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Birgitt Bender
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Frage von Theresa S. •

Frage an Birgitt Bender von Theresa S. bezüglich Senioren

Sehr geehrte Frau Brigitt Bender,
mein Name ist Theresa Schöpfer. Ich besuche die 10. Klasse der Theodor-Heuss Realschule in Hockenheim (68766). In diesem Jahr halte ich eine Prüfung im Fach MUM (Mensch und Umwelt), bei der es sich um den Demografischen Wandel dreht. Hierzu starte ich eine Umfrage im Staatsbereich.

Zu diesem Thema möchte ich sie fragen:
1) Wie geht der Staat mit dem wachsenden Anteil der älteren Menschen um?
2) Bemerkt man den Wandel?
O sehr?
O ein wenig?
O kaum?
3) Was halten sie davon?

Ich würde mich sehr auf eine Antwort Ihrerseits freuen.

Mit freundlichen Grüßen
Theresa Schöpfer

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Hallo Theresa Schöpfer,

ich freue mich, dass Sie und Ihre Klasse sich mit dem Demografischen Wandel beschäftigen.
Von der grünen Bundestagsfraktion gibt es mehrere ausführliche Papiere zu dieser Fragestellung, die Sie unter dem folgendem Link finden: http://www.gruene-bundestag.de/cms/demografie/rubrik/8/8128.demografie.html

Doch nun zu Ihren konkreten Fragen:

Umgang des Staates mit dem wachsenden Anteil älterer Menschen? Bevor der Staat bzw. die jeweiligen Regierungen ihre Politik gestalten, stehen ja erst einmal die Wahlen auf der Tagesordnung. Da ein immer größerer Teil der Bevölkerung selbst RentnerInnen sind oder bald RentnerInnen sein werden, ist es leider eine zu kritisierende Praxis der anderen politischen Parteien (CDU/CSU und SPD, aber auch Linke und FDP), immer wieder Wahlversprechen für die ältere Generation abzugeben. In den meisten Fällen geschieht dies zu Lasten der mittleren oder jüngeren Generation. Als Beispiele seien nur genannt Versprechungen im Bereich Rente oder die versprochenen Steuersenkungen, die auf Pump finanziert werden sollen. Gegen eine solche Politik haben wir Grünen immer wieder das Wort ergriffen und deutlich gemacht, dass in der Politik die Generationengerechtigkeit (bei jeder Maßnahme zu überprüfen, welche Auswirkungen dies auf andere Altersgruppen hat und dafür zu sorgen, dass die begrenzten Gelder nicht zum größten Teil einer Generation zu Gute kommen) bei allen Fragen berücksichtigt werden muss. Aber nicht jede Politik für eine Generation muss negative Auswirkungen auf die anderen haben. So hilft es z.B. nicht nur Älteren, wenn es abgesenkte Bürgersteige gibt, sondern auch der jungen Frau im Rollstuhl oder dem Vater mit dem Kinderwagen.

Bemerkt man den Wandel?
Den demografischen Wandel bemerkt man regional sehr unterschiedlich. Es wird auch weiterhin Städte und Regionen geben, die einen Zuwachs der Bevölkerung zu verzeichnen haben (z.B. Stuttgart) und auf der anderen Seite ländliche Regionen, die mit einer massiven Abwanderung zu rechnen haben (z.B. in Mecklenburg-Vorpommern). So haben nur letztere z.B. mit dem Problem zu kämpfen, dass ihre Abwasserversorgung für viel mehr Menschen und Wasser ausgelegt ist und jetzt nicht mehr richtig funktioniert und umgebaut werden muss.
In der Gesundheitspolitik - meinem Politikbereich - steht für uns Grüne im Vordergrund, Menschen solange wie möglich so gesund wie möglich zu erhalten. Damit dies besonders gut gelingt, sollte man so früh wie möglich - bereits in der Kindheit und Jugend - mit der Prävention (z.B. Bewegung, Stressmanagement, Entspannung, Ernährung, gutes Schulklima, ....) beginnen.
Gleichzeitig müssen wir uns um diejenigen Menschen besonders kümmern, die mehrere Krankheiten gleichzeitig haben und das nimmt im Alter zu. Auf solche Mehrfacherkrankten ist unser Gesundheitssystem noch viel zu wenig ausgerichtet.
Uns beschäftigt auch, wie die medizinische Versorgung in ländlichen Regionen, aus denen junge Leute wegziehen und der Anteil Älterer zunimmt, gewährleistet werden kann. Diese liegen besonders oft in den sogenannten Neuen Bundesländern, aber auch z.B. in Bayern gibt es längst entsprechende Gebiete. Das ist auf der einen Seite eine echte Herausforderung, auf der anderen Seite aber auch die Chance, ganz neue Formen der Zusammenarbeit von ÄrztInnen auszuprobieren, und eine viel engere und kooperativere Zusammenarbeit von MedizinierInnen mit Krankenschwestern und der Pflege einzugehen. Wir Grünen sind uns sicher, dass die dortigen Erfahrungen irgendwann auch in ganz Deutschland zum Zuge kommen.

Was ich vom Demografischen Wandel halte?
Er existiert, wir müssen ihn analysieren und er fordert uns auf, Politik langfristig oder - wie wir Grüne das ja schon lange fordern - "nachhaltig" zu gestalten. Dabei dürfen wir die Jugend nicht aus dem Blick verlieren. Denn gerade auf die kommenden Generationen sind wir alle besonders angewiesen und sollten möglichst allen Kindern und Jugendlichen gute Startchancen bieten und z.B. in Bildung investieren.

Mit freundlichen Grüßen
Biggi Bender