Frage an Birgit Homburger von Sebastian F. bezüglich Finanzen

Sehr geehrte Frau Homburger,

in einem Interview mit Ihnen auf Welt Online habe ich gelesen, dass sie die Einführung eines Stufentarifs (unabhängig davon, ob mit drei oder 5 Stufen) für eine "drastische Vereinfachung" des deutschen Steuerrechts halten.

Um einen solchen Tarif einzuführen, müsste nur ein einziger Paragraf - § 32a EStG - geändert werden. Ich sehe hierig keine wesentliche Vereinfachung.

Das Problem des deutschen Steuerrechts ist nicht, dass der Tarif komplex ist, sondern die Einkommensermittlung. Dies lässt sich wunderbar an jedem Einkommensteuerbescheid ablesen. Von einer gesamten Seite Berechnung betreffen den Tarif mithin gerade einmal 3 Zeiten, der Rest beschäftigt sich mit der Ermittlung des zu versteuernden Einkommens.

Ist das zu versteuernde Einkommen ermittelt, ist schon heute mit den Einkommensteuertabellen schnell die Steuerlast zu ermitteln.

Auch ein Stufentarif ist nicht wesentlich einfacher. Stufentarife im Ausland sind, um an den Stufen nicht die Steuer übermäßig zu erhöhen (1 € mehr Einkommen => Steuersatz + 10 %punkte) wie folgt ausgestattet:

Wird der Grundfreibetrag überschritten, werden z.B. auf die ersten 10.000 15%, die zweiten 10.000 25 % und auf alle weiteren Einkünfte 35 % Steuer erhoben. Auch hier ist eine Weile Rechnerei nötig, da auf ein Einkommen von 50.000 eben nicht 35 % = 17.500 sondern (10.000 * 15 % + 10.000 * 25 % + 30.000 * 35 %) 14.500 Steuer erhoben werden.

Ich würde gerne von Ihnen wissen, wieso Ihrer Meinung nach die Änderung eines einzelnen Paragrafen das deutsche Stuerecht wesentlich vereinfacht, insbesondere da die Änderung das eigentliche Problem, die Einkommensermittlung, nicht betrifft.

Mit freundlichen Grüßen,

S. Fluege