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Birgitt Bender
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Frage von Ulrich P. •

Frage an Birgitt Bender von Ulrich P. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Bender,

als gesundheitspolitische Sprecherin Ihrer Partei habe ich an Sie folgende Fragen: Welche Maßnahmen unternehmen Sie, um durch Gesundheits- vorsorge Krankheiten und Verletzungen von Senioren zu reduzieren? Warum wird eine Sturzprophylaxe nur in Senioren-Einrichtungen durchgeführt, und nicht großflächig propagiert? Jedes Jahr stürzen 4 bis 5 Millionen ältere Menschen. Aus Platz- mangel kann ich nicht die verschiedene Verletzungen und die hohen Belastungen für die Sozialkassen aufführen. Es ist unstrittig, daß durch präventative Maßnahmen 30 bis 50 % dieser Unfälle vermieden werden könnten. Nur wo sind die öffentlichen Angebote? Es verwundert da nicht, daß die Senioren weitaus höhere Kranken- kosten verursachen wir jüngere Menschen. Auch fürchterliche vorwiegend altersbedingte Krankheiten könnten durch effektives körperliches Training in gleichem Maße reduziert werden. Auch hier weisen Studien eindeutig darauf hin, daß dadurch die Wahrscheinlichkeit an Demenz, Depression, Herz- Kreislauf- erkrankungen, Gefäßerkrankungen, div. Krebserkrankungen usw. zu erkranken auch bis zu 50 % gesenkt werden kann. Es geht also nicht darum, Erkrankte gut zu versorgen (obwohl dies natürlich auch sehr lobenswert ist), sondern man muß schon so rechtzeitig präventative Maßnahmen ergreifen, daß in hohem Maße diese Krankheiten gar nicht entstehen. Dieser Ansatz vermissen ich völlig. Es muß der Grundsatz gelten: Es ist besser, eine Krankheit nicht entstehen zu lassen, als zu heilen. Vieles persönliche Leid kann dadurch auch vermieden werden. Die Sozialkassen sparen enorme Mittel. Besteht also der politische Wille, diese Sachen anzugehen und zu lösen? Das Präventionsgesetz wartet auch schon seit vielen Jahren auf seine Verbabschiedung. Es tut sich einfach nichts!

Mit freundlichem landsmännischen Gruß
Ulrich Parth

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Parth,

vielen Dank für Ihre E-Mail. Ich gebe Ihnen Recht, dass in der Gesundheitspolitik der Grundsatz gelten sollte, eine Krankheit gar nicht erst entstehen zu lassen. Viele Erkrankungen könnten durch geeignete Präventionsmaßnahmen hinausgezögert werden. Dazu zählen vor allem chronische Krankheiten (Herz-Kreislauf-Krankheiten, Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems etc.).

Prävention lohnt sich in jedem Alter. Deshalb sind auch ältere Bürgerinnen und Bürger eine wichtige Zielgruppe für Prävention und Gesundheitsförderung. Dabei spielt natürlich auch die Sturzprävention eine wichtige Rolle. Im Rahmen der Gesundheitsreform 2000 haben wir Grünen zusammen mit der SPD die Prävention gesetzlich verankert. Seitdem müssen die Gesetzlichen Krankenkassen einen bestimmten Betrag für die Primärprävention (Verminderung vorn Krankheiten oder von (Teil-) Ursachen bestimmter Erkrankungen) verausgaben. Im Jahr 2005 waren das 152,2 Millionen Euro. Die Gesetzlichen Krankenkassen führen auch Maßnahmen zur Sturzprävention, überwiegend in Wohn- und Pflegeeinrichtungen durch.

Präventionsmaßnahmen bei älteren Menschen dürfen sich aber nicht nur auf Senioreneinrichtungen beschränken. Gesundheit und Krankheit entstehen vor allem im Lebensalltag der Menschen. Ob Menschen gesund bleiben oder vorzeitig von Erkrankungen betroffen sind, ist häufig von ihren Wohnbedingungen, vom Arbeitsplatz, der Schule oder dem Kindergarten abhängig. Deshalb muss die gesundheitliche Prävention auch umfassend, den Lebensumständen der Menschen entsprechend, gestärkt werden.

Wir Grünen haben in der vergangenen Legislaturperiode einen Entwurf für ein Präventionsgesetz erarbeitet. Im Rahmen des Gesetzes sollte sowohl die individuelle Prävention (Rückenschulen, Ernährungskurse etc.) als auch die Prävention in den Lebenswelten der Menschen (Stadtteil, Betrieb, Schule, Kindergarten, Schule) gestärkt werden. Das Gesetz wurde im Jahr 2005 vom Bundestag verabschiedet, wurde dann aber vom Unions-dominierten Bundesrat abgelehnt. Die Bundesregierung hat für diese Legislaturperiode ein neues Präventionsgesetz angekündigt. Bislang
hat die Regierung noch keinen Gesetzentwurf vorgelegt.

Wir Grünen begrüßen ein Präventionsgesetz. Die Bundestagsfraktion der Grünen hat in den vergangen Monaten Fachgespräche zur Prävention sowie einen großen Kongress „Prävention als Leitthema grüner Gesundheitspolitik“ durchgeführt. Im Rahmen der Fachgespräche haben wir uns z.B. mit der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sowie mit dem Thema Geschlechtergerechtigkeit in der Prävention auseinandergesetzt. In Kürze (am 21. September 2007) veranstalten wir ein weiteres Fachgespräch zur Organisation und Steuerung der Prävention in Deutschland. Hier diskutieren wir mit Expertinnen und Experten sowie mit allen Interessierten über präventionspolitische Perspektiven und ihre Umsetzung.

Der politische Wille, die Prävention in Deutschland umfassend zu stärken, besteht bei den Grünen nach wie vor. Wir werden uns auch weiterhin dafür einsetzen, dass wir endlich ein nachhaltiges und für die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger nützliches Präventionsgesetz auf den Weg bringen.

Informationen zu unseren präventionspolitischen Aktivitäten finden Sie auf den Internetseiten der Bundestagsfraktion über folgenden Link:
http://www.gruene-bundestag.de/cms/default/rubrik/10/10988.htm

Mit freundlichen Grüßen

Biggi Bender MdB