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Bettina Hoffmann
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Frage von Peter K. •

Nach dem Werbeverbot für Tabak. Wie sieht es mit einem generellen (Internet,Fernsehen,Plakate usw.) Werbeverbot für Glücksspiel aus?

S.g. Fr. Hoffmann, wie stehen Sie persönlich zu einem generellen Werbeverbot für Glücksspiel?
Durch einen Bekannten aus meinem persönlichen Umfeld weiß ich,wie verheerend es sein kann,wenn jemand dem Glücksspiel anheimfällt und wie stark die Glücksspielsucht Familien und Freundeskreise spalten kann,wenn geliehenes Geld nicht zurückgezahlt wird/werden kann.
Trotzdem sieht man im Internet oder auch im abendlichen Fernsehen aggressive und offensive Werbung die niedrige Einsätze, teils sogar Freispiele/Gutschriften anpreist und hohe Gewinne suggeriert.(Besonders Automaten-/Slotspiele(-seiten) (JackpotPiraten,BingBong,Wunderino,SlotMagie,Book of Ra) manche haben im App-Store eine Altersfreigabe von 13 Jahren! siehe: https://bit.ly/49lPz1z )
Durch den Bekannten weiß ich dass das Gegenteil der Fall ist und Spieler hohe Geldbeträge, wenn nicht gar Haus und Hof verspielen, anders als in der Werbung wo man nur Influencer sieht bei großen Gewinnen. Braucht es dafür wirklich Werbung?

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Sehr geehrter Herr K.,

danke für Ihre Frage zu diesem wichtigen Thema. Ich teile Ihre Einschätzung, dass Glücksspiel eine große Gefahr darstellt, Menschen in die Sucht treibt und Existenzen zerstören kann. Gerade auch der kürzlich erstmals veröffentlichte Glücksspielatlas <https://www.dhs.de/service/presse/pressemeldungen/meldung/gluecksspielatlas-deutschland-2023-veroeffentlicht>  hat verdeutlicht, dass in Deutschland über 3 Millionen Menschen ein problematisches Spielverhalten aufweisen und man bei ca. 1,3 Millionen Menschen sogar von einer Glücksspielabhängigkeit in Deutschland ausgeht.

Ich bin daher der Auffassung, dass wir die Werbung für Glücksspiel und auch Sportwetten einschränken und stärker regulieren sollten. Leider sind die Rahmenbedingungen dafür nicht sonderlich günstig. Denn die Regulierung von Glücksspiel sowie auch Online-Glücksspiel und Sportwetten wird in Deutschland fast ausschließlich über den Glücksspielstaatsvertrag geregelt. Auch die Regeln für Werbung und Einsatzlimits sind darin niedergelegt. Der Glücksspielstaatsvertrag ist ein Regelwerk, das zwischen den Innenministerien von 16 Bundesländern ausgehandelt wird. Die Länder befinden sich dabei stets im Spannungsfeld zwischen Spieler*innenschutz und Steuereinnahmen. Für mich persönlich kann ich sagen, dass das Interesse des Spieler*innenschutzes hier deutlich höher bewertet werden sollte, aber die Einflussnahme für uns als Bundespolitik auf die Verhandlungen zum Glücksspielstaatsvertrag ist sehr schwierig.

Wir prüfen allerdings derzeit, ob nicht auch der Bund beim Thema Glücksspielregulierung mehr Kompetenzen wahrnehmen könnte, denn der Bund hat durchaus auch weit reichende Kompetenzen im Wirtschaftsrecht. 

Meine Fraktionskollegin Linda Heitmann, die für Sucht- und Verbraucherschutzpolitik zuständig ist, hat deshalb zu diesem Thema Anfang des Jahres ein Gutachten vom wissenschaftlichen Dienst des Bundestages erarbeiten lassen, das mittlerweile auch öffentlich ist. Sie können dieses hier finden: https://www.bundestag.de/resource/blob/963080/3dd6c5bcee5f3ae2c6edd09afeeb2429/WD-3-057-23-pdf-data.pdf

Frau Heitmann unterstützt auch das „Bündnis gegen Sportwettenwerbung" <https://buendnis-gegen-sportwettenwerbung.de/>, das sich für eine weitestgehende Einschränkung von Sportwetten-Werbung einsetzt. Diesem haben sich auch Betroffene, Wissenschaftler*innen, Fangruppen und Selbsthilfeorganisationen angeschlossen, um das politische Ziel einer Einschränkung von Werbung für Glücksspiel und Sportwetten bestmöglich und öffentlichkeitswirksam gemeinsam zu verfolgen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bettina Hoffmann

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