Frage an Bernhard Schmitt von Britta A. bezüglich Familie
Ich bin Erzieherin und unterrichte in der Erzieherausbildung und bin zweifache Mutter.
Seit langem sehe ich immer mehr die Diskrepanz zw. dem was Politik/Wirtschaft will und dem was Kindern wirklich gut tut. Das sozialpäd. Konzept "Bildung von Anfang an" wird hoch gehalten, während in den vergangenen Jahren Psychotherapeuten mehrfach offene Briefe an den Bundestag schrieben, dass sie das im Sinne der gesunden emotionalen Entwicklung des Kindes und geltenden Bindungstheorien sehr kritisch sehen. Kinder brauchen in den ersten Lebensjahren EINE feste Bezugsperson, Mama/Papa, als verlässl. Begleiter im Alltag. Keine Kita kann dies leisten. Jede Erzieherin hat Urlaubsanspruch, ist krank,wechselt die Stelle. Es gibt vers. Schichtdienste, so dass kein Kleinkind eine beständige Bezugsperson hat. Bei den Personalschlüsseln ist individuelle Betreuung kaum möglich. Wechselt das Kind von der Krippe in die Kitagruppe, wird die "Hauptbezugsperson" entzogen. Die Auswirkungen tauchen viel später auf (Bindungsfähigkeit). Studien zeigen, dass ganztagsbetreute Kinder häufig unter einem chronischen Anstieg der Stresshormone leiden ( mögliche Folge: ADHAS/Konzentrationsstörungen)
Mütter definieren sich - weil von Wirtschaft/Politik und inzwischen auch gesellschaftl. als Wert geltend - über das Bruttosozialprodukt. Der Spagat ist kaum zu leisten! Noch nie gab es so viele Frauen mit Burn-Out! Doch wer bewußt wie ich zu Hause bleibt, den bestraft der Rentenbescheid und gesellschaftl. Unverständnis.
Wollen wir wirklich eine zukünftige Gesellschaft von hoch gebildeten aber psychisch-emotional verkorksten Menschen?
Wie kann diesem Wahnsinn ein Ende bereitet werden? Und Familie finanziell, als auch gesellschaftlich wieder wertgeschätzt werden?
Sehr geehrte Frau A.,
vielen Dank für Ihre wichtige Frage. Ich kann Ihnen zu 100 % zustimmen. Die ÖDP fordert für Eltern bis zum dritten Lebensjahr des Kindes ein sozialversicherungspflichtiges Erziehungsgehalt von 1.000,- €. Das ist spielend finanzierbar, da alleine die Personalkosten einer Kinderkrippe mit 1.000 €/Kind subventioniert werden. Dazu kommen natürlich noch die Kosten für Gebäude und Energie. Die Folgekosten für die von Ihnen zutreffend geschilderten stark zunehmenden psychischen Krankheiten müsste man separat ermitteln. Wie erwähnt
sollen von diesem Erziehungsgehalt auch die Sozialversicherungen abgeführt werden. Damit gewinnen die Eltern auch zusätzlichen Rentenanspruch. Darüber hinaus muss die Erziehungsarbeit auch nach dem dritten Lebensjahr stärker berücksichtigt werden. Hier kommt es auch nicht nur darauf an, dies politisch zu beschließen. Diesen Beschlüssen muss auch ein entsprechender Staatszuschuss in die Rentenkasse folgen. Die Differenz zwischen politischen Beschlüssen zur Rente, die nicht durch einen entsprechenden Staatszuschuss gedeckt sind, beläuft sich auf mittlerweile 700 Mrd €. Letztlich müssen wir hier die Wirtschaft vor sich selbst schützen, denn kein Arbeitgeber hat ein Interesse an psychisch angeschlagenen Mitarbeitern. Aber das ist das Problem der Wirtschaftspolitik unserer bisherigen Regierungen, die sich auf die Effekte beschränkt, die innerhalt einer Wahlperiode zu erwarten sind. Die ÖDP steht für enkeltaugliche Politik.
Herzliche Grüße
Bernhard Schmitt