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Bettina Hoffmann
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Frage von Claudia H. •

Frage an Bettina Hoffmann von Claudia H. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrte Frau Hoffmann,
im Jahr 2020 hat es wie in den beiden Jahren zuvor zu wenig geregnet. Die Landwirtschaft fordert deswegen finanzielle Hilfen. Leider trägt gerade die Landwirtschaft massiv dazu bei, dass der Boden austrocknet. In der konventionellen Nutztierhaltung sorgen Futtermittelimporte insbesondere aus Südamerika für eine schlechte Klimabilanz. Regenwald muss Sojafeldern weichen. Dazu kommen lange Transportwege. Statt Soja in den Trog geschüttet zu bekommen, könnten die Tiere weiden (auch in den Wäldern) und dadurch dazu beitragen, dass trockene Pflanzen gefressen werden und nicht als mögliche Brandherde stehen bleiben. Auf vielen Feldern fehlen Hecken zur Minderung der Winderosion und als Schattenspender. Die Sonne brennt ungehindert direkt auf die Erde. Je nach Bodenbeschaffenheit sollte es weitere Möglichkeiten geben, die Speicherfähigkeit für Feuchtigkeit zu erhöhen.
Die finanziellen Hilfen für die Landwirtschaft können an entsprechende Auflagen gebunden werden. Wie stehen Sie dazu?

Freundliche Grüße
C. H.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Herbst,

vielen Dank für Ihre Anfrage.

Nach 2018 und 2019 befinden wir uns im dritten Dürrejahr in Folge. Die Böden sind bis in die tiefen Bodenschichten ausgetrocknet, in vielen Regionen sinken die Grundwasserspiegel und ohne ausreichend Regen bildet sich auch kein neues Grundwasser. Viele Landwirte haben massive Einbrüche bei ihren Ernten – insbesondere 2018 sind in einigen Bundesländern die landwirtschaftlichen Erträge um bis zu 30 Prozent eingebrochen. Es war daher richtig, dass den Landwirten in dieser Extremsituation geholfen wurde.

Der Notstand darf aber nicht zum Dauerzustand werden. Wir fordern die Bundesregierung daher auf, umgehend einen Klimaaktionsplan vorzulegen, wie unsere Landwirtschaft klimafreundlicher und klimaangepasster werden kann. Das geht nicht ohne eine Neuverteilung der öffentlichen Gelder, die dafür sorgen, dass nicht weiter die reine Ertragsmaximierung im Vordergrund steht, sondern auch der Aufbau gesunder humusreicher Böden. Nur so können diese auch ausreichend Wasser filtern und speichern.

Der Umbau hin zu einer krisenfesten Landwirtschaft muss darüber hinaus folgende Maßnahmen umfassen:

- Tierhaltung: Weniger ist mehr. Treibhausgase in der Tierhaltung entstehen, wenn der Dünger ausgebracht wird, den die Tiere produzieren. Sie werden außerdem von Kühen und Schafen ausgestoßen („ausgerülpst“). Sie entstehen aber auch weil wir für die Massentierhaltung enorme Flächen für den Anbau von Futtermitteln benötigen. Ökologisch wertvolle Moore und Dauergrünland in Deutschland und Regenwald in Südamerika mussten und müssen dafür weichen. Wir wollen eine flächengebundene Tierhaltung, die auf Qualität setzt statt auf Masse. Aus der Massentierhaltung wollen wir in den nächsten 20 Jahren ganz aussteigen.

- Moorböden schützen und aufbauen, Wiesen und Weiden erhalten: Dass Moorböden als Acker- und Grünland genutzt werden, verursacht alleine etwa ein Drittel der gesamten landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen in Deutschland und etwa vier Prozent der gesamten deutschen Treibhausgas-Emissionen.

- Stickstoffüberschüsse senken: Die schiere Menge an Stickstoff, die in Deutschland in erster Linie über Gülle, aber auch über Mist oder Mineraldünger ausgebracht wird, übersteigt, was Pflanzen und Böden aufnehmen können – und zwar um das Doppelte. Der von den Pflanzen ungenutzte Stickstoff landet unter anderem in Form von extrem klimaschädigendem Lachgas in der Atmosphäre. Die Landwirtschaft verursacht zirka 80 Prozent der gesamten Lachgasemissionen in Deutschland. Wir brauchen endlich Düngeregeln, die Klima und Wasser schützen. Wir wollen vor allem für ohnehin belastete Gebiete eine deutliche Begrenzung der Menge an Düngemitteln, die ausgebracht werden darf.

Die Dürre der letzten Jahre zeigt deutlich, dass die Klimakrise erhebliche Auswirkungen auf unser Leben, unsere Umwelt und unser Wirtschaften hat – selbst wenn es gelingt, den Anstieg der Erdtemperatur auf unter zwei Grad zu begrenzen. Alle Wirtschaftsbereiche – auch die Landwirtschaft selbst – müssen ihr Wirtschaften deutlich stärker verändern als bisher, um die Klimaziele von Paris zu erreichen. Wir brauchen aber auch eine klare Strategie, um unsere Umwelt widerstandsfähiger gegen die Folgen der Klimakrise zu machen, die heute schon spürbar sind.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bettina Hoffmann

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