Frage an Björn Sänger von Katharina H. bezüglich Recht
Sehr geehrter Herr Sänger,
ich sehe, dass sie für eine Reduzierung der Wehrpflicht, aber gegen die Bundeswehr ohne Wehrpflicht sind. Meine Frage ist:
Was bringen Ihnen/uns/Deutschland schlecht-, beziehungsweise "halbausgebildete" Soldaten.
Wäre es nicht sinnvoller, ein verpflichtendes Jahr einzuführen, in dem junge Leute (männlich UND weiblich) nach Beendigung ihrer schulischen Ausbildung ihre Kraft der Gemeinschaft zur Verfügung stellen-so, wie ihre Interessen und Talente liegen. Meiner Meinung nach würde das das soziale Gefüge stärken und für mehr Akzeptanz sorgen. Und Arbeit für Ehrenamtliche gäbe es doch genug, oder?
Warum sollen manche "müssen" und andere nicht in die Verantwortung im sozialen Leben des Staates gezogen werden?
Herzliche Grüße, Katharina Hüppe
Guten Tag, Frau Hüppe,
für Ihre Anregungen zur Zukunft der Wehrpflicht danke ich Ihnen. Sie weisen meiner Ansicht nach zurecht darauf hin, dass es nicht gerecht ist, wenn manche "müssen" und andere nicht.
Allerdings halt ich als Liberaler nichts davon, ein verpflichtendes Jahr für Frauen und Männer einzuführen. Lassen Sie mich das erläutern:
Die Wehrgerechtigkeit ist schon lange nicht mehr gegeben. Daher fordert die FDP hat bereits seit 2000 die Aussetzung der Wehrpflicht. Gerade mal 17 Prozent eines Jahrganges leisten noch tatsächlich Wehrdienst. Knapp 60 Prozent aller tauglichen jungen Männer leisten weder Wehr- noch Zivildienst. Diese Männer können ihre private Lebensplanung ohne Unterbrechung fortsetzen. Das ist ungerecht denjenigen gegenüber, die zum Wehrdienst eingezogen werden und dadurch nicht direkt nach der Schule oder der Lehre ein Studium aufnehmen oder ins Berufsleben einsteigen können.
Außerdem ist die Wehrpflicht sicherheitspolitisch nicht mehr zu begründen und ihre Aussetzung daher längst überfällig.
Die christlich-liberale Koalition hat mit dem Wehrrechtsänderungsgesetz den Grundwehrdienst von derzeit neun auf sechs Monate reduziert. Die Änderung tritt zum 1. Dezember 2010 in Kraft. Die Präsidien von CDU und CSU haben sich am 26. September 2010 darauf verständigt die Wehrpflicht auszusetzen und schwenken damit auf FDP-Kurs ein. Die Liberalen sehen nun gute Chancen, dass sich die Bundeswehr noch in dieser Wahlperiode in eine Freiwilligenarmee umwandeln könnte.
Mit dem Aussetzen der Wehrpflicht wird auch der Zivildienst als Ersatzdienst wegfallen. Nach dem Willen der FDP soll es jedoch keinen verpflichtenden Sozialdienst für jungen Frauen und Männer geben. Wir wollen junge Menschen, die sich engagieren unterstützen, in dem zum Bespiel die bestehenden Freiwilligendienste ausgebaut werden. Momentan haben wir deutlich mehr Bewerber für ein freiwilliges soziales Jahr als Plätze zur Verfügung stehen.
Für uns Liberale gilt - Freiwilligkeit vor Zwang!
Mit freundlichen Grüßen
Björn Sänger