Frage an Bodo Ramelow von Michael G. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Ramelow,
Frage zur Tarifpolitik und Mindestlöhnen:
Was nutzen all die Fragen um Tariflöhne (siehe Metallindustrie), wenn doch meine Firma nicht im Tarifverbund ist, ich zwar froh über eine z.Zt. festen Arbeitsplatz bin, der Lohn aber seit fast 4 Jahren unverändert bleibt. Miete über 400 Euro, Kindergartenplatz 125 Euro und und und. Da kann man sich ausrechnen, was so im Monat ürig bleibt. Ich bin 50 Jahre und gehöre wohl auch so langsam "zu der nicht mehr ins Bild passenden Generation". Existenzängste sind schon an der Tagesordnung. Meine Frau ist arbeitslos und macht einen Job auf 400-Eurobasis, über deren Konditionen brauchen wir uns wohl garnicht mehr zu unterhalten. Wenn sie nicht arbeiten gehen würde, könnte ich wohl meine Tochter aus dem Kindergarten nehmen.
Es sollte eigentlich viel mehr für die Familie getan werden. Frau Leyens Vorschläge gehen mir auch so langsam auf die Nerven, obwohl sie bestimmt keinen leichten Stand in ihrer eigenen Fraktion hat. SPD kann man mittlerweile auch vergessen, und die Gewerkschaften??? Für wen sind die eigentlich da, ist doch hier sowieso keiner drin.
Eigentlich braucht man sich über den Frust in der Bevölkerung nicht mehr zu wundern. Wie stehen sie eigentlich zur Frage des "Bürgergeldes"? Ist doch auch wieder sehr undurchsichtig! Freue mich, dass es dieses Portal gibt, wünsche Ihnen und Ihren Kollegen Standfestigkeit und vor allem mehr Präsenz.
Mit freundlichen Grüssen
Michael Glameyer
Sehr geehrter Herr Glameyer,
vielen Dank für Ihre Anfrage, entschuldigen Sie bitte die verspätete Antwort.
Ich verstehe Ihren Frust, weil viele Dinge in unserem Land aus dem Ruder gelaufen sind. Allein dass über eine Million Bürgerinnen und Bürger in Deutschland trotz Vollzeitbeschäftigung sozialhilfeberechtigt sind, zeigt den Skandal - mit staatlichen Geldmitteln werden Billiglöhne subventioniert.
Unsere Forderung heißt deshalb: 8 Euro Mindestlohn für jeden Menschen, für jeden Bereich, und die müssen jederzeit einklagbar sein. Dieser gesetzliche Mindestlohn ist kein Ersatz für Tariflöhne, denn Tariflöhne müssen die Mitarbeiter am unternehmerischen Erfolg und an der Wirtschaftskraft der Branche deutlich beteiligen. 3,80 € Stundenlohn im Friseurhandel Sachsens oder 4,70 € bis 5,20 € für Wachleute in Thüringen sind skandallöse Armutslöhne, die umgehend gesetzlich zu unterbinden sind.
Gleichwohl brauchen wir starke Gewerkschaften, die mit Flächentarifverträgen den Verdrängungswettbewerb unter den Arbeitnehmern verhindern. Unser diesbezüglicher Antrag im Bundestag steht. Was die anderen Thüringer Abgeordneten im Einzelnen gegen Armutslöhne unternehmen wollen, können Sie bei ihnen selbst erfragen - kandidatenwatch.de bietet dafür eine gute Gelegenheit und wird von mir ausdrücklich begrüßt. Ich danke Ihnen nochmals herzlich für Ihre Anfrage und wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen
Bodo Ramelow