Frage an Birgit Wöllert von Henning M. bezüglich Gesundheit
1) Wie stehen Sie, wie steht die Linke insgesamt zur Impflicht?
2) Falls Sie eine Impflicht ablehnen, inwiefern kann man mit dem Selbstbestimmungsrecht der Eltern argumentieren? Betroffen ist ja das Kind ist und nicht die Eltern selbst.
3) Wie wägen Sie Fürsorgepflicht gegen Selbstbestimmung ab?
4) Welchen Stellenwert hat das Recht des Kindes auf körperliche Unversehrheit in diesem Zusammenhang?
5) Welchen Stellenwert hat das Recht auf körperliche Unversehrheit von "Impfversagern" und Menschen die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können?
Sehr geehrter Herr Meyer,
herzlichen Dank für Ihre Fragen zum Thema Impfen und Impfpflicht, die ich Ihnen gerne wie folgt beantworte:
1) Wie stehen Sie, wie steht die Linke insgesamt zur Impfpflicht?
Eine Impfpflicht sollte als Zwangsmaßnahme nur infrage kommen, wenn alle anderen Maßnahmen nicht zum Erfolg geführt haben und eine entsprechende Bedrohung der öffentlichen Gesundheit besteht. Die freiwillige und informierte Entscheidung des Einzelnen sollte die Leitschnur linker Gesundheitspolitik sein. Es geht darum, über eine breit geführte gesellschaftliche Debatte einen von vielen getragenen Konsens zu finden. Die Akzeptanz der Impfung hängt entscheidend von der Beteiligung der Betroffenen an der Entscheidungsfindung ab. Die Impfpflicht nimmt dagegen dem Einzelnen diese Entscheidung ab.
Die Fragen 2 bis 5 beantworte ich Ihnen wegen der Vermeidung von Wiederholungen im Zusammenhang.
2) Falls Sie eine Impfpflicht ablehnen, inwiefern kann man mit dem Selbstbestimmungsrecht der Eltern argumentieren? Betroffen ist ja das Kind ist und nicht die Eltern selbst.
3) Wie wägen Sie Fürsorgepflicht gegen Selbstbestimmung ab?
4) Welchen Stellenwert hat das Recht des Kindes auf körperliche Unversehrtheit in diesem Zusammenhang?
5) Welchen Stellenwert hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit von "Impfversagern" und Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können?
Impfungen sind eine effektive Methode zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten. Sie haben sowohl einen individuellen wie auch einen kollektiven Nutzen. Eine ausreichend hohe Impfquote verhindert zuverlässig Epidemien und kann zum Aussterben von Erregern und Verschwinden von einstmals gefürchteten Erkrankungen führen. Jeder Mensch bzw. dessen gesetzliche Vertretung (Eltern minderjähriger Kinder) kann sich grundsätzlich frei für oder gegen medizinische Maßnahmen entscheiden. Diese Freiwilligkeit ist schon an sich ein hohes Gut, denn es geht um Selbstbestimmung, körperliche Unversehrtheit und auch das Vertrauen in die Patientenorientierung der Medizin.
Dem gegenüber steht der Schutz der öffentlichen Gesundheit, die Verhinderung von Epidemien und damit auch die körperliche Unversehrtheit von Menschen die mit Krankheitserregern infiziert werden könnten. Dazu gehören beispielsweise Personen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können oder die trotz Impfung nicht immun sind (sogenannte Impfversager). Das Ziel besteht also nicht zwangsläufig darin, dass möglichst jeder einzelne Mensch geimpft wird, sondern darin, eine ausreichend hohe Impfquote zu erzielen, um die Übertragungswege der Erreger zu blockieren (sogenannter Herdenschutz).
Mit freundlichen Grüßen
Birgit Wöllert