Frage an Brigitte Fischbacher von Florian K. bezüglich Familie
Wie gedenken Sie die gesetzlichen Rentenansprüche von Geringverdienern zu stärken? Was halten Sie von einer gemeinsamen Rentenveranlagung verheirateter Paare? In einem solchen Modell würden beide Partner ab Eheschließung gemeinschaftlich Rentenanwartschaften erwirtschaften.
Sehr geehrter Herr K.,
gerne beantworte ich Ihnen Ihre Frage wie folgt:
In Anbetracht der Komplexität des Themas kann es hier keine abschließende und auch keine einfache Antwort geben. Unser Rentensystem wird in der gegenwärtigen Form nicht überlebensfähig sein, weil es auf anderen Voraussetzungen und Annahmen beruht, als wir sie gegenwärtig vorfinden. Wie bei allen Versuchen einer Problemlösung muss zunächst eine Analyse des Istzustandes erfolgen. Leider wird diese von den heute politisch Verantwortlichen nicht offen durchgeführt, denn es würde offensichtlich, dass wir immer weniger Beitragszahler haben werden und das die Beitragszahler zukünftig relativ und real weniger ins System einzahlen, da es weniger Beitragszahler und mehr sog. prekäre Arbeitsverhältnisse gibt. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten trügt hier. Somit ist der Generationenvertrag faktisch außer Kraft gesetzt. Durch eine reine Anwartschaftserhöhung würde die jährliche Beitragslücke nur erhöht werden. Somit müssten aufgrund der beschriebenen Situation hinsichtlich Ihrer Fragen zunächst zwei Fragen geklärt werden: Soll es eine angemessene Mindestrente geben? Wie hoch wäre diese? Dann könnte das Beitragsvolumen ermittelt und Finanzierungsmodelle entwickelt werden. Allerdings sehe ich auch hier keine langfristige tragfähige Lösung, weil das Grundproblem nicht gelöst ist. Es gibt für mich langfristig deshalb nur zwei Möglichkeiten: Entweder die Abkehr vom Generationenvertrag und die Entwicklung eines komplett neuen Rentensystems, oder die Anpassung des Generationenvertrages durch stärkeren Einbezug von "Generationenleistungen" wie Kinder, Kindererziehung, Pflegeleistungen etc..
Mit freundlichen Grüßen
Brigitte Fischbacher