Frage an Bilkay Öney von Adrien S. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Sehr geehrte Frau Öney,
wenn ich das richtig einschätze, gehört zu ihrem Wahlkreis auch der ehemalige Mauerstreifen entlang der Bernauer Straße. Ich empfand diesen Grünstreifen immer als angenehme Alternative zur Mauer und durchaus geeignet, der Zeit der Trennung von Ost- und Westberlin zu gedenken. Wie stehen Sie zu den Plänen der Umgestaltung? Ich befürchte, daß durch die Ausweitung des Mauermuseums das letzte Grün an der Straße verschwindet.
Mit freundlichen Grüßen
Adrien Schröer
Sehr geehrter Herr Schröer,
auch wir Bündnisgrünen haben den vorhanden - inzwischen grünen - ehemaligen Grenzstreifen entlang der Bernauer Straße immer als Ort empfunden, an dem die Trennung zwischen Ost und West und ihre Folgen sehr sinnlich wahrgenommen werden kann. Insbesondere auf bezirklicher Ebene haben wir uns daher seit der Wende für den Erhalt dieses Grenzstreifens und gegen eine Bebauung engagiert. Damit stießen wir bis vor Kurzem bei den anderen Partein auf vehemente Ablehnung und oft recht bösen Spott.. Insofern begrüßen wir es, dass sich der Senat und die öffentliche Meinung endlich der historischen Bedeutung dieses Grenzstreifens bewusst geworden ist. Wie Sie der Internetseite http://www.berlin.de/mauerdialog/site/pictures/Bernauer_Detail.pdf entnehmen können, ist bei den geplanten Maßnahmen nicht vorgesehen, den Grenzstreifen mit Erinnerungsarchiktektur zu verstellen bzw. die Bevölkerung von einem museal abgegrenzten Gebiet auszuschließen. Ein solcher Ausschluss - quasi eine zweite Mauer - würde dem Sinn des Gedenkens völlig zuwider laufen und würde von uns nicht akzeptiert. Mit Sorge sehen wir allerdings, dass durch die jahrelange Untätigkeit der verschiedenen Senate inzwischen von der Strelitzer Straße bis zum Mauerpark Baurecht geschaffen wurde. Ob es dem Senat gelingt, den Bereich zwischen Strelitzer Straße und Brunnenstraße gänzlich von Bebauung freizuhalten und zwischen Brunnenstraße und Mauerpark zumindest den Postenweg und damit den Grenzverlauf zu erhalten, ist fraglich. Denn weder baurechtlich noch finanziell hat der Senat dafür Vorsorge getroffen. Insofern ist das letzte Grün entlang der Bernauer Straße nicht durch die aktuellen Erweiterungspläne des Museumsbereiches, sondern die langzeit fehlende Weitsicht der Politik gefährdet. Trotzdem werden wir uns weiterhin für den Erhalt der Freifläche entlang der Mauer einsetzen. Denn eine solche grüne Freifläche erscheint uns immer noch die geeignetste Form, sich sowohl der bedrückenden Vergangenheit zu erinnern als auch aktuellen stadtentwicklungspolitischen Ansprüchen gerecht zu werden. Die Gestaltung des ehemaligen Mauerstreifens am Invalidenfriedhof zeigt, wie gelungen so etwas umgesetzt werden kann. In diesem Sinne hoffen wir mit Ihnen auf möglichst viel Grün entlang der Bernauer Straße.
Beste Grüsse
Bilkay Öney