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Bettina Wiesmann
CDU
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Frage von Alexander R. •

Frage an Bettina Wiesmann von Alexander R. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Wiesmann

Frau Esther Bejarano, eine Auschwitzüberlebende, und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) fordern, den 8. Mai zum Feiertag zu bestimmen. Auch weitere Überlebende des Holocausts, namentlich Peggy Parnass, Ernst Grube, Peter Neuhoff, Hans Coppi und Marianne Wilke unterstützen dieses Anliegen. Weiterhin besteht ein großer Zuspruch in der Bevölkerung, dieses Vorhaben durchzuführen, was anhand einer diesbezüglichen Petition von change.org ersichtlich wird. Darüber hinaus wird dieses wichtige Vorhaben zusätzlich von zivilgesellschaftlichen Akteuren und Kunstschaffenden unterstützt. Auch aus der Politik gab es über Parteigrenzen hinweg Zustimmung den 8.Mai als Feiertag einzuführen. Nun stellt sich mir die drängende Frage, welche konkreten Schritte Sie bereits unternommen haben, dieses historisch wegweisende Unterfangen zu unterstützen. Oder haben Sie schon Pläne hierzu?

Zum Abschluss noch eine persönliche Bitte: Die CDU steht, unter Anderem, gleichbedeutend mit Menschenrechten, Bildung und selbstverständlich der Erinnerungskultur - dem wahrscheinlich wichtigsten Kulturgut der Bundesrepublik.
Bitte verfehlen Sie diese wichtige Möglichkeit nicht, diese wichtigen Werte, für die Ihre Partei symbolisch steht, relevant zu halten.

Mit freundlichen Grüßen
Alexander Rauch

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Rauch,

herzlichen Dank für Ihre Frage.

Die teilweise mit Nachdruck vorgetragenen Vorschläge, den 8. Mai als Feiertag zu deklarieren, sind mir bekannt, ebenso wie die Beweggründe dafür, für die ich grundsätzlich Verständnis habe. Es liegt nahe, dem Streben nach einer besonderen Würdigung einschneidender historischer Ereignisse auf diese Weise Ausdruck zu verleihen. Dies zeigen auch die 120.000 Unterschriften der Petition, die ich selbstverständlich anerkenne.

Allerdings bin ich selbst von der Forderung nicht überzeugt, ich habe deshalb bis jetzt keine Schritte unternommen, den 8. Mai zu einem gesetzlich verankerten, bundesweiten Feiertag werden zu lassen, und plane auch nicht, dies zu tun. Warum?

Der 8. Mai war Befreiung und Kapitulation zugleich. Er war für unser Land, für uns Deutsche eine schwere Stunde, kein fröhlicher Anlass: die Beendigung einer existenziell bedrohlichen Kriegssituation, der Schlusspunkt eines mörderischen Vernichtungszugs gegen die ganze Welt und besonders das jüdische Volk, der Auftakt zu einer furchtbaren Bilanz der deutschen Verantwortung für unendliches Leid und beispiellose Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die vielschichtige Bedeutung dieses Datums führt mich zur Auffassung, dass ein Feiertag hier nicht angemessen ist.

Im Übrigen bin ich der Auffassung, dass man wichtiger Ereignisse, auch echter Schicksalstage wie des 8. Mai gedenken kann, ohne deshalb die Arbeit niederzulegen. So handhaben wir die Würdigung mannigfaltiger Ereignisse in Deutschland und der Welt, die im Blick auf die Geschichte von besonderer Bedeutung gewesen sind.

Unabhängig von meiner persönlichen Bewertung sehe ich hinter Ihrer Forderung ein höchst sensibles Thema, das sicherlich mit guten Gründen unterschiedlich beurteilt werden kann, weswegen ich für jede andere Position volles Verständnis habe. Ich respektiere und begrüße den Einsatz jedes Einzelnen, der dazu beitragen möchte, jeglicher Geschichtsvergessenheit entgegenzuwirken. Dieses Anliegen ist uns sicher gemeinsam.

Mit freundlichen Grüßen
Bettina M. Wiesmann

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