortrag "100% regenerative STROMversorgung EUROPAS und seiner Nachbarn". Nach den Forschungen auf diesem Gebiet von ihm und seinen Kollegen ist es mit heute marktüblichen Techniken möglich diese Ziel zu erreichen - und auch bezahlbar.
Er sieht die Lösung des Energieproblems darin, dass in einem riesigen Gebiet (Nordkap - Sahelzone, Ural - England) der gesamte Strombedarf EUROPAS mit Hilfe alternativer Kraftwerkstechnik per Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) gedeckt werden kann - also OHNE Kohle- und Kernkraftwerke. Es stehen in diesem Gebiet unterschiedliche Techniken zur Verfügung. Von der Wasserkraft in Norwegen, über Windparks (Offshore) an den Küsten von England, Frankreich, Nordafrika, in den Steppen Russlands, über solarthermische Kraftwerke (Parabolkraft) in Südspanien, Nordafrika, Saudiarabien, Griechenland bis hin zur Biomasse und Geothermie in Zentral- und Osteuropa. - Momentan sind überall im Land "hektische"Aktivitäten in Sachen "Windkraft" zu beobachten. Ich glaube nicht, dass man mit diesen kleinen "Insellösungen" einen nennenswerten Beitrag zum Klimaschutz leistet. Meiner Meinung funktioniert das nur mit einer "großen Lösung" - wie Herr Dr. Czisch sie vorschlägt. Diese kostet natürlich ein paar Milliarden, aber das muss uns unsere Umwelt einfach wert sein. - Zur Bankenrettung wurden seitens der Bundesregierung 480 Milliarden Euro bereitgestellt. Das war z.B. eine "große Lösung". Die Bankenkrise wird gewiss in ein paar Jahren überwunden sein. Aber wenn wir das mit dem Klima nicht in den Griff bekommen, wird kurz über lang das Schicksal der zukünftigen Generationen auf dem Spiel stehen.
Wie stehen Sie und Ihre Partei zum Vorschlag von Herrn Dr. Czisch ? Oder favorisieren Sie auch regionale "Windpark-Insellösungen" unter Inkaufnahme einer Biotop- und Landschaftsbildveränderung als Beitrag zum Klimaschutz ?
Sehr geehrter Herr Löwenstein,
vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich leider aus zeitlichen Gründen erst heute beantworten kann.
Das Thema ist umfangreich und darf nicht isoliert betrachtet werden, Deshalb fällt meine Antwort auch etwas länger aus:
Ich gebe Ihnen vollkommen recht, dass man bei der Energiewende nicht auf eine Variante setzen darf. Die Energiewende besteht für uns aus dem Dreiklang von Energieeffizienz, erneuerbarer Energien und moderner Kraftwerkstechnik.
Die Energiewende ist machbar und muss mit politischem Mut gestaltet werden.
In unserer Verantwortung für nachfolgende Generationen ist für mich und die Hessen-SPD völlig klar, dass der Atomausstieg kommen muss!
Wir wollen die Energiewende und nicht die Verlängerung von Laufzeiten störanfälliger Atomkraftwerke oder gar deren Neubau, wie Roland Koch ihn fordert.
Warum?
- Die Atomenergie ist nicht beherrschbar, wie immer wieder neue Störfälle zeigen.
- Das Endlagerproblem ist ebenfalls nicht gelöst
- Das AKW Biblis ist ein großes Sicherheitsrisiko für Hessen und die Abschaltung des ältesten Atomkraftwerks Deutschlands ist unumgänglich.
Die SPD in Hessen hat sich zum Ziel gesetzt, die durch den Atomausstieg wegfallende Stromproduktion in den nächsten Jahren zu 100 % durch erneuerbare Energien zu ersetzen.
Die Alternative zum Atomstrom sind nicht fossile Großkraftwerke, sondern die Erhöhung der Energieeffizienz und die Nutzung von Sonne, Biomasse, Geothermie, Wind- und Wasserkraft.
Der Ausbau dieser Technologien verbindet Klimaschutz und Atomausstieg zu einer nachhaltigen Politik für mehr Arbeitsplätze und zu einer sicheren Energieversorgung.
Unser Konzept der verstärkten dezentralen Energieproduktion ist nicht nur ökologisch sinnvoll und macht uns unabhängig von großen Energiemonopolisten, sondern es schafft zahlreiche neue Arbeitsplätze vor Ort.
Dort, also in jeder einzelnen Kommune, sollte unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger die Entscheidung darüber getroffen werden, welcher Mix aus Wind, Biogas, Wasser etc. im Einzelfall realisiert wird.
Ich hoffe, Ihre Frage damit umfassend beantwortet zu haben und wünsche Ihnen ein schönes Weihnachtsfest und ein gutes Jahr 2009.
Brigitte Hofmeyer