Frage an Bettina Günter von Thomas H. bezüglich Verkehr
Wie ist ihre Position zum Lärmschutz an der Avus in Nikolassee?
Ich befürworte mehr Lärmschutz an innerstädtischen Autobahnen und S-Bahnen. Das gilt auch für die Wohngebiete in Nikolassee auf beiden Seiten der S-Bahntrasse der S1 und S7 sowie der Avus in Richtung Dreilinden.
Es gab einmal den Plan, eine 6-Meter hohe Lärmschutzmauer an der Alemannenstraße in Nikolassee zu errichten. Eine Anwohnerinitiative hat das verhindert, vor allem mit dem Argument, dass die 6-Meter hohe Mauer auf dem Bahndamm die Bebauung der niedrigen Ladenzeile vor Ort proportional überragen würde. Diese einseitige Mauer hätte außerdem die Lärmbelästigung für die Anwohner_innen auf der anderen Seite von S- und Autobahn noch deutlich erhöht. Insofern bin ich auch gegen diese Lärmschutzlösung. Leider ist dann auf Lärmschutzwände ganz verzichtet worden, was für die Anwohner_innen suboptimal ist.
Ein intelligenter Lärmschutz muss nicht 6 Meter hoch sein. Wenn die Mauer zum Beispiel aus Glas besteht und nach innen gebogen ist, bzw. an der Bahn und Autobahn jeweils Mauern stehen würden, können auch kleinere Mauern verwendet werden.
Man muss zwischen Lärmschutz für die Schiene und für die Autobahn unterscheiden.
Im Schienenverkehr werden auf lange Sicht leisere Räder und Bremsen eingeführt. Gleichzeitig können Schienen, Brücken und das Gleisbett gedämmt werden. Das ist zum Teil als Ersatz für die 6m-Schallschutzmauer so erfolgt. Zusätzlich sind m.E. halbhohe Lärmschutzwände sinnvoll wie sie in Berlin an S-Bahn und Autobahntrassen vielfach erprobt sind. Diese sind bisher allerdings nicht geplant. Hier werde ich mich für mehr Lärmschutz einsetzen.
Als es um die 6m-Mauer ging, war die Autobahn in das Lärmschutzkonzept nicht einbezogen, da es „nur“ um eine Änderung der Bahntrasse ging. Forderungen, beide Lärmquellen gemeinsam zu betrachten, wurden nicht erfüllt.
Bei der nun geplanten Sanierung der AVUS im Bereich Nikolassee ist lediglich ein Flüsterasphalt geplant. Diese Lösung halte ich für problematisch. Flüsterasphalt ist offenporig und absorbiert damit einen Teil des Lärms, - vor allen den, der durch den Rollwiderstand der Räder entsteht. Die Poren setzen sich jedoch nach und nach zu. Die lärmdämmende Wirkung nimmt also nach und nach ab.
Da die Chance auf Lärmschutz nur bei einer Veränderung an der Trasse, z.B. von 2- auf 3-spurig besteht und ich diese aus ökologischen Gründen kritisch sehe, möchte ich mich aber auch nicht mit dem Flüsterasphalt zufrieden geben, sondern fordere auch bei der aktuellen Sanierung eine Deckelung zu prüfen. Diese wurde bislang mit pauschalen Kosten abgelehnt, ohne zu berücksichtigen, dass die AVUS ja bereits in Trog-Lage liegt. Sollte die Deckelung nicht realisierbar sein, müssen bei der geplanten Sanierung zusätzlich Lärmschutzwände oder zumindest eine lärmdämmende Beschichtung der Mauern im Brückenbereich an der Autobahn erfolgen.
Eine niedrige Lärmschutzwand wäre zudem an der Avus zum Fahrrad- und Skaterstrecke am Kronprinzessinenweg und an der S-Bahn am Schlachtensee sinnvoll, um die Attraktivität des Naherholungsgebietes und des Hundeauslaufgebietes zu erhöhen.
Wer soll das bezahlen? Lärmschutzmaßnahmen sind im Bundesverkehrswegplan eingeplant und Teil der Baukosten. Der größte Teil davon sind Bundesmittel. Berlin hat in den letzten Jahren einen Teil der ihm zustehenden Mittel gar nicht ausgeschöpft. Es kommt hier vor allem darauf an, diese zu beantragen.
Viele Grüße
Bettina Günter