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Birgit Malecha-Nissen
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Frage von Sven K. •

Frage an Birgit Malecha-Nissen von Sven K. bezüglich Energie

Sehr geehrte Frau Dr. Malecha-Nissen,

wie Sie wissen, möchte der Energiekonzern RWE in Schleswig-Holstein 150 Millionen Tonnen des klimaschädlichen Gases CO2 in 1000 bis 2000 Metern Tiefe versenken.
Ich halte dieses Vorhaben für einen Versuch, die vorhandenen Energieversorgungsstrukturen festzuzementieren und habe Angst vor den Folgen für die Betroffenen. Außerdem erfordert die Abspaltung von CO2 aus dem Rauchgas von Kohlekraftwerken (CCS Technologie) 30 % mehr Energie, wodurch zusätzliches CO2 entsteht.

Im Untergrund gibt es viele Kluftspalten, seit der letzten Eiszeit herrscht durch Salzstöcke etc. eine erhebliche geologische Aktivität, so dass m. E. eine dauerhafte (!) Lagerung ebensowenig zu gewährleisten ist wie beim Atommüll. Ein Ausbruch von CO2 könnte Erdöl aus den darüber liegenden Schichten an die Oberfläche reißen und zu irreparablen Umweltschäden führen, an windstillen Tagen sterben Tiere und Menschen in einem Ausbruchsgebiet einen Erstickungstod. Das ist nicht die Zukunft, die ich mir für meine Kinder in Schleswig-Holstein vorstelle. Vielmehr wünsche ich mir eine alternative Energieversorgung aus regenerativen Quellen und Kraft-Wärmekopplung mit flexiblen Regelkraftwerken.

Mich interessiert Ihre Meinung als Geologin zur CCS Technologie und vor allem Ihre Haltung als zukünftige Abgeordnete des deutschen Bundestags und die Haltung Ihrer Partei. Werden Sie dem vorgelegten Gesetzesentwurf zum CCS Gesetz zustimmen?

Ich würde mich freuen, wenn Sie noch vor der Wahl dazu Stellung nehmen könnten, da ich meine Wahlentscheidung von dieser Frage abhängig machen werde.

Mit freundlichen Grüßen,

Dipl. Biol. S. Koschinski

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Koschinski,

ich kann Ihre Sorge sehr gut verstehen und teile Sie.
Um ungehindert neue Kohlekraftwerke zu bauen, soll das CO2 nun abgeschieden, transportiert und im geologischen Untergrund langfristig gelagert werden. Die Endlagerung des CO2 ist bisher jedoch keinesfalls geklärt und wir sollten uns hüten eine Technik zu entwickeln, ohne das Entsorgungsproblem gelöst zu haben. Das hat uns das Endlagerungsproblem des Atommülls eindringlich vor Augen geführt.
Ein klares Nein müssen wir der geplanten Speicherung im in ca. 3000 m Tiefe unter SH liegenden Sandstein erteilen. Zum einen soll SH nicht großflächig Endlager werden, zum anderen ist der dazu ausgesuchte Sandstein der ideale Horizont, um Geothermie Projekte zu realisieren. 99% der Erde sind heißer als 1000 °C. Da schlummert ein ungeheures Energiepotential. Mittlerweile sind in fast allen Bundesländern Geothermieprojekte mit Bohrungen in ca. 3000 m Tiefe verwirklicht.
Die Technik zur CO2 Abscheidung wird frühestens in 15-20 Jahren kommerziell zu Verfügung stehen. Das ist zu spät, da in den kommenden Jahren ein großer Teil der alten Kraftwerke erneuert werden muss. Moderne Kohlekraftwerke mit der Option zur CO2 Abscheidung haben einen beträchtlich schlechteren Wirkungsgrad. Das heißt, um die gleiche Menge Strom zu produzieren, muss wieder mehr Kohle verbrannt. Zudem schließt die Lage der geplanten Großkraftwerke Kraft-Wärmekopplung aus. Wir müssen dieser Entwicklung eine klare Absage erteilen!
Dezentrale Energieversorgung mit Kraft-Wärmekopplung aus erneuerbare Energien sind die Zukunft. Dafür setze ich mich ein! Über Ihre Unterstützung würde ich mich freuen.

Mit freundlichen Grüßen,
Birgit Malecha-Nissen