Frage an Bettina Hagedorn von Rolf Q. bezüglich Gesundheit
Meine Frage an meine Bundestagsabgeordnete: Einfluss des Bundestages bei den Medien, hier: Fernsehen über das Rauchen. Zunächst großes Kompliment zu Ihrem ablehnenden Abstimmungsverhalten bei der geplanten Diätenerhöhung!! Meine Tochter starb letztes Jahr an Lungenkrebs. Mag sein, dass ich seit dieser Zeit extrem empfindlich auf Szenen in Filmen und Fersehserien reagiere, in denen geraucht wird. Erfreulicherweise hat die Große Koalition Bewegung in das Thema "Rauchverbot" gebracht, doch gerade Jungschauspieler in den sog. "Soaps" liefern Jugendlichen ein Alibi für den Beginn mit dem Rauchen. Wenn man erst einmal angefangen hat, fällt es sehr schwer damit aufzuhören! Frage: wird in dieser Richtung etwas unternommen?
Mit freundlichem Gruß
Rolf Querfurth
Sehr geehrter Herr Querfurth,
vielen Dank für Ihre Frage zum Thema Gesundheit und zur schädlichen Vorbildwirkung von Rauchen in der Öffentlichkeit und im Fernsehen.
Das Schicksal ihrer Tochter tut mir ausdrücklich Leid. Zu meiner Schande muss ich zugeben, dass ich selbst - noch - Raucherin bin, obwohl ich mir der zerstörerischen Folgen des Zigarettenkonsums bewusst bin und ich dieses Jahr auf einen immerhin über viele Monate erfolgreichen Versuch des Nichtrauchens zurückblicke, der vorerst gescheitert ist, weil ich offensichtlich nicht stark genug war, diese Sucht zu besiegen. Immerhin versuche ich, meiner Vorbildfunktion gerecht zu werden, indem ich klar zum Nichtraucherschutz stehe und im Bundestag alle Initiativen gegen das Rauchen und für den Schutz von Nichtrauchern namentlich unterstützt habe.
Allein in Deutschland sterben jedes Jahr über dreitausend Menschen an den Folgen des Passivrauchens, die Zahl der Opfer bei den Rauchern ist bei weitem noch höher. Die Aufklärung und Sensibilisierung beim Thema Zigarettenkonsum ist daher immens wichtig für Erwachsene aber vor allem für Jugendliche und Kinder - zur Prävention, aber auch, um Raucher nachträglich zu der Einsicht zu leiten, dass sie sich selbst und auch ihren Mitmenschen irreparable Schäden zufügen und in eine Abhängigkeit geraten.
Ich teile jedoch die Ansicht der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Sabine Bätzing, dass das Ansinnen, die Darstellung von Zigarettenkonsum in Filmen und Serien gänzlich zu verbieten einer Zensur gleichkommen würde, die in einer Mediendemokratie nicht der richtige Weg sein kann. Es gibt viele hervorzuhebende Beispiele, wie der Verzicht auf Rauch-Szenen in Filmproduktionen, öffentlich als vorbildlich ausgezeichnet werden kann, um nachhaltig das Image „Rauchen ist cool“ ins Gegenteil zu verkehren. Ziel muss es sein, den Jugendlichen das Vorbild des Nichtrauchers langfristig positiv zu verankern.
Das Rauchfrei-Siegel wird vom Aktionsbündnis Nichtrauchen an Fernsehproduktionen verliehen, die bewusst auf positive Darstellung von Rauchern verzichtet. Die Initiative „Be Smart – Don’t Start“ ist ein Wettbewerb für Schüler und Schülerinnen der Klassen 6 bis 8, an dem im Schuljahr 2006/07 320.000 Schüler aktiv teilgenommen haben. Die beteiligten Schüler dürfen auch abstimmen, welche der vorbildlichen Fernsehproduktionen mit dem Rauchfrei-Siegel ausgezeichnet werden.
Gerade bei Jugendlichen ist eine derartige Aufklärung von enormer Wichtigkeit, um gerade den frühen Einstieg beim Zigarettenkonsum zu verhindern. Der Staat fördert Initiativen, wie das Rauchfrei-Siegel und „Be Smart, Don’t Start“, um die Jugendlichen nicht nur durch Verbote sondern viel wirkungsvoller durch Aufklärung zu dem Entschluss zu bringen, das Rauchen aufzugeben oder im besten Fall gar nicht erst anzufangen.
Im Übrigen ist es meine Meinung, dass die aktuell ergriffenen gesetzlichen Regelungen zum Verbot des Rauchens im öffentlichen Raum und zum strikt erschwerten Zugang beim Kauf von Tabakwaren auch über Automaten bereits sehr stark zum Bewusstseinswandel in der Gesellschaft beigetragen haben und sich langfristig stark präventiv bewähren werden. Neben diesen sicher erfolgreichen Gesetzesinitiativen, muss unser Schwerpunkt die Aufklärung und Sensibilisierung für die schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen von Zigarettenkonsum, ganz besonders bei jungen Menschen, sein. Auch künftig werde ich gemeinsam mit der Drogenbeauftragten, Sabine Bätzing, und der SPD-Bundestagsfraktion diesen Weg der Prävention mit ganzer Kraft unterstützen
Mit freundlichen Grüßen
Bettina Hagedorn